Geschichten über die Germanen

Das Thing

Was war das Thing?

Alle freien Männer eines Stammes versammelten sich regelmäßig auf einem Thing. Das Thing konnte mehrere Tage dauern. Hier wurden Angelegenheiten von allgemeinem Interesse besprochen und Heeres- oder Stammesführer gewählt. Wenn ein Vorschlag nicht gut ankam, gaben die Männer ein Murren von sich, fand man den Vorschlag aber gut, schlug man die Waffen gegeneinander.

Respekt vor den Regeln

Auf dem Thing galten strenge Regeln. Damit diese auch eingehalten wurden, fand das Thing meist an einer heiligen Stätte statt, denn niemand wollte die Götter durch einen Regelverstoß beleidigen. Hier wurde nicht nur über Krieg und Frieden entschieden, die Zusammenkunft diente auch als Gericht. Außerdem wurde über die Aufnahme neuer Mitglieder in das Thing abgestimmt.

Mit lockerer Zunge

Der römische Geschichtsschreiber Tacitus (58 - 120 n. Chr.) berichtete, dass am ersten Tag der Versammlung viel Alkohol getrunken wurde und währenddessen alle wichtigen Themen besprochen wurden. Die eigentlichen Beschlüsse dagegen wurden erst am nächsten Tag gefasst, als alle Teilnehmer wieder nüchtern waren. Das hatte den Vorteil, dass am ersten Tag die Teilnehmer leichter mit „freier Zunge“ redeten. "Streite betrunken, entscheide nüchtern" war eine uralte Thing-Weisheit.

Zusatz-Info:
Das Wort „Thing“ leitet sich vom althochdeutschen Wort „tagading“ ab und hat viele Bedeutungen: Termin, Frist, Übereinkunft, festgesetzter Tag, Aufschub, Waffenstillstand und Gericht. Einige Wörter haben wir heute noch diesen alten Stammesversammlungen zu verdanken: „das Ding“, „Bedingung“, „dingfest machen“ oder sogar der „Dienstag“ leiten sich vom Wort „Thing“ ab.

Stand: 22.07.2015, 12:02 Uhr

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