Blick auf Schleswig mit Schleswiger Dom, im Hintergrund der Wikingturm

Schleswig, Fischersiedlung Holm, Schloss Gottorf, Wikingermuseum Haitabu, Eckernförde, Damp

Stand: 04.10.2020, 20:15 Uhr

Schleswig gilt als älteste Stadt Nordeuropas. Vom Wikingturms aus sieht man über den Stadthafen und die historische Altstadt mit Rathaus und dem Schleswiger Dom. Schloss Gottorf ist Sitz des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte und des Archäologischen Landesmuseums und befindet sich auf der Schleswiger Museumsinsel.

Die Wikingerstadt Schleswig wurde bereits 804 n. Chr. schriftlich erwähnt und gilt damit als älteste Stadt Nordeuropas. Im frühen Mittelalter blühte sie ein weiteres Mal als Metropole des Nordens, und im 16. Jahrhundert wurde Schleswig Residenzstadt und bekam ein Schloss. Einen guten Überblick über die Hafenstadt bietet das Restaurant im 26. Stock des 90 Meter hohen Wikingturms, einem Hochhaus aus den 1970er-Jahren. Von hier aus sieht man über den Stadthafen und die historische Altstadt mit Rathaus, Rathausmarkt und St. Petri, den Schleswiger Dom, dessen Ursprünge auf das frühe 12. Jahrhundert zurückgehen.

Das Fischerviertel Holm am Rande der Altstadt

Der Holm ist ein Fischerviertel am Rande der Altstadt, das ursprünglich auf einer kleinen Insel lag. Bis 1933 war die Siedlung, die um das Jahr 1000 gegründet wurde, nur durch eine Brücke mit Schleswig verbunden. Im Zentrum von Holm befindet sich ein kleiner Friedhof mit eigener Kapelle, um den sich die Fischerhäuschen gruppieren. Die meisten sind seit vielen Generationen im Familienbesitz. Ein kleines Museum hält die Geschichte des Viertels für die Nachwelt lebendig.
Maike Hansen aus Holm ist eine der wenigen, die das traditionelle Handwerk des Gerbens noch beherrscht. Aus der Haut von Aalen und Meerforellen, die sie selbst gerbt, näht sie Taschen und Armbänder. In Holm wohnt auch der Berufsfischer Jörg Nadler. Er rekonstruiert vor- und frühgeschichtliche Fischereigeräte und Boote, darunter einen Einbaum, wie ihn die Wikinger benutzt haben. Für Museen organisiert er Schauveranstaltungen und lässt das Leben und Arbeiten der Fischer aus längst vergangenen Zeiten wiederaufleben.

Blick von oben auf Häuser, die sich um einen Friedhof mit einer Kapelle gruppieren

Der Schleswiger Stadtteil Holm lag ursprünglich auf einer kleinen Insel.

Schloss Gottorf: Barockgarten und Riesenglobus

Schloss Gottorf liegt auf der Schleswiger Museumsinsel. Ab 1544 war es Residenzsitz der Herzöge von Schleswig-Holstein-Gottorf. Heute ist es Sitz des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte und des Archäologischen Landesmuseums. Hier sind u.a. historische Werkzeuge, Moorleichen und das Nydam-Boot, ein 1.700 Jahre altes, hochseetaugliches Ruderschiff, ausgestellt. 500 Meter nördlich des Schlosses liegt der Barockgarten mit dem Globushaus. Der Terrassengarten wurde im 17. Jahrhundert in perfekter Geometrie angelegt und erst vor einigen Jahren wieder aufwändig rekonstruiert. Experten orientierten sich dabei am Gottdorfer Kodex, einem vierbändigen Atlas mit über 1.000 Zeichnungen exotischer Pflanzen, der im Auftrag des Herzogs von Schleswig-Holstein-Gottdorf vor über 350 Jahren erstellt wurde. Einzigartig ist der Nachbau des berühmten Riesenglobus, einem begehbaren astronomischen Wunderwerk. Wie im Original, das heute in St. Petersburg steht, befindet sich in seinem Inneren ein Planetarium – das erste in der Geschichte überhaupt. Die Sternbilder sind als Figuren dargestellt.

Schlossgebäude zwischen Bäumen

Schloss Gottorf ist heute Sitz des Landesmuseums für Kunst und Kulturgeschichte und des Archäologischen Landesmuseums.

Haithabu: Eintauchen in die Welt der Wikinger

Zwischen dem 8. und 11. Jahrhundert lag das Dorf Haithabu im Zentrum des Handelsnetzwerks zwischen Nord- und Westeuropa und bildete den Hotspot zwischen Skandinavien und dem europäischen Kontinent. Heute liegt an dieser Stelle bei Schleswig eines der bedeutendsten archäologischen Museen Deutschlands: das Wikingermuseum Haithabu mit sieben rekonstruierten Wikingerhäusern. Im Freilichtmuseum kann man nicht nur die Bauweise und Architektur der damaligen Häuser kennenlernen, sondern auch das Leben und Arbeiten der Wikinger. Hier und am nahen Danewerk – einem mehr als 1.000 Jahre alten System von Befestigungswällen – wird die Welt der Hafenstadt am inneren Ende der Schlei zwischen ca. 800 und 1050 wieder lebendig. Seit 2018 zählen Museum und Wall zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Ganz in der Nähe produzierte die Ziegelei Borgwedel bis Mitte der 1950er-Jahre täglich bis zu 18.000 Backsteine. Den nötigen Werkstoff Ton hat die Gegend der letzten Eiszeit zu verdanken. Heute darf die Natur sich das Gelände zurückerobern, und für Besucher gibt es hier außerdem einen Naturlehrpfad.

wdr

Jörg Nadler (r) bringt Jo Hiller im Wikingermuseum Haithabu Leben und Arbeiten der Wikinger nahe.

Seesterne streicheln in Eckernförde

Eckernförde ist mit knapp 23.000 Einwohnern die größte Stadt in der Nähe der Schlei und seit 1831 ein anerkanntes Seebad mit einem vier Kilometer langen Strand. Im Jachthafen liegen neben Traditions- und Sportschiffen auch viele Fischerboote. Jeden ersten Sonntag im Monat findet ein großer Fischmarkt statt. Im Zentrum der Altstadt steht die Kirche St. Nicolai, deren Ursprünge im 13. Jahrhundert liegen. In einer ehemaligen Räucherei werden heute Bonbons auf traditionelle Art hergestellt. Dabei wird der Zucker auf offenem Feuer in einem Kupferkessel gekocht, dann kommen zum Teil historische Motivwalzen zum Einsatz. Die gläserne "Bonbon-Kocherei" von Hermann Hinrichs kann besichtigt werden.

In den Aquarien des Ostsee Info-Centers stammen alle Tiere aus der Eckernförder Bucht. In speziellen Fühlbecken lassen sich Sandkrabben anfassen und Seesterne streicheln. Außerdem ist die Station mit einem Hydrophon auf dem Meeresgrund vor dem Info-Center verbunden, sodass man live ins Meer hören kann. Auf Knopfdruck kann man dort auch hören, wie Schweinswale kommunizieren oder welche Geräusche der Knurrhahn macht. Direkt gegenüber befindet sich die Tauchschule von Thorsten Peuster, der zusammen mit seinen Mitarbeitern Tauchgänge in der Ostsee anbietet.

Sandstrand mit Strandkörben

Der Strand in Eckernförde

Damp und Gut Damp: 70er-Jahre-Charme und Idylle

Anfang der 70er-Jahre entstand auf der Halbinsel Schwansen das Ferienzentrum Damp 2000, das Mitte der 80er-Jahre in Ostseebad Damp umbenannt wurde und seit 2011 Ostsee Resort Damp heißt. Direkt neben dem schönen Strand liegt der große Jachthafen und dahinter stehen Hochhäuser, in denen sich Hotels, die Ostsee-Klink und Reha-Kliniken befinden, 1.700 Appartements und mehr als 500 Ferienhäuser. Es gibt ein Erlebnisbad und einen Golfplatz. Nur wenige Minuten entfernt liegt Gut Damp, das seit dem 19. Jahrhundert der Grafenfamilie zu Reventlow gehört. Hier kann man heiraten, alte Scheunen mit Reetdach werden zu Gästewohnungen umgebaut, ein Teil des Waldes ist ein Ruhewald, Jäger können auf die Jagd gehen und Ausflügler gut essen.

Lesetipps

Ostseefjord Schlei, Schleswig. Kompass Wanderkarte 1:35000
Kompass, 2020
ISBN 978-3990447567
Preis: 12,99 Euro

Roland Pump (Text), Günter Pump (Fotos)
Die Schlei: Der lange Arm der Ostsee
Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, akt. Aufl. 2021
ISBN 978-3898764148
Preis: 8,95 Euro

Hans-Jürgen Fründt
Ostseeküste Schleswig-Holstein. Reiseführer mit Infos zu den Orten an der Schlei
Reise Know-How Verlag, 13. akt. Aufl. 2022
ISBN 978-3831735587
Preis: 17,90 Euro

Bernhard Pollmann, Wolfgang Schwartz
Ostseeküste. Schleswig-Holstein. 60 Wandertouren, auch an der Schlei
Bergverlag Rother, 3. akt. Aufl. 2020
ISBN 978-3763344253
Preis: 16,90 Euro