Cat Stevens: Teenie-Star, Hippie-Ikone und Konvertit

Von Ingo Neumayer

Mit sanfter Stimme und Hits wie "Father And Son" und "Morning Has Broken" fasziniert Cat Stevens seit den 60er Jahren Millionen von Fans weltweit. Am 21. Juli 2023 wird er 75 Jahre alt und wir gratulieren herzlich.

Der Vater kommt aus Zypern, die Mutter aus Schweden, er selbst wird in London geboren – und zwar als Stephen Demetre Georgiou. Cat Stevens ist schon früh mit einer Vielzahl an kulturellen Einflüssen gesegnet. Als er zum ersten Mal die Beatles hört, ist es um ihn geschehen: Musik machen steht für ihn fortan ganz oben auf der Liste.

Mehrere Versuche, eine Band auf die Beine zu stellen, scheitern. Also versucht er es solo und tingelt mit seiner Gitarre durch die Londoner Clubs und Cafés.

Seinen sperrigen Nachnamen "Georgiou" wirft er als Sänger schnell über Bord. "Stevens" leitet er von seinem Vornamen ab, zu dem Zusatz "Cat" kommt er dank einer Freundin, die von seinen Augen fasziniert ist. Außerdem setzt er auf die Tierliebe seiner potenziellen Fans: "Tiere mag doch jeder, oder?"

Mit 18 bekommt Cat Stevens einen Plattenvertrag, und schon die zweite Single "Matthew And Son" wird ein Riesenhit in England und schafft es auf Nummer Zwei der Charts. Übrigens: Den Bass bei der Aufnahme spielt John Paul Jones, der wenig später mit Led Zeppelin für Furore sorgen sollte.

Er ist jung, sieht gut aus, hat eine tolle Stimme und ein Händchen für Melodien: Cat Stevens ist in den 60ern ein waschechter Teeniestar. Auch sein Songwriting-Talent ist erstaunlich: Nicht nur er selbst, auch andere haben Erfolg mit seinen Nummern. So stammt der Tremeloes-Hit "Here Comes My Baby" genauso aus seiner Feder wie "The First Cut Is The Deepest", das von P.P. Arnold, Rod Steward oder Sheryl Crow gecovert wird.

1969 erkrankt Stevens schwer an Tuberkulose. Er ist dem Tod nahe und verbringt Monate in Krankenhäusern und Sanatorien. Die Erfahrung ist ein Einschnitt für ihn: Er beschäftigt sich mit Religion und Spiritualität, meditiert, macht Yoga und wird Vegetarier. Auch seine Songs werden fortan philosophischer und ernsthafter.

"Morning Has Broken", "Father And Son", "Wild World": Anfang der 70er ist Cat Stevens in aller Munde. Seine melancholische Art und seine sanfte Stimme sind die perfekte Begleitmusik zum Ausklang der Hippie-Ära.

Auch im Kino ist Cat Stevens zu hören. Er ist für den Soundtrack der schwarzen Komödie "Harold & Maude" zuständig, die 1971 in die Kinos kommt und zu einem echten Kultfilm wird.

In den folgenden Jahren probiert sich Stevens musikalisch immer mehr aus: Er lässt Funk- und Soul-Elemente in seine Songs einfließen, experimentiert mit ausufernden Stücken im Stile einer Rock-Oper, benutzt Keyboards und Synthesizer.

1976 macht Stevens eine weitere Nahtod-Erfahrung: Er ertrinkt beinahe, als er vor Malibu im Pazifik schwimmen geht. Mit letzter Kraft und vielen Gebeten zu Gott schafft er es an Land. Seine Suche nach spiritueller Erleuchtung wird dadurch weiter verstärkt, und als ihm sein Bruder eine Ausgabe des Korans schenkt, findet Stevens dort alles, was er gesucht hat.

1977 konvertiert Stevens zum Islam, wenig später benennt er sich in Yusuf Islam um. 1979 gibt er ein vorerst letztes Konzert im Londoner Wembley-Stadion, danach legt er seine Musikkarriere auf Eis. Er weist Plattenfirmen an, seine Platten nicht mehr zu verkaufen und zieht sich jahrelang komplett aus der Öffentlichkeit zurück. 1989 wird er beschuldigt, die Fatwa von Ayatollah Khomeini gegen den Schriftsteller Salman Rushdie zu unterstützen. Yusuf fühlt sich falsch verstanden und streitet die Vorwürfe ab.

Ab Mitte der 90er Jahre kehrt Yusuf Stück für Stück ins Rampenlicht zurück. Er tritt wieder auf, veröffentlicht neue Aufnahmen, versöhnt sich mit seiner eigenen musikalischen Geschichte und findet wieder Gefallen an den Songs, die er jahrzehntelang ignoriert hat. Auch jüngere Bands wie Pearl Jam verehren Yusuf und holen ihn gerne als Gast auf die Bühne.

Cat Stevens? Yusuf Islam? Oder nur Yusuf? Die Namen bedeuten relativ wenig. Was zählt, sind die unsterblichen Songs, die der Mann uns im Laufe der Jahre beschert hat.

Stand: 18.07.2023, 15:57 Uhr