Die Costa Brava

Barcelona und die Costa Brava

Stand: 07.03.2021, 20:15 Uhr

An der Costa Brava gibt es jenseits von Bettenburgen und vollen Stränden viel zu entdecken: das Dorf Begur mit seinen Villen im kubanischen Stil, die Altstadt von Girona, in der Szenen zu "Game of Thrones" gedreht wurden, oder die Künstlerstadt Cadaqués, der Salvador Dalí seinen Stempel aufgedrückt hat. In Barcelona baut man Castells: Menschentürme mit bis zu zehn Ebenen. Der katalonische Volkssport gehört zum immateriellen UNESCO Weltkulturerbe.

Wanderungen im Wasser und entlang der Küste

Fast an der gesamten Costa Brava entlang führt der 200 Kilometer lange Camí de Ronda. Er geht auf alte Küstenpfade zurück, die früher von Fischern benutzt wurden. Seit der Olympiade 1992 in Barcelona trägt der Fernwanderweg die Bezeichnung GR 92. Der Camí de Ronda erstreckt sich von Blanes bis nach Portbou an der französischen Grenze und ist in 31 Tagesetappen eingeteilt. Wegen des milden Klimas kann man hier das ganze Jahr über wandern. Es gibt auch organisierte Touren mit Gepäcktransport von Hotel zu Hotel.

Das Hinterland der Costa Brava ist ein Geheimtipp für Radfahrer. Die "Vies Verdes", die "grünen Wege", verlaufen auf stillgelegten Eisenbahntrassen. Das Radwegenetz reicht von der Küste bis in die Bergwelt der Pyrenäen. Hier trainieren auch namhafte Radrennprofis und viele -amateure. Aber auch für Genussradler und Mountainbiker gibt es "grüne Wege" in unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden. Eine ganze Reihe Agenturen haben Tagestouren oder komplette Radferien im Programm.

Eine besondere Art, die Küstenlandschaft zu erkunden, sind sogenannte Schwimmwanderungen im offenen Meer. Die gesicherten "Vies Braves" sind ein Meereswegenetz für Schwimmer und Schnorchler und verlaufen – versehen mit Markierungen und Bojen – parallel zu den Küstenwanderwegen. Geführte Schwimmwanderungen werden überall entlang der gesamten Costa Brava angeboten.

Mehrere Schwimmer schwimmen im Meer vor felsiger Küste

Ein besonderer Tipp: die Küste auf geführten Schwimmspaziergängen erleben.

Ein Hauch von Karibik in Begur

Begur ist schöner, alter Ort mit einer besonderen Geschichte: Im 19. Jahrhundert wanderten viele Einwohner nach Kuba aus, um dort ihr Glück zu suchen. Von der Karibikinsel kamen viele von ihnen reich geworden zurück und ließen sich prunkvolle Herrenhäuser errichten. Die sogenannten Casas Indianos im karibischen Kolonialstil sind gut erhalten und prägen neben den Dorfhäusern noch heute das Ortsbild. In einigen von ihnen befinden sich heute Restaurants. Typisch für Begur sind zudem die bis zu zwölf Meter hohen Wehrtürme, die im späten Mittelalter als Fluchtorte gegen Piratenangriffe errichtet wurden.

Peratallada erhebt sich über einem Felsen im Hinterland der Costa Brava. Das mittelalterliche Dorf ist bekannt für seine alten, mit Efeu bewachsenen Natursteinhäuser und Bogengänge. Der Name heißt übersetzt "behauener Stein".

Girona

Girona ist mit rund 100.000 Einwohnern eine der größten Städte an der Costa Brava. Die Universitätsstadt bietet ein reiches Nachtleben. In der historischen Altstadt trifft man auf Fans der Serie "Game of Thrones", die an den Sehenswürdigkeiten die verschiedenen Drehorte der sechsten Staffel wiedererkennen.

Die Ursprünge der Stadt reichen bis in die Zeit der Römer; um das 6. Jahrhundert siedelten die Goten hier. Im Mittelalter hatte Girona eine bedeutende jüdische Gemeinde, die eine der wichtigsten Kabbala-Schulen Europas beherbergte. Das jüdische Viertel ist eines der besterhaltenen in ganz Europa. Die arabischen Bäder wurden Ende des 12. Jahrhunderts von den Mauren nach dem Vorbild ihrer nordafrikanischen Heimat erbaut. Sie sind sehr gut erhalten und können besichtigt werden.

Dominierendes Bauwerk der Stadt ist die Kathedrale, die das breiteste gotische Kirchenschiff der Welt besitzt. Mit dem Bau wurde im 11. Jahrhundert begonnen; fertiggestellt wurde sie aber erst im 18. Jahrhundert. Zum Hauptportal mit seiner barocken Fassade führt eine Freitreppe mit 90 Stufen, die Ende des 17. Jahrhunderts gebaut wurde. Gustave Eiffel, der Erbauer des Eiffelturms, hat auch in Girona seine Spuren hinterlassen: eine Brücke über den Fluss Onyar.

Archäologischer Park Marti d’Empúries

Wer am Strand von Empúries baden geht, blickt auf merkwürdige Ruinen. Sie gehörten einst zur Hafenmole, die 600 v. Chr. von den alten Griechen gebaut wurde, die hier einen wichtigen Handelsstützpunkt namens Emporion unterhielten. Später übernahmen ihn die Römer und brachten ihn zur Blüte. Die Siedlungsreste – Mauern, Säulen, Häuser und Statuen – sind noch vorhanden. Seit mehr als 150 Jahren finden im archäologischen Park Marti d’Empúries Ausgrabungen statt. Erst ein Viertel der antiken Anlage ist bis jetzt freigelegt worden. Die Archäologen fanden Wohngebäude aus der griechischen Frühzeit, aber auch eine gesamte Stadtanlage mit einem römischen Forum, Tempeln und Amphitheater. Der Archäologiepark und das Museum sind ganzjährig geöffnet.

Luftaufnahme eines größeren Ausgrabungsfeldes

Der archäologische Park befindet sich direkt am Strand

Cadaqués – die Heimat von Salvador Dalí

Das ehemalige Fischerörtchen Cadaqués hat sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert zum Anziehungspunkt für Künstler aus ganz Europa entwickelt. Auch Max Ernst, Matisse, Joan Miró und Picasso schwärmten vom Licht der "weißen Stadt". Salvador Dalí verlebte einen Teil seiner Kindheit in Cadaqués, wo die Familie seines Vaters ein Haus besaß. In den 1930er-Jahren ließ sich der exzentrische Künstler zusammen mit seiner Frau Gala in einer kleinen Fischerhütte in Portlligat bei Cadaqués nieder und schuf über 40 Jahre sein Zuhause. Heute ist Dalis Wohnhaus und Atelier, wo er bis zu dem Tod seiner Frau arbeitete, ein Museum. Das verwinkelte, labyrinthartige Anwesen wirkt so surreal wie die Kunst Dalis: ein Gesamtkunstwerk. Die Stadt Cadaqués ehrte ihren berühmtesten Einwohner mit einer Statue am Hafen.

Andrea Grießmann steht in Cadaqués vor einer Statue des Künstlers Dali

Andrea Grießmann in Cadaqués am Dali-Denkmal

Barcelona – Ramblas und Tapasbars, Menschentürme und Antonio Gaudi

Die katalanische Hauptstadt Barcelona ist nicht nur die nach Madrid zweitgrößte Stadt Spaniens. Sie gehört mit ihrem einzigartigen Mix aus Kultur und außergewöhnlicher Architektur, Gaumenfreuden und Nachtleben, Stadtstrand und historischen Vierteln auch zu den beliebtesten und meistbesuchten Städten Europas. Die Rambla, für die auch der Plural "Las Ramblas" verwendet wird, ist die Flaniermeile von Barcelona. An der etwa 1,3 Kilometer langen Straße, die vom Plaça Catalunya bis zum Hafen reicht, liegt auch die Markthalle La Boqueria. Schon seit dem 13. Jahrhundert gab es an dieser Stelle eine Art Straßenmarkt. Das heutige Gebäude aus Glas und Stahl entstand Mitte des 19. Jahrhunderts, das auffällige Metalldach wurde 1914 eingeweiht. An über 300 Ständen gibt es Obst, Gemüse und Blumen, Fleisch, Fisch und Meeresfrüchte, Back- und Süßwaren. Im hinteren Bereich finden sich kleine Tapasbars und Cafés.

Für einen Platz in der angesagten Bar "Tickets" muss man weit im Voraus reservieren. Die Häppchen, die hier zubereitet werden, heißen zwar auch "Tapas", haben aber nur noch größenmäßig etwas damit zu tun. Bei den Preisen ist es umkehrt. Einlass in die Bar, die von außen wie ein Kino wirkt, gewährt der Türsteher nur denen, deren Namen auf der Reservierungsliste steht.

Stadtfest mit Menschenpyramiden

In der zweiten Septemberhälfte feiern die Bewohner von Barcelona sowie viele Besucher von außerhalb das Stadtfest zur Erinnerung an ihre Schutzpatronin, die Heilige Mercedes (Mercè). Ein fester Bestandteil des "La Mercè" und eine katalanische Tradition sind die Castells: Die Menschentürme oder Menschenpyramiden zählen zum immateriellen UNESCO Weltkulturerbe. Kraft, Balance, Mut und gesunder Menschenverstand sind notwendig, um bis zu zehn Ebenen hochzubauen. Das Wichtigste ist die feste Basis, darauf lastet das Gewicht. Je nach Höhe des Turms besteht sie aus mehreren Hundert Menschen. Darauf bauen sich dann die einzelnen Etagen auf. Wenn irgendjemand wackelig ist, wird sofort abgebaut. In den letzten Jahren gab es nur selten ernsthafte Unfälle.

Viele Menschen bilden inmitten einer großen Zuschauermenge einen Turm

Beim Aufbau eines Menschenturmes zuzuschauen, ist ein ergreifendes Erlebnis.

Antonio Gaudi und Parque Güell

Der berühmte spanische Architekt Antoni Gaudí gab Barcelona mit seinen Bauwerken ein unverwechselbares Gesicht. Allein 42 Jahre arbeitete er an der Sagrada Familia, auch bekannt als "das unvollendete Bauwerk", für die 1882 der Grundstein gelegt wurde. 2026, pünktlich zum 100. Todestag von Gaudi, soll die berühmte Basilika endlich fertig sein.

Die Sagrada Familia, eine Kirche mit vielen Türmen, von außen

Die Sagrada Familia von Antonio Gaudi

Die Casa Milà, wegen ihrer eigenwilligen Fassade auch "La Pedrera", der Steinbruch, genannt, entwarf Gaudi im Auftrag einer reichen Familie. Nach der Fertigstellung 1912 gefiel ihnen die ungewöhnliche Architektur des Hauses aber nicht. Im Inneren finden sich keine Ecken und Kanten, dafür Säulen statt tragender Wände. Eine Wohnung im sechsten Obergeschoss des Gebäudes ist mit Einrichtungsgegenständen aus den 1920er-Jahren ausgestattet und kann besichtigt werden – genau wie die Dachterrasse, die aussieht wie eine hügelige Märchenlandschaft aus ungewöhnlich geformten Schornsteinen. Hier finden abends gelegentlich Lichtspektakel und Multimediashows statt.

Mit dem Parque Güell hat sich Antonio Gaudi selbst ein Denkmal gesetzt. Etwas außerhalb des Zentrums gelegen, sollte er ursprünglich eine Wohnsiedlung mit 60 Villen in der Natur werden. Der Industrielle Eusebi Güell hatte Gaudí Anfang des 20. Jahrhunderts mit der Gestaltung beauftragt. Aber es fanden sich keine Käufer. Der fröhlich-bunte Märchenwald mit Brücken, Türmen, Schlösschen, Blüten, einer wellenförmigen Terrasse, löwenköpfigen Wasserspeiern und einem steinernen Drachen war wohl etwas zu ungewöhnlich für die damalige Zeit. Die grüne Oase mit fantastischem Blick über die Stadt ist ein Besuchermagnet. Ein Tipp: Frühmorgens gleich nach der Öffnung um acht oder halb neun, hat man den Park noch fast für sich.

Lesetipps für Spanien

Susanne Lipps, Oliver Breda
DuMont Reise-Handbuch Mallorca (mit Karte)
DuMont Reiseverlag, 5. Aufl. 2019
ISBN 978-3770181377
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Hartmut Engel
Mallorca GR 221: Route der Trockensteinmauern
Conrad Stein Verlag, 2. Aufl. 2019
ISBN 978-3866865457
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Wanderführer mit Wegbeschreibung der einzelnen Etappen des Fernwanderwegs GR 221, mit GPS Tracks, Hintergrundinformationen und praktischen Tipps wie Übernachtungsmöglichkeiten

Thomas Niederste-Werbeck
Zu Gast auf Mallorca: Sehnsuchtsorte, Originalrezepte und Geheimtipps
Callwey, 2. Aufl. 2020
ISBN 978-3766724519
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Robert Zsolnay
Menorca
Michael Müller Verlag, 4. Aufl. 2023
ISBN 978-3956549793
Preis: 19,90 Euro

Daniel Krasa, Hans-R. Grundmann
Reise Know-How Reiseführer Ibiza mit Formentera
Reise Know-How Verlag, 5. erw. Aufl. 2018
ISBN 978-3896627452
Preis: 14,90 Euro

Ulrike Wiebrecht
Costa Brava. Reiseführer mit Faltplan
DuMont Reiseverlag, 2018
ISBN 978-3770183180
Preis: 11,99 Euro

Holger Grumt Suárez, Rolando Grumt Suárez
111 Orte in Barcelona, die man gesehen haben muss
Emons Verlag, 2021
ISBN 978-3740809942
Preis: 16,95 Euro