Tamina Kallert bummelt durch die mittelalterlichen Gässchen und blumengeschmückten Innenhöfe in Nakskov

Nakskov, Insel Enehøje, Maribo, Nysted, Kragenæs, Obstinsel Fejø

Stand: 15.08.2021, 20:15 Uhr

Die Stadt Nakskov besitzt eine der ältesten Einkaufsstraßen Dänemarks und einen historischen Wasserturm. Maribo liegt am Søndersø, dem größten der vier Seen im Maribo Naturpark. Und das gemütliche Nysted mit Fachwerkhäusern und kleinen Läden ist die südlichste Stadt Dänemarks.

Nakskov war vor allem im Mittelalter und in der Renaissance eine für die Region bedeutende Handelsstadt. Die Einkaufsstraße ist eine der ältesten in ganz Dänemark. Den Mittelpunkt der Altstadt bildet der Platz mit dem historischen Wasserturm. Einige Häuser stammen noch aus dem 16. bis 18. Jahrhundert. Einen Teil seines Wohlstandes hat Nakskov auch durch reiche Heringsvorkommen erlangt. Im 19. Jahrhundert spielte dann Zucker eine große Rolle. Die Zuckerfabrik in Nakskov war eine der größten in Nordeuropa. In der stadteigenen Werft wurden ab 1920 große Schiffe gebaut, darunter das Segelschulschiff der dänischen Handelsflotte. 1987 wurde die Werft geschlossen; heute baut man dort Rotorblätter für Windgeneratoren.

Der Hafen von Nakskov liegt dicht am Stadtzentrum, was viele Segler anlockt. Seit 1937 verkehrt ein Postboot zwischen den zehn kleinen Inseln im Nakskov Fjord. Otto Paludan ist Kapitän, Postbote und ausgebildeter Naturführer und nimmt regelmäßig Touristen auf seiner Tour mit: von Juni bis August, täglich außer sonntags, 9.00 Uhr Abfahrt im Hafen. Es empfiehlt sich, einen Platz auf dem Postboot über die Touristeninformation in Nakskov zu buchen.

Tamina Kallert steht mit rotem Rucksack auf dem Landungssteg vor dem Postboot

Von Nakskov aus fährt Tamina Kallert mit dem Postboot zu den kleinen Inselchen im Nakskov Fjord.

Das knapp drei Kilometer lange Eiland Enehøje gehört heute zum Nakskov Vildtreservat. Es ist dänisches Staatseigentum, hat keine ständigen Bewohner und darf von jedem betreten werden. Der Name bedeutet so viel wie "Einzige Anhöhe": 16 Meter ist der höchste Punkt über dem Meeresspiegel. Hier steht ein Tor aus zwei Walkieferknochen. Errichtet hat es der Polarforscher, Grönlandfahrer und Schriftsteller Peter Freuchen. Von 1926 bis 1940 lebte und arbeitete er auf dieser kleinen Insel. Er gründete gemeinsam mit Knud Rasmussen die nordgrönländische Handelsstation Thule, schrieb Bücher über seine Polarexpeditionen und reiste nach Hollywood, um bei der Verfilmung seines Romans "Eskimo" mitzuwirken. Ein Denkmal zeigt ihn in seiner Lieblingspose: ausruhend.

Blick über einen Platz mit einem großen weißen Gebäude, dahinter ragt die Spitze eines Wasserturms empor

Der historische Wasserturm bildet den Mittelpunkt der Altstadt von Nakskov.

Maribo und seine Seenplatte

Vom dänischen Fährhafen Rødbyhavn sind es nur etwa 20 Autominuten bis nach Maribo. Der Ort hat rund 6.000 Einwohner und liegt am Søndersø, dem größten der vier Seen im Maribo Naturpark. Im Stadtzentrum ist es typisch dänisch: unaufgeregt, farbenfroh und hyggelig. Maribo entstand Anfang des 15. Jahrhundert rund um das Birgittenkloster, das nur noch als Ruine zu erahnen ist. Den kleinen Klostergarten mit vielen Kräutern kann man aber noch besuchen. Das Wahrzeichen von Maribo ist sein Backsteindom von 1470, der direkt am Wasser steht und eines der herausragenden gotischen Backsteinbauwerke in Dänemark ist. Das gesamte Ensemble von Kathedrale, Friedhof, Ruine und traditionellen Häusern ist sehenswert. Ebenso die schmalen, kopfsteingepflasterten Straßen mit ihren kleinen Geschäften und Cafés und das weiße Rathaus.

Die Maribo-Seen mit ihren vielen kleinen Inseln gehören mit insgesamt 1.140 Hektar Wasseroberfläche zu den größten Süßwassersystemen Dänemarks. Sie liegen in einer durch Gutshöfe geprägten Landschaft, die von Feldern, Wiesen, Moor- und Waldgebieten umgeben ist. Es gibt rund um die Seen verschiedene malerische Routen, gewundene kleine Wege und gemütliche Pfade und immer wieder Vogelbeobachtungstürme. Die Vogelwelt ist sehenswert: Hier kann man Graugänse, Tafelenten und Lappentaucher beobachten, zwischen April und September auch Fischadler und das ganze Jahr über Seeadler.

Luftaufnahme einer flachen Wald-Wiesen-Seen-Landschaft mit Ort

Maribo mit seinem Backsteindom aus dem 15. Jahrhundert liegt direkt an der Maribo-Seenplatte.

Ein idyllischer Hafen und internationale Kunst in Nysted

Nysted, ein gemütlicher Ort mit schmalen Gassen, Fachwerkhäusern und kleinen Läden, wirkt schön unaufgeregt. Im Mittelalter wurde in der geschützten Bucht ein Hafen angelegt, der als einziger an der Südküste der Insel jahrhundertelang große Bedeutung für Handel und Verkehr hatte. An der Promenade wurden früher Fischernetze zum Trocknen aufgespannt und bei der Gelegenheit auch geflickt. Ein emsiger Heimatverein hält diese Tradition bis heute aufrecht.

Vom Hafen aus kann man die ehemalige Königsburg Aalholm mit ihren roten Backsteinziegeln sehen, eine der ältesten dänischen Burgen aus dem 12. Jahrhundert.
In Nysted lebte man früher vom Fischfang, heute hauptsächlich vom Tourismus. Der Handel spielte in Nysted immer schon eine große Rolle. An diese Tradition knüpft die Berliner Künstlerin und Galeristin Heike Arndt an. Sie lebt seit über 30 Jahren auf Lolland und stellt in ihrer selbst in Tokio und New York bekannten Galerie Werke von international renommierten Künstlern aus: Malerei, Skulpturen, Zeichnungen, aber auch neue Medien. Sie hat sich für Dänemark entschieden, weil sie die Menschen als entspannt erlebt und für sie die Lebensqualität dort hoch ist.

Luftaufnahme einer flachen Wald-Wiesen-Seen-Landschaft mit Ort Nysted

Das Hafenstädtchen Nysted liegt am Guldborgsund.

Obstinsel Fejø

Zwischen Lolland und Seeland liegen drei kleine, idyllische Inselchen: Fejø, Femø und Askø. Alle drei sind ganzjährig bewohnt. Vom kleinen Hafenörtchen Kragenæs aus startet im Sommer mehrmals stündlich eine Fähre zur größten: Die Obstinsel Fejø hat knapp 500 Einwohner, eine Hauptstraße, ein paar Ferienhäuser, eine Bed-and-Breakfast-Pension und viel Ruhe – dafür kaum Verkehrsschilder. Man sieht nirgendwo Werbung und nur wenige Zäune. Im Hafen stehen Fahrräder, an den Straßen Obst- und Gemüsestände: Jeder nimmt, was er braucht und wirft das Geld einfach in eine Dose oder zahlt mit der Handy-App.

Fejø gehört mit den Nachbarinseln zum Zentrum des dänischen Obstanbaus. Das Klima ist dort außergewöhnlich gut mit vielen Sonnenstunden, weniger Regen als in anderen Regionen und einem besonders nährstoffreichen Boden. Beste Voraussetzungen für den Anbau von Äpfeln, Birnen, Kirschen, Pflaumen und Feigen. Fejø hat mehr Apfelbäume als Einwohner: 1.000 Apfelbäume stehen allein auf der Plantage des Öko- und Erlebnisbauernhofs Kernegaarden. Cidre-Produzent Kai Winter hat seine Bäume alle aus Frankreich importiert, denn die französischen Apfelsorten haben, wie er sagt, die richtige Säure und einen nicht zu hohen Zuckergehalt. Perfekt für den Cidre, der in ganz Dänemark in Feinkostläden angeboten wird. Kai Winter gehört mit seiner nachhaltig und biologisch bewirtschafteten Apfelplantage wie viele auf der Insel und auf ganz Lolland-Falster einer Kooperative an, die regionale Produkte in Dänemark vermarktet.

Tamina Kallert und Kai Winter im Gespräch

Tamina Kallert besucht "Apfelbauer" und Cidre-Produzent Kai Winter auf der kleinen Insel Fejø.

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Inseltrip Falster und Lolland mit Marielyst und Møns Klingt
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‎Esterbauer, 2. Aufl. 2020
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Reiseführer Dänemark
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