Rock, Poesie, Exzesse: Jim Morrison wäre 80 geworden

Von Ingo Neumayer

Jim Morrison war Rockstar und Poet, beherrschte die leisen Töne genauso wie die wilden Gesten. Am 8. Dezember 1943, vor 80 Jahren, wird Jim Morrison in Florida geboren. Im Alter von 27 Jahren stirbt der Sänger von "The Doors" 1971 in Paris.

Er sah fantastisch aus, er konnte toll singen und auch seine Texte trafen Ende der 60er den Zeitgeist: Jim Morrison wurde mit den Doors innerhalb kurzer Zeit zur weltweiten Ikone.

Morrisons Vater ist in der Army, die Familie zieht oft um. Freunde hat der kleine James kaum, also verschlingt er schon in jungen Jahren alle Bücher, die er bekommen kann. Auch im College fällt er als Leseratte auf. Kafka und Nietzsche, Kerouac und Baudelaire, Plutarch und Camus – seine literarischen Einflüsse finden sich in Klassik, Existenzialismus und der modernen Beat-Kultur.

Mitte der 60er ist Morrison in Kalifornien gelandet. Er geht auf die Filmschule in Los Angeles und lebt in den Tag hinein. Angeblich ernährt er sich monatelang nur von Dosenbohnen und LSD. Eines Tages spricht ihn sein Kommilitone Ray Manzarek (2.v.l.) auf seine Texte und Gedichte an. Die seien "Rock Group"-Material, so Manzarek. Also holen sich die beiden Robbie Krieger (re.) und John Densmore (li.) dazu und gründen die Doors.

Zum Bandnamen inspiriert die Vier das Buch "The Doors of Perception" ("Die Pforten der Wahrnehmung") von Aldous Huxley, in dem der britische Schriftsteller die Auswirkungen von psychedelischen Drogen auf sein Bewusstsein beschreibt. Die Konzerte der Band leben vor allem von der Aura und vom energischen Gebaren ihres Sängers. Kein Wunder, dass schon kurz nach der Bandgründung die ersten Angebote von Plattenfirmen auf dem Tisch liegen.

Im Januar 1967 erscheint das schlicht "The Doors" betitelte Debütalbum, das die Band direkt in die Charts katapultiert. Songs wie "Break On Through" oder "Light My Fire" werden zu globalen Hits. Die Doors landen schnell in der Tretmühle aus Plattenaufnahmen, Presseterminen und Auftritten rund um die Welt – unter anderem auch vor dem Frankfurter Römer.

Dabei steht natürlich Sänger und Texter Morrison besonders im Focus. Schließlich bringt er alles mit, was ein Rockstar in den 60ern braucht: das Aussehen, die leicht mysteriöse Aura und ein ordentliches Maß an Rebellion.

Neben Alkohol, Drogen und philosophischen Exkursen hat Morrison ein großes Interesse daran, das "Establishment" vor den Kopf zu stoßen. Er benutzt anstößige Wörter in Texten und Interviews, zieht sich auf der Bühne aus, stachelt das Publikum zu Ausschreitungen an. Morrison wird mehrmals verhaftet, im Dezember 1967 sogar während eines Auftritts. Er soll vorher einen Polizisten beleidigt haben.

Nicht nur als Rebell, auch als Zauberer gibt Morrison eine gute Figur ab.

Die Doors werden zu einer der populärsten Bands der ausklingenden 60er Jahre und veröffentlichen im Jahrestakt neue Songs und Alben. Vor leeren Rängen müssen sie nur beim Soundcheck spielen. Doch der riesige Erfolg verändert vor allem Morrison.

Er lässt sich einen Bart stehen und trägt Ponchos statt enger Lederhosen. Sein Verhalten auf der Bühne und in der Öffentlichkeit wird zunehmend erratischer.

Morrisons Alkohol- und Drogenkonsum nimmt bedrohliche Ausmaße an. Immer öfter muss er Auftritte absagen oder abbrechen, und auch die Songs, die die Doors in ihrer Spätphase aufnehmen, haben teilweise nicht mehr die Klasse früherer Tage. Am 3. Juli 1971 dann der Schock für alle Fans: Morrison wird in Paris tot in einer Badewanne gefunden. Offizielle Todesursache: Herzversagen.

Genau wie kurz vor ihm Jimi Hendrix, Janis Joplin und Brian Jones stirbt auch Morrison mit nur 27 Jahren. Doch die Fans halten sein Andenken bis heute lebendig: An seiner Grabstätte auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise finden regelmäßig Treffen von Morrison-Bewunderern statt. Und man kann sicher sein: Auch wenn sich noch diverse Mythen um seinen Tod ranken, viele Fans pilgern nach wie vor zu seinem Grab und gedenken der Legende Jim Morrison.

Stand: 08.12.2023, 11:21 Uhr