Die Vorhersage: Turbulentes Wetter im Westen

Tornado, Hochwasser, Schneemassen, Erdbeben - aber auch Trockenheit und Hitze. Es gibt viele Wetterphänomene, die uns im Westen in den vergangenen Jahren und Jahrzenten in Atem gehalten haben ...

Tornado 2004 - Ruhrgebiet
Am 18.Juli 2004 braut sich am Himmel über Nordrhein-Westfalen gewaltig was zusammen: Mit bis zu 200 Kilometer pro Stunde wütet ein Tornado am Niederrhein und im Ruhrgebiet. Danach ist nichts mehr so wie es mal war. Am stärksten betroffen ist das Zentrum von Duisburg: Zahlreiche Häuser werden abgedeckt, Bäume entwurzelt, unzählige Autos beschädigt, Keller laufen voll Wasser. Rund 30 Minuten wütet der Tornado in Duisburg, verursacht dabei Schäden in Millionenhöhe - das Aufräumen dauerte mehrere Wochen.

 Smog-Alarm 1979/1985 - Ruhrgebiet
Am 17. Januar 1979 ist das Ruhrgebiet aus einem unrühmlichen Grund in den Schlagzeilen: Zum allerersten Mal wird in Deutschland Smog-Alarm ausgelöst. Die Schwefeldioxid-Konzentration in der Luft hat den Grenzwert überschritten. Grund dafür sind die rauchenden Schlote im Pott und eine ungünstige Wetterlage. Nach zehn Stunden entspannt sich die Lage, der Smog-Alarm der Stufe 1 wird aufgehoben.

Nur sechs Jahre später ist die Schadstoffbelastung im Ruhrgebiet um ein Vielfaches höher. Am 18. Januar wird erstmals Smogalarm-Stufe 3 – die höchste Stufe - ausgelöst. Es wird ein Fahrverbot ausgerufen, Schulen bleiben geschlossen, die Industrie muss ihre Produktion drosseln.
Die größten Luftverschmutzer sind damals die Kraftwerke und industriellen Betriebe, die über ihre Schornsteine ungefiltert Schwefeldioxid freisetzen. Daher werde in den folgenden Jahren Kohlekraftwerke mit Entschwefelungsanlagen ausgerüstet. Smog-Alarm hat es seither nicht mehr gegeben.

Schneechaos 2005 - Münsterland
Im Winter 2005 erwischt es die Menschen im Münsterland eiskalt: Tief "Theobald" bringt am 25. November viel Schnee. Sehr viel Schnee:Rund eine Milliarde Tonnen Neuschnee fallen vom Himmel. Es schneit drei Tage lang ununterbrochen.
Das hat nichts mehr mit Winter-Wonderland zu tun: Der Verkehr bricht zusammen, Autofahrer stecken stundenlang in ihren Wagen fest, der Bahnverkehr kommt zum Erliegen.

Und es kommt noch schlimmer: Der nasse Schnee legt sich auf Stromleitungen und Maste. Die Stahlgerüste knicken unter der weißen Last zusammen wie Streichhölzer, der Dominoeffekt reißt weitere mit. Die Stromversorgung von 250.000 Menschen wird gekappt. In einigen Orten haben die Menschen sechs Tage lang keinen Strom.
Neun Monate nach dem Stromausfall vermelden die Medien übrigens einen "Babyboom“ im Münsterland ...

Sturm Vivian 1990 - Niederrhein       
Rosenmontag ohne "Zoch" - Für die Jecken im Land ist das eine bittere Pille. Doch Sturmtief "Vivian" rast mit Windgeschwindigkeiten bis zu 140 Stundenkilometern über das Land und macht den Narren einen Strich durch die Rechnung. Viele traditionelle Rosenmontags-Umzüge werden aus Sicherheitsgründen abgesagt. Das bedeutet für die enttäuschten Jecken: Ein ganzes Jahr Arbeit und Vorfreude umsonst.

In der Karnevalshochburg Köln ist die Lage nicht ganz so ernst: Es zieht ein abgespeckter Rosenmontagszug ohne größere Prunkwagen los, in Düsseldorf aber fällt der Zug ganz aus. Die Düsseldorfer holten ihren "Zoch" allerdings im Mai nach. „Helau“  bei fast sommerlichen Temperaturen – auch eine Erfahrung!

2016 verdirbt Sturmtief Ruzica den Düsseldorfern schon wieder den Karneval – aber jetzt weiß man ja wie es geht: Im März wird der Rosenmontagszug wieder nachgeholt…

Eisregen 1987 – Teutoburger Wald
Eine wahrliche Eiszeit bricht am 2. März in Ostwesfalen an. In der Nacht fallen die Temperaturen auf minus fünf Grad und verwandeln den einsetzenden Regen in Eisregen: Chaos auf den Straßen wegen spiegelglatter Fahrbahn. Züge stehen still, da die Schienen und Oberleitungen von einer Eisschicht überzogen werden - nichts geht mehr. Mit Dieselloks versucht die Bahn wenigstens einen Notverkehr aufrecht zu erhalten. Auch die Stromversorgung bricht zusammen - in vielen Wohnungen ist bibbern im Dunkeln angesagt.

Die Natur erscheint überzogen mit dem funkelnden Eisschicht faszinierend schön - doch auch Bäume und Sträucher leiden unter dem schweren Eismantel, Äste und ganze Bäume brechen unter der stellenweise tonnenschweren Last zusammen. Die Aufräumarbeiten dauern Wochen an.

Dürre 1959 - Bergisches Land
Ein super Sommer mit Sonne satt - das ist normalerweise Grund zur Freude. Doch 1959 ist es eindeutig zu viel des Guten. Über zwei Monate lang brennt die Sonne damals erbarmungslos vom Himmel, kein Tropfen Regen in Sicht. Was anfangs noch fabelhaftes Sommerfeeling hervorruft, wird schnell zum Problem.

Die Hitze sorgt für verdörrte Äcker und Ernteausfälle, durstige und hungrige Tiere. Der Wasserpegel in den Flüssen und Talsperren singt und führt und führt zu Einschränkungen des Wasserverbrauchs. Einige Talsperren - wie die Bevertalsperre im Oberbergischen - waren vollkommen leer. Viele Haushalte haben kein Wasser und mussten mit Wassertankwagen versorgt werden.

Nach 70 Tagen Dürre dann endlich: Regen! Selten freut man sich im Bergischen so über das erlösende Nass von oben.

Hochwasser 1993 + 1995 - Kölner Bucht
Das Weihnachtsfest 1993 ist ein feuchtes Fest für viele Kölner Bürger. Denn durch frühlingshafte Temperaturen und anhaltende Regenfälle im Dezember steigt der Pegel des Rheins bis auf die Hochwassermarke von 10,62 Meter! Das bedeutet: Überflutete Keller und Häuser für die Anwohner mit direkter Rheinlage und auch die komplette Kölner Altstadt steht unter Wasser.

Zwei Jahre später kommt es noch schlimmer. Anhaltende Regenfälle und die beginnende Schneeschmelze in den Mittelgebirgen lassen den Rhein Anfang Januar 1995 auf die Rekordhöhe des 20. Jahrhunderts steigen: 10,69 Meter! Zum Vergleich: Normal ist ein Pegelstand des Rheins um die 3,84 Meter. Ab einem Pegel von 4,50 Meter spricht man übrigens bereits von Hochwasser. 1995 gilt in Köln heute noch als das Jahr des Jahrhunderthochwassers.

 Kyrill 2007- Sauerland
Wie gewaltig Natur sein kann, dass bekommt Nordrhein-Westfalen, und vor allem das Sauerland, am 18. Januar 2007 zu spüren. Mit mehr als 200 km/h fegt Orkan Kyrill über das Land. Rund 25 Millionen Bäume knickten um wie Streichhölzer, das entspricht der Holzernte von drei Jahren. Auch zahllose Strommasten, Strom- und Telefonleitungen und zehntausende Häuser werden zerstört.
Kyrill richtet immense Sachschäden an. Aber es werden an diesem Tag auch viele Existenzen zerstört. Vor allem Waldbauern und Forstwirte sind davon betroffen. Denn ein neu angepflanzter Baum braucht ca. 80 Jahre, bis er "geerntet" Werden kann. Viele müssen sich also einen neuen Job, eine neue Existenz aufbauen.

Auch heute erinnern noch viele freien Flächen im Sauerland an den Tag im Januar als Kyrill über den Westen fegte.

Auf dem Kyrill-Pfad bei Schmallenberg kann man die Spuren, die Kyrill hinterlassen hat noch sehen. Und das "Kyrill-Tor" - gebaut aus Stämmen, die dem Sturm zum Opfer gefallen sind - erinnert sowohl an die Verwüstung, aber auch an den Wiederaufbau und die Widerstandskraft der Natur.

Erdbeben 1992 - Eifel
Die Erde ist ständig in Bewegung - nur merkt man das meistens nicht. Anders am 13. April 1992. In der Nacht bebt die Erde gewaltig. Das Epizentrum liegt bei Roermond, aber noch in Heinsberg bei Aachen sind die Auswirkungen gewaltig. Das Erdbeben der Stärke 5,9 lässt Geschirr aus den Schränken purzeln, ganze Häuser vibrieren und die Erde schwanken. Es ist das größte jemals gemessene Beben nördlich der Alpen.

15 Sekunden reichen aus, um in der Region einen Schaden von 150 Millionen Mark entstehen lassen. Denn am Tag danach wird erst das ganze Ausmaß des Bebens sichtbar: Kaputte Dächer, demolierte Autos, einsturzgefährdete Häuser.

Nach dem Beben werden die Messstationen in NRW verdoppelt, damit man im Zweifelsfall die Bevölkerung schneller warnen und Rettungskräfte bereit halten kann.

 Sternschnuppen-Regen – Eifel
Wenn das Wetter mitspielt kann man im August ein besonders schönes Naturschauspiel in der Eifel beobachten: Sternschnuppen-Regen.
Und der Volksmund weiß: Wer eine Sternschnuppe am Himmel sieht, der hat einen Wunsch frei. Die unromantische Erklärung für den Sternschnuppen-Regen: Die August-Sternschnuppen – auch Perseiden genannt - stammen aus einer Staubspur, die der Komet 109P/Swift-Tuttle hinter sich herzieht. Immer im August kreuzt die Erde bei ihrer Reise um die Sonne die Spur dieses Kometen. Wenn die stecknadelkopfgroßen Staubteilchen des Kometen mit 216.000 Stundenkilometern in die Erdatmosphäre eindringen, verglühen sie – und leuchten.

In der Eifel ist die Wahrscheinlichkeit, die Sternschnuppen zu sehen besonders gut. Denn durch die dünne Besiedlung und die geringe Luftverschmutzung ist der Nachthimmel besonders dunkel und sauber. Nicht umsonst darf sich der Nationalpark Eifel auch als Sternenpark bezeichnen.

Schnee-Winter 1969/1970 + 2009/2010 - Siegen-Wittgenstein
Der Winter 2009/2010 bleibt den Siegerländern sicher noch lange in Erinnerung: Es ist bitter kalt und es gibt außergewöhnlich viel Schnee über Monate.
Die Skiregionen und Skifahrer im Land freut's - den Weg in die Berge kann man sich getrost sparen. Für alle anderen wird der Winter zu einer Belastungsprobe: Denn bei Eiseskälte und dicker Schneeschicht droht der Verkehrskollaps, sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene; Die Heizkosten steigen; Der Alltag ist durchaus anstrengend bei so einem harten Winter.

Ärger war es nur noch im Jahr 1969/1970: 74 Tage geschlossene Schneedecke! Weiße Weihnachten und weiße Ostern – Schnee, wohin das Auge blickt. Bis heute gilt er als der Rekord-Schneewinter im Land.

Stand: 14.07.2020, 18:00 Uhr