Eine ganz besondere Legende würde 80: Jimi Hendrix

Von Ingo Neumayer

Jimi Hendrix revolutionierte das Gitarrenspiel, wurde binnen weniger Jahre zum bestbezahlten Musiker der Welt, sorgte für ikonische Rockmomente – und starb unter tragischen Umständen am 18. September 1970. Seinen 80. Geburtstag hätte er am 27. November 2022 feiern können.

Geboren am 27. November 1942 in Seattle, brachte sich Jimi Hendrix das Spielen nach Gehör selbst bei. Mit 24 Jahren fängt alles damit an: Am 16.12.1966 erscheint "Hey Joe", die erste Single von Jimi Hendrix. Drei Wochen später landet der Song in den britischen Charts – der Grundstein für eine steile Karriere ist gelegt.

Geboren am 27. November 1942 in Seattle, brachte sich Jimi Hendrix das Spielen nach Gehör selbst bei. Mit 24 Jahren fängt alles damit an: Am 16.12.1966 erscheint "Hey Joe", die erste Single von Jimi Hendrix. Drei Wochen später landet der Song in den britischen Charts – der Grundstein für eine steile Karriere ist gelegt.

Die Musikwelt ist nachhaltig beeindruckt, und zwar in allen Lagern. Ob Cher, Frank Zappa, Deep Purple oder Wilson Pickett – sie alle covern im Anschluss Hendrix' Nummer über einen Mann, der seine Freundin erschießt, weil sie was mit einem anderen hatte.

Doch es ist nicht der krasse, als frauenverachtend kritisierte Text, sondern vor allem die Musik, für die Hendrix all die Aufmerksamkeit bekommt: Er mixt viel Blues, ein bisschen Jazz und psychedelische Klänge mit harten Rockriffs und begeistert damit sowohl die Love-and-Peace-Fraktion der Hippies als auch die Rocker, die es gerne etwas heftiger mögen.

Hendrix singt seine Songs zwar auch, doch es ist in erster Linie sein Gitarrenspiel, das die Menschen umhaut. Er reichert seinen Sound mit diversen Effekten an, macht ausgiebigen Gebrauch vom Tremolo-Hebel und vom Wah-Wah-Pedal, übersteuert seine Verstärker und sorgt so für bis dato ungehörte Klänge.

Er demonstriert sein Können mit schier endlosen Solis, in denen er auf bis dahin nicht gesehene, höchst expressive Weise mit seinem Instrument agiert. Hendrix wirbelt, tanzt und posiert, spielt die Gitarre hinter dem Kopf und mit den Zähnen – und setzt, wenn es sein muss, sein Instrument sogar in Flammen.

Mit Hendrix' Erfolg findet eine Bedeutungsverschiebung in der Rockmusik statt. Der Gitarrist gewinnt an Wichtigkeit und Star-Appeal. Er bekommt immer öfter dieselbe Aufmerksamkeitsstufe wie der Sänger einer Band. Eric Clapton, Led Zeppelins Jimmy Page oder Ritchie Blackmore von Deep Purple, die sich alle auf Hendrix berufen, sind da nur die prominentesten Beispiele.

Obwohl Hendrix aus Seattle an der Westküste Amerikas stammt, feiert er seine ersten Erfolge in Europa. Musikmanager und Animals-Bassist Chas Chandler hat ihn in einem Club in New York gesehen. Ab dann arbeiten die beiden zusammen. Hendrix gibt seinen Künstlernamen Jimmy James auf und folgt Chandler ins "Swinging London".

Mode, Musik, Film – London ist damals die Welthauptstadt der Jugendkultur. Hier stößt Hendrix auf den Bassisten Noel Redding (re.) und den Drummer Mitch Mitchell (li.), mit denen er im September 1966 die Jimi Hendrix Experience gründet.

Ihren ersten Liveauftritt bestreitet die Band am 13. Oktober 1966 im Vorprogramm des französischen Popsängers Johnny Hallyday in Évreux, einer Kleinstadt in der Normandie. Danach folgen Auftritte in München, etwas später auch in Hamburg, Berlin, Kiel und sogar in Herford.

Erst im Sommer 1967 treten die drei das erste Mal in den USA auf. Dann aber gleich mit einem mächtigen Wumms: Beim Monterey-Festival, das als Geburtsstunde der Flower-Power-Bewegung an der amerikanischen Westküste gilt, sorgt Hendrix für einen ikonischen Moment der Rockgeschichte: Beim abschließenden "Wild Thing" zündet er seine Gitarre an und zerschmettert sie auf der Bühne.

Hendrix ist in kürzester Zeit ganz oben angekommen. Seine ersten drei Alben landen alle in den Top Ten der britischen und der amerikanischen Charts, wegen seiner spektakulären Auftritte bekommt er Angebote ohne Ende und ist quasi nonstop auf Tournee. Nach Monterey spielt er auch bei den legendären Festivals in Woodstock und auf der Isle Of Wight.

Auch der Respekt der Kollegen ist groß. The-Who-Gitarrist Pete Townshend attestiert ihm, er habe das E-Gitarrenspiel revolutioniert und die Rockwelt auf den Kopf gestellt. Und Eric Clapton ist sich angesichts dessen, was er bei seinem ersten Hendrix-Konzert auf der Bühne sieht, sicher: "Wir können einpacken. Das Spiel ist vorbei."

Doch im Gegensatz zu seinem Talent sind die Schattenseiten seiner Karriere durchaus gewöhnlich: Hendrix, der Ende der 60er als bestbezahlter Rockmusiker überhaupt gilt, gönnt sich Allüren. Er streitet mit Management, Veranstaltern und Plattenfirmen um Einnahmen, feuert seine Mitmusiker, weil ihm eine andere musikalische Richtung vorschwebt. Das hat man so oder so ähnlich schon bei vielen anderen gesehen.

Und dann sind da noch die Drogen und der Alkohol. Im Suff wird der sonst eher zurückhaltende Hendrix aggressiv und gewalttätig. Und sein zunehmender Drogenkonsum führt dazu, dass ihm immer mehr Auftritte misslingen. Er verspielt sich, vermasselt Übergange, redet seltsames Zeug, bricht Konzerte einfach ab.

Auch sein letzter Auftritt am 6. September 1970 steht unter keinem guten Stern. Das Love-and-Peace-Festival auf der Ostseeinsel Fehmarn kämpft mit marodierenden Rockerbanden – und mit der Witterung: Wegen Sturm und Regen kommt es immer wieder zu Verzögerungen und Abbrüchen. Auch Hendrix' Auftritt wird verschoben. Statt als Headliner am Samstagabend spielt er am Sonntagmittag, direkt danach fährt er nach London.

Keine zwei Wochen später ist Jimi Hendrix tot. Er stirbt am 18. September 1970 an einer fatalen Kombination aus Rotwein und zu vielen Schlaftabletten. Die Musikwelt, da sind sich alle einig, hat einen ihrer Größten verloren.

Doch Jimi Hendrix bleibt auch nach seinem Tod präsent – und das bis heute. Er erhält posthume Ehrungen und Auszeichnugen, sein Leben wird verfilmt, seine Songs von Künstlern wie The Cure, Red Hot Chili Peppers oder Seal interpretiert. Auch über 50 Jahre nach seiner ersten Single ist sein Ruhm kein Stück verblasst: Vielen Kritikern und Musikern gilt er bis heute als wichtigster und bester Rockgitarrist überhaupt.

Stand: 14.11.2022, 13:58 Uhr