Musikalische Rampensau: Götz Alsmann wird 65

Von Ingo Neumayer

Musikalisch, schlagfertig, wortgewandt, stillvoll, gebildet: Götz Alsmann ist ein Entertainer, wie er im Buche steht. Am 12. Juli 2022 feiert der Tolle mit der Tolle seinen 65. Geburtstag.

Brille, Tolle, Mucke: Wer bei der Kombination dieser drei Begriffe nicht an Götz Alsmann denkt, hat in den vergangenen 30 Jahren einen großen Bogen um Radio, Fernsehen und Konzertsäle gemacht.

Brille, Tolle, Mucke: Wer bei der Kombination dieser drei Begriffe nicht an Götz Alsmann denkt, hat in den vergangenen 30 Jahren einen großen Bogen um Radio, Fernsehen und Konzertsäle gemacht.

Geboren am 12. Juli 1957 in Münster, wird schon in der Schule klar: Alsmann ist anders als die anderen. Denn während seine Altersgenossen Beatles, Deep Purple und Slade hören und sich von der Musik der Altvorderen abgrenzen, kann Alsmann gar nicht genug bekommen vom Sound der Vergangenheit: Schlager der 40er und 50er, Broadway-Songs, Jazz, Operetten, Lustspiele, klassische Entertainer und Chansonniers – Alsmann hört alles. Auch aktiv spielt Musik eine große Rolle für ihn: Seit seinen frühen Teenagertagen spielt der begabte Multi-Instrumentalist in diversen Bands und Ensembles.

Nicht nur die Praxis, auch die Theorie der Musik liegt Alsmann am Herzen: Er promoviert in Musikwissenschaft und schreibt Anfang der 1980er für die Musikzeitschrift Spex, das Lieblingsblatt der intellektuellen Popkulturfans. Auch der WDR wird schnell aufmerksam auf den eloquenten und unterhaltsamen Mann mit dem lexikalischen Musikgedächtnis: 1985 fängt Alsmann an zu moderieren, 1986 bekommt er sein eigenes Radioformat: die "Professor Bop Show".

Alsmann im Radio zu hören, ist ein großer Spaß, ihn zu sehen aber auch: Ab 1986 moderiert er im WDR Fernsehen die Lifestyle-Sendung "Roxy - das Magazin für den jungen Erwachsenen".

Show-Giganten unter sich: Im Gespräch mit Jürgen von der Lippe zeigt sich Alsmann so, wie man ihn nur ganz selten in der Öffentlichkeit erlebt - ohne Brille.

Mit seiner Radioshow bleibt er dem WDR treu, im Fernsehen versucht sich Alsmann jedoch an verschiedenen Formaten bei verschiedenen Sendern: Bei RTL moderiert er die "Gong Show"...

... auf Vox tritt er für das Lifestyle-Magazin "Avanti" vor die Kamera.

Seine musikalische Karriere wird aber nicht vernachlässigt: Alsmann nimmt regelmäßig Platten auf, geht auf Tournee und präsentiert dabei Musik aus den verschiedensten Genres und Epochen: Swing und Schlager, Sinatra und Lehár, obskure Jazz-Nummern und große Broadway-Hits. Nur mit moderner Pop- und Rockmusik kann er nichts anfangen, bekennt Alsmann freimütig.

Auch optisch hat er es gerne klassisch: Anzug, Krawatte, Einstecktuch – Alsmann tritt in der Öffentlichkeit stets gut gekleidet auf. Wer sich angemessen kleide, bekunde dem Gegenüber Respekt, sagt er einmal. Zudem steigere man so sein Selbstwertgefühl. Und davon scheint der Vollblutentertainer Alsmann tatsächlich eine Menge zu haben.

1996 erhält Alsmann das Angebot, zusammen mit Christine Westermann die WDR-Sendung "Zimmer frei!" zu moderieren. Ursprünglich ist die Show nur als Lückenfüller für die Sommerpause geplant, Alsmann bezeichnet sie sogar leicht despektierlich als "Bildschirmschoner".

Doch die charmant-chaotische Sendung wird ein Riesenerfolg und in den kommenden zwei Jahrzehnten zur festen Konstante in den Wohnzimmern der Fernsehzuschauer. Nicht nur Westermanns und Alsmanns Karriere nimmt durch "Zimmer frei!" große Fahrt auf. Auch Kolleginnen und Kollegen wie Cordula Stratmann (li.) oder Eckart von Hirschhausen (re.) nutzen die Sendung als Sprungbrett ins Showbusiness.

Bei "Zimmer frei!" kommen Alsmanns Schlagfertigkeit und Improvisationstalent zur vollen Entfaltung. Schnell gilt er als eine der größten und unterhaltsamsten "Rampensäue" im deutschen Fernsehen. Auch die Gäste der Sendung machen die irren Spiele von Christine und "Götzimausi" gerne mit. Sei es Grünen-Politikerin Claudia Roth, die sich rigoros umstylen lässt ...

... oder Til Schweiger, der sich als "Zweibrusthase" zum Affen macht.

Alsmann wird zwar mit "Zimmer frei!" zum TV-Star, doch er vernachlässigt seine anderen Professionen nicht. Im Radio ist er weiterhin zu hören, und auch seine Musikkarriere treibt er mit Elan und Erfolg voran. Ob Echo oder Goldene Stimmgabel, Jazz Award oder Louis-Armstrong-Gedächtnispreis, Grimme- oder Comedypreis – neben Platten, Vasen und Hawaii-Gitarren kann Alsmann auch bald eine umfangreiche Sammlung an Preisen und Auszeichnungen anlegen.

Auch die WDR 4-Sommerkonzerte, die Alsmann regelmäßig in Köln veranstaltet, sind ein voller Erfolg. Und das nicht deshalb, weil sie keinen Eintritt kosten.

Sondern weil es Alsmann jedesmal aufs Neue gelingt, mit Stargästen wie Ingrid Peters (li.), Wencke Myhre oder Pe Werner ein mitreißendes Programm auf die Beine und Bühne zu stellen.

2011 wird Alsmann zum Honorarprofessor der Musikhochschule der Uni Münster ernannt. Seine Antrittsvorlesung, die er stilecht mit Ukulele bestreitet, beschäftigt sich mit dem Thema "Die ersten hundert Jahre des deutschen Unterhaltungsliedes".

2016 wird "Zimmer frei!" nach 694 Sendungen in 20 Jahren eingestellt und mit einer großen Zeremonie verabschiedet.

Füße hochlegen? Von wegen! Alsmann hat auch nach dem Ende von "Zimmer frei!" gut zu tun. Unter anderem im WDR-Radioprogramm. Auf WDR 3 moderiert er die Jazzsendung "Persönlich", in der er Platten aus seinem Privatarchiv spielt. Und "Go Götz Go!", seine Sendung auf WDR 4, ist ohnehin schon eine Institution. Seit 2000 präsentiert er dort höchst kurzweilig und faktenreich seine ganz eigene Interpretation von "Easy Listening".

Götz Alsmann wirkt ja schon immer ein bisschen wie aus der Zeit gefallen. Von daher sind wir bei WDR 4 uns sicher, dass sich auch mit seinem 65. Geburtstag am 12. Juli 2022 nicht allzu viel bei unserem Kollegen ändern wird. Er wird weiter bestens gekleidet und bestens informiert seiner großen Liebe und Leidenschaft frönen: der Musik. Herzlichen Glückwunsch!

Stand: 11.07.2022, 13:35 Uhr