Mehr als nur schönes Wetter

Der Sommer ist immer eine ganz besondere Jahreszeit, und einige haben sich in unserem Westen tief ins kollektive Gedächtnis eingegraben...

Sommer 2006
2006 - König Fußball regiert die Welt, Deutschland und natürlich auch NRW. Es ist die zweite WM im eigenen Land und das bedeutet: vier Wochen Ausnahmezustand. Egal ob im Stadion oder beim Public Viewing - das Motto der WM heißt: zusammen mitfiebern und zusammen feiern! Und das bei allerbestem Sommerwetter.
„Zeit, dass sich was dreht“ von Herbert Grönemeyer ist die von der FIFA in Auftrag gegebene Hymne , aber „'54, '74, '90, 2006“ von den Sportfreunden Stiller ist der Mitgröl-Hit dieser WM.

Mit dem vierten Weltmeistertitel wird es 2006 nichts. Aber als unsere Mannschaft im Halbfinale gegen Italien eine Niederlage einstecken muss, zeigen sich die Deutschen als faire Verlierer und feiern trotzdem weiter.
Aufgrund dieser großartigen Atmosphäre und des herzlichen Miteinanders aller Nationen wird die WM als das „Sommermärchen“ bezeichnet. Schließlich belegt die deutsche Nationalelf noch den dritten Platz –auch nicht so übel.

Sommer 1959
Es ist heiß, sehr heiß im Sommer 1959: 36 Grad über Wochen. Echte „Hundstage“ sind das ab Mitte August und wirklich jeder gerät ins Schwitzen. Wer kann, der sucht Abkühlung in jeglicher Art von Wasser. Doch langsam wird auch das knapp. Der Wasserspiegel fällt stetig und hat trockene Flussläufe und leere Talsperren zur Folge. Wasser wird fortan rationiert und Autowaschen ist strengstens verboten!
Vielleicht hört man gerade wegen der Wasserknappheit gerne Freddy Quinns Sommerhit „Die Gitarre und das Meer“?
Bis Ende Oktober zieht sich die Hitzewelle – aber dann ist die Freude über jeden Regentropfen groß!

Sommer 1983
„Vamos a la Playa“– das ist der Sommerhit des Jahres 1983. Wer kann, der macht genau das: ab an den Strand. Und dafür muss man nicht nach Spanien, das geht auch am Rursee. Sonne satt heißt es im Juli bei 35 Grad Durchschnittstemperatur.

Der Sommer 1983 ist aber nicht nur ein sonniger, sondern auch ein friedensbewegter. Überall im Land und auch hier bei uns im Westen gehen die Menschen auf die Straße, um für Frieden und gegen Atomkraft zu demonstrieren.
1983 – das ist auch das Jahr in dem „Die Grünen“ erstmals in den Bundestag einziehen. Mit Joschka Fischer in Turnschuhen!
Die Friedensbewegung hat ihre ganz eigene musikalische Untermalung, aber auch das Duo Righeira befasst sich in seinem Pop-Lied „Vamos a la Playa“ eigentlich mit Umweltverschmutzung und den Folgen eines möglichen Atomkrieges. Auch wenn man das bei dem Refrain erstmal nicht vermutet…

Sommer 1962
Der Sommer 1962 – ist keiner. Es ist der kälteste Sommer in den alten Bundesländern seit über hundert Jahren. Genau deshalb pilgern in den 60ern Millionen Deutsche über den Brenner. „Bella Italia“ wird zum Sehnsuchtsland. Und auch heute zählt das Land „wo die Zitronen blühen“ noch zu den beliebtesten Urlaubszielen.
Der Sommerhit 1962? Natürlich das Lied „Zwei kleine Italiener“ – gesungen von Conny Froboess.

Sommer 1989
Hitzefrei! Heißt es im Sommer 1989 in vielen Schulen, denn wenn es morgens schon 25 Grad im Schatten ist, dann macht Freibad einfach mehr Sinn, als die Schulbank zu drücken.
Der Hit dieses Sommers: „Lambada“ von Kaoma. Der gleichnamige Tanz : genauso heiß wie der Sommer. Kollektiv lässt man in diesem Sommer die Hüften zu dem brasilianischen Tanz schwingen. Lambada löst damals in Deutschland einen wahren Tanz-Boom aus. Auch in den Tanzschulen bei uns im Westen. So viel Erotik war selten in deutschen Landen.

Aber die Luft brizzelt in diesem Sommer auch aus einem ganz anderen Grund: Am 9. November 1989 fällt die Berliner Mauer!
Bereits im Frühjahr wird die Grenze zwischen Ost und West durchlässig: Ungarn baut seine Grenzanlagen ab, und seit Ende August lässt die ungarische Regierung immer mehr DDR-Bürger in den Westen reisen lassen. Am 11. September 1989 um 00.00 Uhr öffnet Budapest dann endgültig die Grenze nach Österreich. Viele DDR-Bürger machen sich via Österreich auf den Weg in die Freiheit. Der Fall der Mauer und die Wiedervereinigung – der Sommer 1989 hat seinen Anteil daran.  

Sommer 1972
Der Sommer 1972 gibt Gas: trockenes Frühjahr, heißer Frühsommer, vorbildlicher Hochsommer - mit Temperaturen bis zu 35 Grad in Köln zum Beispiel. Als dann Ende August die Welt zu Gast bei den Olympischen Spielen ist, ist das Wetter wohl temperiert.
Das sportliche Großereignis beginnt heiter, mit viel Vorfreude und Hoffnung auf viele Medaillen. Deutschland jubelt enthusiastisch, als die gerade mal 16-jährige Ulrike Meyfarth mit 1 Meter 92 einen Hochsprung-Weltrekord aufstellt und natürlich Gold holt.

Nur einen Tag später, am 5. September, dann das Unfassbare: Palästinensische Terroristen dringen in das olympische Dorf ein und nehmen israelische Sportler, Trainer und Kampfrichter als Geisel. Die Geiselnahme endet am späten Abend in einem Blutbad. Insgesamt sterben 17 Personen.

"The Games must go on" - sagt IOC-Präsident Avery Brundage am Tag danach. Die Welt beugt sich nicht dem Terror.
Und so wird dann auch noch sportlich Geschichte geschrieben. Der US-Amerikaner Mark Spitz erschwimmt sich unglaubliche sieben Goldmedaillen und sechs Weltrekorde!

 Sommer 1999
Am 11. August 1999 verdunkelt sich der Himmel: eine totale Sonnenfinsternis. Ein historisches Naturschauspiel, das durch einen bedeckten Himmel mancherorts getrübt wird. Ganz enthusiastische Sonnenfinsternis-Fans buchen sogar Flüge, um über den Wolken der verdunkelten Sonne ganz nah zu sein…
Die nächste totale Sonnenfinsternis in Deutschland wird erst wieder im Jahr 2081 sein. Am 3. September soll sich dann der Mond wieder komplett vor die Sonne schieben. Noch ein bisschen Zeit, um sich gut darauf vorzubereiten…

Aber auch das ist der Sommer 1967: der Mini-Rock. Mit der kurzen Klamotte wollen Frauen aufbegehren gegen alten Muff und Spießigkeit. Und sich befreien von dem allzu angestaubten Frauenbild, bei dem ihnen nur der Platz an Heim und Herd zugestanden wird. Der Mini-Rock - ein revolutionäres Kleidungsstück!
Der Sommerhit des Jahres: „Puppet on a String“ von Sandie Shaw - natürlich im Minirock.

Sommer 1974
Der Sommer 1974 fällt buchstäblich ins Wasser: Regen, Regen, Regen. Und ausgerechnet in diesem Jahr richtet Deutschland zum ersten Mal die Fußballweltmeisterschaft aus. Eine nasse Angelegenheit:  Das Spiel Deutschland gegen Polen am 3. Juni geht als Regenschlacht in die Geschichte ein. Aber die deutsche Nationalmannschaft gewinnt das Spiel. Und spätestens als die Mannschaft im Finale die Niederlande mit 2:1 besiegt und zum 2. Mal nach 1954 Weltmeister ist, ist auch das schlechte Wetter vergessen.

Sommer 2014
Sonne, kräftige Schauer, schwüle Luft, kühle Temperaturen - der Sommer 2014 ist im Westen vor allem eins: voller Extreme und sehr unbeständig.

2014 ist aber auch der Sommer der „Ice-Bucket-Challenge“. Zu uns herübergeschwappt ist diese Aktion aus den USA. Prominente kippen sich dabei einen Eimer Eiswasser über den Kopf, um so auf die unheilbare Nervenkrankheit ALS aufmerksam zu machen. Damit wird eine beachtliche Aufmerksamkeit erreicht und viele Spenden für die Unterstützung Betroffener und die weitere Erforschung der Krankheit werden gesammelt.  

Der Sommer 2014 ist auch der Sommer der ganz großen Emotionen. Denn: Wir sind wieder Fußball-Weltmeister! Zum vierten Mal.
Der Sieg im Finale gegen Argentinien wird von der deutschen Mannschaft hart erkämpft. Auch für den Zuschauer ist es eine emotionale Zitterpartie. Erst in der 113. Minute erlöst Mario Götze Fußball-Deutschland mit dem Siegtreffer. Was folgt ist Emotion pur! Die Mannschaft wird frenetisch gefeiert und der Sommer ist gerettet!  
„Auf uns“ von Andreas Bourani ist dann passenderweise auch der WM-Song der ARD und nach dem Titelgewinn für den restlichen Sommer der einzig passende Sound...

Stand: 01.05.2021, 13:34 Uhr