Berlin, 1929. Ein junger und armer Schriftsteller aus den USA sucht nach einer Geschichte für einen Roman. Er kommt in den Kit Kat Club und verliebt sich in die Sängerin Sally Bowles. Das Musical "Cabaret" von John Kander, Joe Masteroff und Fred Ebb erzählt daneben noch eine zweite Lovestory. Die zwischen der Zimmervermieterin Fräulein Schneider und dem jüdischen Obsthändler Herrn Schultz.
Wunderschön und tragisch
Beide Liebesgeschichten sind wunderschön und enden traurig. Denn "Cabaret" ist kein reines Gute-Laune-Musical. Die Nationalsozialisten werden stärker, man spürt die Nervosität, die Unsicherheit, die langsam zur Angst wird. Gleichzeitig gibt es unvergessliche Songs wie "Life is a Cabaret" und "Money makes the world go around". Wie Fräulein Schneider und Herr Schultz in vorgerückten Jahren die Liebe entdecken und "das winzige Wort Heirat" entdecken, treibt einem die Tränen in die Augen.
Drei Inszenierungen von "Cabaret" in NRW
In NRW gibt es gerade drei sehr unterschiedliche Inszenierungen: An der Oper Dortmund die ganz große Bühnenshow, am Düsseldorfer Schauspielhaus wird die Unterschiedlichkeit der Menschen gefeiert. Und im Kleinen Theater Bad Godesberg spielt das Ensemble fast im hautnahen Kontakt zum Publikum. Statt Orchester gibt es eine fünfköpfige Band. Schon durch diese Nähe wird Stefan Krauses Inszenierung besonders intensiv.
Vorstellung im Kleinen Theater in Bonn-Bad Godesberg überzeugt
Sie spielen aber auch wunderbar. Heike Schmidt als Fräulein Schneider und Claus Thull-Emden als Herr Schultz sind das Herz des Abends. Der enorm bewegliche Thull-Emden spielt noch die dazu erfundene Rolle eines Regieassistenten, der vom garstigen Conférencier (Theaterchef Frank Oppermann) gedemütigt wird. In der von mir besuchten Vorstellung sang Zweitbesetzung Marie-Theres Jestädt die Sally. Neben den kraftvollen hat sie auch sehr zerbrechliche Töne und spielt packend realistisch. Ein Musical, das nicht nur unterhält, sondern einen auch emotional durchrüttelt.