Berufsberatung spezial

Lust auf eine berufliche Veränderung? Ist es an der Zeit, mal was Neues zu wagen? Wir haben hier ein paar ungewöhnliche Berufs-Vorschläge ...

Mit dabei sind unsere vier Experten, die alle einen nicht ganz so typischen Beruf ausüben: Konrad von Kampen, der Butler aus dem Münsterland. Die Kalligraphin Sabine Danielzig aus Solingen. Wolf Schiebel, der vom Pyrotechniker zum Bonbonmacher in Köln wurde und Tänzerin Swaantje Rütten, die heute als Stuntfrau erfolgreich ist.

Im Münsterland liegt Schloss Nordkirchen - das größte Wasserschloss bei uns im Westen. Hier in diesem hochherrschaftlichen Ambiente arbeitet Konrad von Kampen besonders gern. Sein Beruf: Butler.
In seinem früheren Arbeitsleben war er Gärtner und Erzieher. Doch irgendwann will er nochmal etwas ganz anderes machen – und lässt sich an einer renommierten internationalen Schule zum Butler ausbilden. Das Tätigkeitsfeld eines Butlers geht weit über das Servieren am Tisch hinaus ...

Auch die gesamte Planung von Familien-Feiern und Events gehört dazu, Chauffeurservice und bisweilen auch die Organisation der Haushaltsführung. Ein Butler hält sich stets vornehm im Hintergrund, hat jedoch alles im Blick und bekommt alles mit. Zuverlässig, vertrauenswürdig und akkurat sollte ein Butler sein. Auftraggeber sind übrigens nicht nur Königshäuser und Milliardärsfamilien. Konrad von Kampen betreibt zum Beispiel einen eigenen Butlerservice. So kann sich (fast) jeder einen Butler leisten – für eine Woche, einen Tag oder einen besonderen Anlass. Man kann sich ja mal was gönnen...

Am Nassen Dreieck, dort wo der Mittellandkanal vom Dortmund-Ems-Kanal abzweigt, ist ein Ausbildungsort für einen anderen interessanten Beruf: Hier im kühlen Nass werden Industrietaucher ausgebildet.
Im Übungsbecken lernen die Berufstaucher zunächst ihre handwerklichen Fertigkeiten unter erschwerten Bedingungen einzusetzen. Zum Beispiel Schweißen unter Wasser. Ja, das geht.

Im „echten“ Einsatz ist dann Routine gefragt, denn im Arbeitsalltag der Industrietaucher sind die Bedingungen viel weniger komfortabel. Die Sicht ist in aller Regel gleich null, da muss jeder Handgriff sitzen.
Die Berufstaucher kommen überall dort zum Einsatz, wo unter Wasser etwas gewartet oder repariert werden muss. Manchmal wird es auch sehr unangenehm, da muss dann auch mal der Faulturm einer Kläranlage geleert werden … Zum Glück ist die Arbeitskleidung nicht nur schwer, sondern auch sehr dicht ….

In der Altstadt von Solingen Gräfrath ist das Atelier von Sabine Danielzig zu finden. Sie hat sich einem alten Kunsthandwerk verschrieben: der Kalligrafie. Eine Tätigkeit, die jede Menge Geduld, Ruhe und Genauigkeit verlangt.
Aber alles das hat die frühere Schauwerbegestalterin. Sie hat mit ihrer Arbeit als Kalligrafin ihren absoluten Traumjob gefunden. Denn hier kann sie ihren Sinn für das Schöne und Besondere voll entfalten. Sabine Danielzig fertigt Auftragsarbeiten an, Urkunden, Einladungen und Dokumente, nutzt ihr Können aber auch für ihre eigenen Kunstwerke.

Die „Kunst des schönen Schreibens“ hat eine lange Geschichte. In vielen Kulturen diente das Abschreiben der - meist religiösen – Texte, der Verbreitung der Inhalte; aber auch als spirituelle Tätigkeit selbst.
Heute, in unserer digitalen und schnellen Welt, ist die Beschäftigung mit der Kalligrafie eine Möglichkeit, Ruhe, Stille und Entspannung zu finden. Immer mehr Menschen finden selbst an der Kalligrafie gefallen, und Sabine Danielzig gibt ihr Wissen und Können in ihrer Schreibwerkstätte gerne weiter.

Hoch hinaus geht es am Düsseldorfer Funkturm. Der ist nicht nur ein Wahrzeichen der Landeshauptstadt, sondern mit seinen 170 Metern auch das ideale Trainingszentrum für die Höhenretter der Düsseldorfer Berufsfeuerwehr.
Sich immer wieder brenzligen Situationen aussetzen, das verlangt der Übungsalltag der Höhenretter. Routinierte Handgriffe und der sichere Umgang mit dem Material müssen immer wieder trainiert werden. Absolute Konzentration und Genauigkeit ist ein Muss.  

Die Düsseldorfer Höhenretter gehören zu den besten ihrer Zunft – und das zahlt sich im Ernstfall für in Not geratene Menschen aus. Wie am 30. Juli 2017, als die Seilbahn-Gondeln über der Kölner Zoobrücke stecken bleiben. 65 Passagiere müssen aus 32 Gondeln gerettet werden. Die Kölner Höhenretter brauchen dafür Unterstützung aus dem ganzen Land. Und natürlich  sind auch die Kollegen aus Düsseldorf schnell zur Stelle. 51 Höhenretter sind insgesamt im Einsatz. Erst in den späten Abendstunden ist der Einsatz mit der Rettung aller Passagiere beendet und die Höhenretter endlich mal im Fokus der Öffentlichkeit.

Der Doktor versteht sein Handwerk und so kommen Patienten im Karton von überall her nach Neuss: Lieblingsstücke, Andenken und Erinnerungen an die eigene Kindheit. Der Restaurator kümmert sich um alle mit der gleichen Sorgfalt und Zuwendung. Und so haben die Patienten ein gute Chancen auf Heilung …

Früher, das war das Arbeitsleben von Wolf Schiebel ziemlich stressig und laut. Denn der  Pyrotechniker war für die  Special-Effects am TV-Set von „Der Fahnder“ zuständig. Irgendwann hat er genug von dem Stress im Filmgeschäft, eine neue Herausforderung muss her. Und dann kommt eines zum anderen: Im Urlaub besucht er eher zufällig eine Bonbon-Manufaktur, und ist begeistert. In seinem Haus wird zufällig ein Ladenlokal frei. Und dann findet er auch noch heraus, dass sein Kölner-Viertel eine Bonbonmacher-Tradition hat … Und heute: ist Wolf Schiebel der Bonbonmacher von Ehrenfeld.

Über 30 Sorten gibt es in seiner Rock & Roll Bonbonmanufaktur – in allen möglichen und auch ungewöhnlichen Varianten und Geschmacksrichtungen. Hier gibt es bestimmt keine alten Kamellen! Denn hier wird alles handgemacht, mit Zeit, Geduld und einer Portion Kreativität. So sind auch die Blitz-Bonbons entstanden. Für diese Spezialität benutzt Wolf Schiebel eine Tesla-Spule, erzeugt damit einen künstlichen Blitz, durch den er den Zucker zum Schmelzen bringt. Elektrisierend leckere Bonbons, die es nur in Köln-Ehrenfeld gibt. 

Dieser ungewöhnlichen Beruf verdient einen ganz genauen Blick: der des Ocularisten, sprich Glasaugenmachers.
Hier ist sehr feine Glasbläserkunst gefragt. Denn jedes Glasauge ist eine individuelle Maßanfertigung. Die künstliche Iris muss absolut präzise zu dem gesunden Auge des Patienten passen. Der Rohling wird individualisiert und genau an das Auge des Patienten angepasst. Echte Handarbeit, mit Fingerpitzengefühl! Fast jedes Jahr benötigen die Patienten übrigens eine neue Prothese, weil die Tränenflüssigkeit das Glas angreift. Ein wirklich wichtiger Beruf, der den Patienten ein Stück Lebensqualität beschert.

Im Teutoburger Wald, da tanzen die Puppen! Denn hier baut Norman Schneider allerlei Figuren und Puppen für Theater, Film und Fernsehen. Er ist für viele der König der Puppenbauer in Deutschland. Sein Repertoire ist groß: Schön, böse, gruselig oder lustig – alles machbar in Normans Puppenwerkstatt. Jedes Jahr baut er mehr als 30 Puppen ...

Dazu braucht es nicht nur eine große Portion Kreativität, sondern auch handwerkliches Geschick, denn es wird genäht, geklebt, geschnitzt und frisiert. Die Puppen von Norman Schneider haben einen ganz besonderen Ausdruck. Nicht zuletzt deshalb ist er schon so lange gut im Geschäft.

In Halle findet das größte Tennisturnier bei uns im Westen statt. Der Job des Linienrichters ist hier sehr begehrt. Auf ihren Einsatz auf dem Court werden die Linienrichter mit vielen Übungs-Matches gut vorbereitet. Denn während des „echten“ Tennis-Spiels hängt viel von ihnen ab. Hohe Konzentrationsfähigkeit, Stressresistenz und natürlich ein gutes Auge sind hier von Nöten.
Die Leistung der Linienrichter werden vom Oberschiedsrichter und dem Obmann von Anfang an bewertet. Nur die besten kommen ins Finale und haben irgendwann eine Chance auf den Schiedsrichterstuhl. Oder kommen vielleicht auch weltweit auf einem der internationalen Turniere zum Einsatz - zum Beispiel in Wimbledon ...

Schon als kleines Mädchen hat Swaantje Rütten von Brettern, die die Welt bedeuten geträumt. Sie macht eine Ausbildung zur Bühnentänzerin - schon mal ein guter Anfang. Doch Swaantje braucht mehr Action! Und so wird sie Teil des Stuntteams im Moviepark Bottrop. Das heißt: jeden Tag eine abenteuerliche, actionreiche Show zur Aufführung bringen. Und: Jeden Tag Training und Proben.

Mittlerweile ist Swaantje Rütten eine gefragte Stuntfrau und doubelt Schauspielerinnen in vielen großen Film- und Fernsehproduktionen. Stuntfrau ist ein körperlich extrem anstrengender Job, der hartes Training und absolute Präzision erfordert. Schließlich müssen alle Stunts klappen, damit sich niemand verletzt.

Deutlich ruhiger und zurückhaltender ist der Job der Souffleuse. Man hört sie nicht, man sieht sie nicht. Und trotzdem geht ohne die Souffleuse im Theater gar nichts. Ihre Kollegen müssen sich vollkommen auf sie verlassen können. Fehler ausgeschlossen. Das bedeutet: 100 Prozent Aufmerksamkeit und Konzentration. Den Text müssen sie noch besser wie die Schauspieler*innen kennen. Und wenn alles gut geht, dann gibt es Applaus für das Ensemble. Die Souffleuse bleibt - wie immer - im Hintergrund.

Angst und Schrecken zu verbreiten macht ihm Spass: dem Erschrecker in der Geisterbahn. Für diesen ungewöhnlichen Beruf braucht es einen eine Portion Extrovertiertheit, skurrilen Humor und Lust, in gruselige Rollen zu schlüpfen. Dazu das entsprechende Geschick, bei der Verkleidung und der Maskierung. Denn für die sorgen die Erschrecker selbst. Aufstiegschancen? Wer sich selbst zum Geisterbahn-Schreck stylen kann, hat gute Voraussetzungen, sich zum Maskenbildner weiterzuentwickeln.

Etwas entspannter wird es bei einer Runde Golf. Doch auch hier läuft nicht immer alles nach Plan. Riesige Wasserlöcher stellen die Golfer vor schier unlösbare Probleme: Tausende von Golfbällen verschwinden in den künstlichen Seen. Da kommt schon ein kleines Vermögen zusammen, das ungenutzt auf dem Boden der Golfseen liegt. Ein klarer Fall für den Golfballretter. Also: Tauchausrüstung an und abtauchen – es lohnt sich.

Bei Wind und Wetter draußen sein - nur wer Natur pur liebt, der ist für den Beruf des Rangers geeignet.
Unter anderem werden die Wanderwege von Rangern betreut – wie im Sauerland zum Beispiel der Rothaarsteig oder der Sauerlandwaldweg. Das bedeutet: Kontrollieren, ob die Wanderwege begehbar, und die Wanderschilder gut lesbar sind. Oder ob eine Brücke repariert werden muss. Ranger schützen auch die Flora und Fauna. Es gehört aber auch zu ihren Aufgaben, Wanderern mit Rat und Tat zur Verfügung zu stehen. Ein ziemlich vielfältiger Beruf also, für wetterfeste Naturfreunde ...

Stand: 20.01.2021, 17:23 Uhr