Handgemacht ...

... mit Liebe, Leidenschaft und Können. Los geht die Reise zu Manufakturen und Menschen im Westen, die alte Traditionen und Handwerkskunst aufrecht erhalten. Dabei begleiten uns diese Vier aus dem Westen:


Ute Flemming führt in Köln eine Hutmanufaktur, in der sie schon ihre Kindheit verbracht hat. In Schleiden hat Devid Hörnchen seine Werkstatt. Hier in der Eifel baut er Sportbögen. In Sprockhövel im Bergischen brennt Michaela Habbel Schnaps in der Familien-Brennerei. Und auf Burg Vischering geht es heiß her, wenn Jörg Terjung seinen Steinofen anheizt und auf traditionelle Weise Brot backt.

Kölner Bucht
Hutmacherin
In Ute Flemmings Leben dreht sich alles um Hüte. Schon immer - denn sie ist quasi in der Hutmacher-Werkstatt ihres Vaters aufgewachsen.
Die Hutfabrikation des Familienbetriebs läuft gut, bis die EU 1986 die Einfuhrbeschränkung aufhebt und der Markt in Deutschland von billigerer Ware überschwemmt wird. Doch die Flemmings geben nicht auf, sondern spezialisieren sich auf Maßanfertigungen. Nach dem Tod ihres Vaters übernimmt Ute 2013 die Werkstatt in Köln-Ehrenfeld und führt die Familientradition nun in vierter Generation fort. Auch bei Ute Flemming ist jede Kopfbedeckung ein Einzelstück! Denn immer noch werden hier alle Hüte mit viel Liebe und Sorgfalt handgemacht –von der Stumpe bis zum fertigen Hut.


Orgelbauer

Handwerk vom Feinsten kommt auch aus Bonn. Seit über 100 Jahren steht der Name Klais nun schon für Orgeln der Spitzenklasse.
Eine Kirchenorgel ist ein ziemlich komplexes Instrument, das aus Tausenden von Einzelteilen besteht. Da muss man den Überblick behalten und absolut präzise arbeiten, damit am Ende alles passt. Echte Handwerkskunst ist hier gefragt. Und die gibt es bei Klais bereits in der vierten Generation. Nicht ohne Grund sind ihre Instrumente sind über den ganzen Erdballen verstreut zu finden. Und natürlich steht auch im Kölner Dom eine Orgel aus dem Hause Klais.

Münsterland
Bäcker

Den köstlichen Duft von frisch gebackenem Brot, den hat Bäcker Jörg Terjung jeden Tag in der Nase - und er liebt es! Er ist Bäcker aus Leidenschaft und ein Meister seines Fachs. Als Backstube hat er sich für seinen Traumjob einen ganz besonderen Ort ausgesucht: Das historische Backhaus auf Burg Vischering in Lüdinghausen. Hier backt er mit einem über 200 Jahre alten Steinofen. Der muss zuerst mit Buchenholz auf bis zu 500 Grad aufgeheizt werden, bevor es ans Backen geht.
Immer samstags und sonntags backt der Bäckermeister auf der Burg Brote nach historischen Rezepten und mit regionalen Zutaten.

Südwestfalen
Köhler
Die Wälder im Sauerland und in Siegen-Wittgenstein waren einst die Heimat vieler Köhlereien. Denn Holzkohle wird früher in den Eisenhütten zum Schmelzen von Metallen gebraucht. Die Holzkohle ist damals ein kostbares Gut, weil sehr langwierig herzustellen. Alleine das Aufschichten eines Meilers ist ziemlich aufwändig. Danach brennt der Meiler dann drei Wochen ununterbrochen. Während dieser Zeit muss der Köhler Wache halten und die Luftzufuhr regeln - Tag und Nacht! Ob die Verkohlung der Holzstücke abgeschlossen ist, kann er nur an der Farbe des aufsteigenden Rauches erkennen. Erfahrung ist hier alles.
Heute ist das Köhlerhandwerk fast ausgestorben, wird mancherorts aber noch aus Leidenschaft und als Hobby betrieben.

Glasbläser
Geschick, Präzision und eine gute Lunge sind bei der Glasbläserei gefragt.
In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts ist Südwestfalen eine richtige Hochburg der Glasindustrie. Wie aus einem Glasklumpen mit Hilfe von Hitze, Luft und Geschick eine filigranes Glasobjekt wird, das ist wirklich faszinierend. Heute gibt es aber nur noch wenige Manufakturen und Einzelkämpfer auf dem Kunsthandwerksbereich, die diesen traditionsreichen Beruf ausüben.

Aber auch an manchen Universitäten findet man Glasbläser – so wie in Siegen Michael Kerzdörfer. Er ist Glasbläser in der neunten Generation und stellt für die naturwissenschaftlichen Institute Glaskörper und Kolben nach den speziellen Bedürfnissen der Wissenschaftler her. Hier weniger Kreativität, aber absolute Präzision gefragt.

Nordeifel
Bogenbauer
Holz ist der Werkstoff, mit dem in der Eifel gerne gearbeitet wird. Denn in den weitläufigen Wäldern gibt es reichlich davon. Traditionell wird es mit Rückepferden aus dem Wald geholt. Und gelangt dann zum Beispiel in die Werkstatt von Devid Hörnchen in Schleiden.
Der gelernte Schreiner musste auf Grund einer Erkrankung seinen ursprünglichen Betrieb aufgeben, und hat ihn dann zu einer Bogenwerkstatt umgewandelt. Die Bögen baut er natürlich auch aus heimischen Hölzern. Präzision und Fingerspitzengefühl ist gefragt, damit Pfeil und Bogen hinterher auch zusammen funktionieren. Und wie aus einem Baumstamm ein Bogen wird, das vermittelt er Neugierigen gerne in Workshops. Pfeil und Bogen selber machen - da wird für manche ein Kindheitstraum wahr.

Stellmacher
Räder, Wagen und andere landwirtschaftliche Geräte aus Holz fertigt ein Stellmacher an. Diese Kunst ist ein altes und aber heute fast ausgestorbenes Handwerk.
Schreiner Walter Bergsch aus Nideggen beherrscht dies noch, als einer der Letzten in der Region. Er liebt daran vor allem das Arbeiten mit Holz und ganz ohne moderne Werkzeuge. Eine langwierige Prozedur, die viel Geduld und Erfahrung erfordert.
Im Freilichtmuseum Kommern kann man bei Aktionstagen einem Stellmacher bei der Arbeit über die Schulter schauen.

Ruhrgebiet
Gerber
Anfang des 20. Jahrhunderts, als im Pott die Zechen noch auch Hochtouren laufen, ist Mülheim das Zentrum der Lederindustrie. Mehr als 50 industrielle Gerbereien gibt es hier damals an der Ruhr.
Denn für die vielen Maschinen im Bergbau braucht es Unmengen an Leder-Treibriemen. Dazu kommen noch Handschuhe, Gurtzeug, Helme – alles aus Leder. Von der rohen Haut bis zum fertigen Endprodukt wird alles in den Gerbereien und Werkstätten in Mülheim hergestellt. Die Zeiten des Bergbaus und auch der Lederindustrie im Ruhrgebiet sind längst vorbei. Im Leder- und Gerbermuseum wird die Geschichte der Mülheimer Lederindustrie wieder lebendig.

Schäftemacher
Noch mehr Leder aus dem Pott: In Herne gibt es einen der letzten Schäftemacher in Deutschland. Schäfte - das sind die Schuhoberteile -  bestehen aus vielen Elementen und werden nach Maß angefertigt. Da ist genaues Arbeiten immens wichtig. Die Firma 'Seidich Schuhe' in Herne ist ein Familienbetrieb, wo diese Kunst noch beherrscht wird. Seit 1909 gibt es den Betrieb schon, mittlerweile sitzt hier die 4. Generation an der Werkbank. Eine ganze Woche braucht ein Schäftemacher für ein Paar Schuhe, aber die halten dann auch ein Leben lang. Gutes Handwerk eben.

Bergisches Land
Brennerin & Destillateurin

Eigentlich hat Michaela Habbel Jura studiert. Doch es zieht sie zurück zum Familienbetrieb und zum Handwerk: Hochprozentiges satt Paragraphen. Bereits seit 1878 gibt es den Betrieb in Sprockhövel schon. Seit 2011 leitet sie nun gemeinsam mit ihrem Vater die Destillierie und Brennerei. Ihr Vater ist in den Siebzigern der Erste, der in Deutschland Whiskey hergestellt hat. Heute ist es an Michaela, immer neue Kreationen zu erschaffen. Und das macht sie mit Leidenschaft, einer guten Nase und guten Produkten aus der Region. Etwas Geduld braucht es manchmal auch: Bis zu 18 Jahre muss so manches Promille-Schätzchen in einem Fass reifen.

Niederrhein
Krawattenmacher
Krefeld ist die ehemalige Hochburg der Seidenweberei in Deutschland.
Feinste Stoffe werden hier früher hergestellt. Daraus wurden dann zum Beispiel: Krawatten. Scheinbar nur ein kleines Stück Stoff, aber es braucht viele Arbeitsschritte und Handgriffe für eine perfekte Krawatte.
Irgendwann gehört diese nicht mehr zum Pflicht-Accessoire des gut angezogenen Mannes und günstige Massenprodukte beherrschen außerdem zunehmend den Markt. Viele Firmen am Niederrhein müssen als Folge schließen. Auch für die Firma 'Ascot' der Familie Moese eine schwierige Zeit.
Doch das Traditionsunternehmen besinnt sich auf seine Wurzeln: Qualität, statt Quantität. Und alles handgemacht, aus feinsten Stoffen. Exklusive Krawatten für den besonderen Anlass - auch heute noch 'made in Krefeld'.

Ostwestfalen-Lippe
Brauerin
Über 200 Brauereien gibt es im Westen. Die meisten fest in Männerhand. Doch die Strate-Brauerei in Detmold wird – als einzige in Deutschland - von drei Frauen geführt. Nach dem Tod von Inhaber Friedrich Strate übernehmen dessen Frau und die beiden Töchter das Familienunternehmen.
Frederike Strate ist damals die erste und jüngste Braumeisterin in Deutschland. Das Erfolgsgeheimnis der kleinen Strate-Brauerei: Solides Handwerk, gepaart mit viel Leidenschaft für die Arbeit und eine gute Portion Kreativität.
Neben Klassikern wie dem Detmolder Pils und dem Detmolder Herb gibt es außerdem das legendäre Teutoburger "Thusnelda"-Bier - benannt nach der Gemahlin des Cheruskerfürsten Arminius. Ein Prost auf die regionale Frauenpower!

Stand: 17.02.2020, 14:41 Uhr