John von Düffel: Die Ballade von Robin Hood. Ein Erzählkonzert
Mit Christian Brückner, Caroline Lux, Martin Auer und dem wilden Jazzorchester
Argon Verlag, 2022
1 Stunde 24 Minuten Laufzeit, 20 Euro
Der Mann, der Guten Gutes und Bösen Böses tat
Na, das nenne ich mal einen standesgemäßen Einstieg in eine Rezension, was? Schmetternde Hörner und dröhnende Pauken zaubern mir nix dir nix das Mittelalter im Allgemeinen und Sherwood Forrest im Besonderen vor das geistige, äh, Ohr.
"Hört ihr Leute, lasst Euch sagen, was sich in Sherwood zugetragen. Wer sich im dunklen Wald verbarg, verarmt, geächtet und gejagt. Ein Schrecken seine ganze Bande, für alle Mächtigen im Lande."
Caroline Lux bringt es mit ihrer Moritat eigentlich auf den Punkt. Die Saga von Robin Hood. Dem Mann, der Guten Gutes und Bösen Böses tat. Der besser mit Pfeil und Bogen umgehen kann, als ein Olaf Scholz mit seinen Doppel Wumms.
Die literarischen Anfänge
Robins Geschichte, und die seiner Merry men, seiner fröhlichen Männer, begeisterte Menschen Jahrhunderte lang, wurde ausgeschmückt, verändert und blieb im Kern doch stets die gleiche Botschaft. "Wer sich nicht wehrt, lebt verkehrt".
Kein Wunder also, dass Robin schon früh zum Leinwandhelden wurde. Der erste Streifen kam 1908 als Stummfilm auf die Leinwand. Bis heute sind es laut Wikipedia 28 Spielfilme. Der vorerst letzte stammt aus dem Jahr 2018. Schau’n mer Mal. Und Serien gibt es natürlich, und Hörspiele, und Opern, und Bücher und Computerspiele und so weiter und so fort.
Angefangen hat es literarisch aber viel, viel, sehr viel früher. Anfang des 16. Jahrhunderts nämlich mit der erstmals gedruckte Ballade. "A Gest of Robyn Hode".
"'Man kann sich in Robin Hood leicht täuschen', erwiderte der Sheriff ruhig, 'was ist er schon?'"
Tja, wie wir gehört haben, wird dieser Frage schon seit sehr langer Zeit nachgegangen - Und ob in diesem Robin Hood ein historischer Kern steckt.
Gestützt auf eine Balladensammlung
Nein, aber nein, damit fangen wir erst gar nicht an. Nein, wir stellen jetzt endgültig die Verbindung her, sozusagen den "Missing Link" zu unserem Hörbuch der Woche. Und das, bzw. der ist John von Düffel. Denn der hat sich bei seiner Neu- und Nacherzählung der Saga auf eben diese Balladensammlung "A Gest of Robyn Hode" gestützt. Mit beiden Händen sozusagen.
"Sie standen außerhalb des Gesetzes und hatten nichts zu verlieren, nur ihr Leben."
Ja, auch ich will jetzt nichts mehr verlieren, keine Zeit nämlich und werde hiermit alle Beteiligten an diesem Hörwerk kundtun. Da wäre John von Düffel wie gesagt. Der hat mehr Theaterstücke, Romane und Hörspiele geschrieben, als manch anderer Einkaufszettel.
Dann, the Voice of course, längst erkannt, oder? Christian Brückner als Erzähler. Der Mann, der mit seiner Stimme Kissen ersetzen kann. Musikalisch mehr als nur unterstützt in diesem Erzählkonzert vom wilden Jazzorchester.
Von Jazzattacken bis zu Bierzeltmusik
Ausgedacht hat sich die ganze Musik auf dem Hörbuch, der Leiter dieses brillant wilden Haufens, Martin Auer. Da ist von Jazzattacken bis zu gekonnter Bierzeltmusik wirklich alles dabei. Und last but überhaupt auf keinen Fall least, die schon erwähnte Caroline Lux, die alle Balladen - Moritaten? na ja wie auch immer - kongenial bedient.
"wir rauben und wir stehlen nichts von keinem der wenig hat. Den Reichen nehmen wir reichlich weg. Dann werden alle satt."
Ein besonderes Erzählkonzert
Ja, da wäre dann wohl zum Schluss nur noch die Frage zu klären, lohnt es sich denn wirklich dieser Neuverhörung sein geneigtes Ohr zu leihen? Die Antwort ist ganz einfach: Aber so was von.
Klar, die Geschichte ist bekannt, aber so wie alle Beteiligten sie neu erzählen, interpretieren, präsentieren, das hat große Klasse. Das macht Spaß! Wahrlich für Große und für Kleine; - na ja außer der Schluss von Kapitel sechs, da wird es ein wenig, ...hmm...blutig. Da wäre vielleicht Ohrenzuhalten eine Option. Vielleicht!
Und spannend ist es. Richtig spannend: Das Bogen-Preisschießen von Nottingham zum Beispiel. Wird unser Robin den Häschern entkommen?
Mit anderen Worten: Ja. Dies ist ein Aufruf sich um das Lagerfeuer zu versammeln, welcher Art dieses auch immer sei, und der alten, aber ewig neuen Geschichte vom edlen Robin Hood und seinen Merry Men zu lauschen. Was könnte schöner sein, jetzt zur Winterzeit.