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Der holländische Architekt Mathieu Lauweriks arbeitet seit den Neunzigerjahren des 19. Jahrhunderts an einer Entwurfstheorie und -methode, die auf geometrischen Verhältnissen und der "Kenntnis der natürlichen Proportionsgesetze" beruht. Lauweriks, Chefredakteur der Amsterdamer Zeitschrift "Architectura", hat sich dafür mit vielen verschiedenen Entwurfsystemen auseinander gesetzt.
Göttliche Ordnung als Designgrundlage
Sein Ansatz geht von der theosophischen Lehre einer göttlichen Ordnung aus, die auf einfachen Formen basiert und zu ebenso strengen wie raffinierten Geometrien führt. Gemeinsam mit dem befreundeten Architekten de Bazel kombiniert Lauweriks Grundelemente wie Kreis, Quadrat und Dreieck, aber auch sich wiederholende Strukturen wie mäandernde Ornamente und Spiralen, die er, gläubiger Theosoph, als göttlich ansah.
An seiner Amsterdamer Kunstschule Vahana wird die Methode um 1900 erstmals verbreitet. Sie inspiriert eine ganze Generation junger Architekten und Designer.
Die Methode beeinflusst Künstler in Deutschland
1909 erscheint in der von Lauweriks gegründeten Zeitschrift "Ring" die erste Darstellung seiner Methode auf Deutsch. Sie propagiert einfache geometrische Maße und Proportionen sowie die übergreifende Einheit und Dialektik aller Elemente im Sinne eines Gesamtkunstwerks. Durch seine Lehrtätigkeit an verschiedenen Kunstgewerbeschulen - vier Jahre in Haarlem, fünf Jahre als Professor in Düsseldorf bei Peter Behrens und sieben Jahre als Schulleiter in Hagen wird Lauweriks Methode des Entwerfens nach System auch in Deutschland bekannt. Sein Einfluss ist unübersehbar.
Peter Behrens wird durch Lauweriks zum Systematiker. Adolf Meyer, sein Freund und Meisterschüler in Düsseldorf, bringt diese Denk- und Vorgehensweise später mit ans Bauhaus. Und der Bauhaus-Schüler Marcel Breuer wird seine Stahlrohrmöbel später das "System Breuer" nennen – frei nach Mathieu Lauweriks.