Orte mit Geschichte(n)

Hier wird Geschichte geschrieben, werden Feste gefeiert, finden Begegnungen statt. Auf den Straßen und Plätzen in NRW, da spielt sich unser Leben ab ...
 

Diese vier Westen-Entdecker gehen mir uns auf die Reise durch NRW: Kunsthistorikerin Barbara Schock-Werner war 13 Jahre lang Dombaumeisterin in Köln. Michael Stojan - der Ingenieur für Stadtplanung hat das neue Siegufer maßgeblich mit geplant. Thomas Zumnorde ist Kaufmann am Prinzipalmarkt in Münster und führt in der 5. Generation Schuhgeschäfte. Stadtführerin Annette Kritzler lebt seit über 30 Jahren am Borsigplatz in Dortmund.

Mitten auf dem Prinzipalmarkt steht die St. Lamberti Kirche. Die Kirche aus dem Jahr 1375 bietet einen besonderen Arbeitsplatz: Seit 2014 ist Martje Salje die Türmerin von Münster und die erste in ganz Deutschland.
Auch heute noch gehört es zu den Aufgaben der Türmerin, aus 75 Metern Höhe vom St. Lamberti-Kirchturm nach Bränden Ausschau zu halten. Eventuell gesichtete Feuer meldet sie sofort der Feuerwehr. Außerdem bläst sie von 21 Uhr bis Mitternacht jeweils zur vollen und halben Stunde ein Horn. Das Zeitsignal wird jeweils in alle Himmelsrichtungen getutet. Das Amt besteht bereits seit 1379 – was für ein traditionsreicher Job!

Die Königsallee in Düsseldorf ist der Pilgerweg schlechthin für alle Modebegeisterten, die das entsprechende Kleingeld haben. Denn die „Kö“ ist nicht nur eine der beliebtesten Modestraßen, sondern auch eine der führenden Luxuseinkaufsstraßen in Europa. Sie ist außerdem mit fast 87 Metern die breiteste Straße Deutschlands.

Dank dem Kanal in der Mitte hat die Königsallee außerdem statt der gewohnten zwei gleich vier Gehwege. Viel Platz also, zum Flanieren. Und Sehen und Gesehen werden, das ist hier das Motto. Besonders nach den harten Kriegsjahren. Das Geld ist zwar knapp damals, aber die Lust auf schöne Mode groß. Deshalb pilgern 1949 unfassbare 17.000 Menschen zur ersten Modenschau nach dem Krieg auf die Kö. Und bis heute hat die Prachtstraße nichts von ihrem Reiz verloren.

Der Kapellenplatz in Kevelaer ist das religiöse Zentrum der Stadt am Niederrhein. Und außerdem einer der größten Wallfahrtsorte in Nordwesteuropa und einer der wichtigsten Marienwallfahrtsorte in Deutschland.
In der Mitte des Platzes steht die Gnadenkapelle, mit dem Marienbild der „Trösterin der Betrübten“ - dem Ziel der Wallfahrt. Die Geschichte der Kapelle geht zurück auf einen Mann, der im Jahr 1641 drei Mal die Stimme der Gottesmutter gehört haben soll. An derselben Stelle errichtet er einen Bildstock, und baut zum Schutz ein Heiligenhäuschen drumherum. Um dieses Häuschen wird 1654 wiederum die sechseckige, prächtige Gnadenkapelle gebaut.

Hunderttausende pilgern jährlich in die Kleinstadt mit ihren knapp 28.000 Einwohnern, um die Gnadenkapelle zu besuchen. Die offizielle Wallfahrtszeit beginnt jedes Jahr am 01. Mai und endet am 01. November.
Es ist ein ganz besonderer Ort – mit ganz besonderen Pilgern: Denn hier gibt es auch eine Motorrad-Wallfahrt. Seit jetzt schon über 30 Jahren pilgern Biker jedes Jahr nach Kevelaer.

Hinweis: Im Jahr 2021 ist bis jetzt noch keine Biker-Wallfahrt geplant.

Der Borsigplatz ist seit über 100 Jahren das Herz der Dortmunder Nordstadt. Benannt ist er nach dem Industriellen Albert Borsig, der die gleichnamige Maschinenfabrik in der Nähe des Platzes leitete.
Der Platz ist sternförmig angelegt – ein altes Wegekreuz ist der Ausgangspunkt. Bei der Idee zu dem Rundplatz hat man sich beim französischen Architekten Georges Haussmann inspirieren lassen: Der Stararchitekt hat in Paris viele solcher Plätze entworfen. Et voilà: der "Stern des Nordens", wie der Borsigplatz auch genannt wird, erstrahlt ab 1900 in Dortmund.

Rund um den Borsigplatz ereignen sich viele Geschichten. Die bekannteste: Um die Ecke des Platzes, in der Gaststätte "Zum Wildschütz" wird am 19.12.1909 ein kleiner Fußballverein mit dem Namen "Borussia Dortmund" gegründet. Der Borsigplatz ist auch heute die Pilgerstätte aller BVB-Fans, natürlich vor allem, wenn ihr Verein gewonnen hat. Dann erstrahlt der Platz in schönstem schwarz-gelb Farbrausch ...

In Aachen atmet man überall den Hauch der Geschichte. Denn Aachen ist die Kaiserstadt. Unzählige Gebäude und Orte erinnern hier an Karl den Großen. Vorneweg natürlich der Aachener Dom.
Das alltägliche Leben spielt sich aber auf dem Marktplatz ab. Und natürlich wacht auch hier Karl der Große über das bunte Treiben - vom großen runden Karlsbrunnen aus. Es ist der älteste Brunnen der Stadt und steht direkt vor dem Aachener Rathaus – ein weiteres Highlight.
Das Rathaus wird Anfang des 14. Jahrhunderts als Zeichen der bürgerlichen Freiheit in der Kaiserstadt erbaut. Im Krönungssaal findet seit 1950 jedes Jahr die Verleihung des Karlspreises statt, die dann auf dem Marktplatz per Public Viewing verfolgt werden kann.
Wen so viel Geschichte erschöpft - auf dem Marktplatz kann man in einem der vielen Cafés aber auch einfach entspannt das bunte Treiben genießen ...

In den letzten Jahren ist in Siegen ein ganz besonderer Ort entstanden: Die Uferpromenade der Sieg. Über 30 Jahre ist der begradigte und zubetonierte Flusslauf der Sieg ein echter Schandfleck in der Innenstadt. Dann wird der Fluss aber renaturiert und das Ufer neu gestaltet. Heute ist die Treppe an der Sieg ein echter Anziehungspunkt der Stadt - der Catwalk von Siegen sozusagen. Und unter dem Motto "Siegen - Zu neuen Ufern" wird weiter an der Attraktivität der Siegener Innenstadt und des Siegufers gefeilt ...

Im sauerländischen Arnsberg ist man stolz auf den Alten Markt. Zu Recht, denn es ist ein echter Traumplatz. Bereits sei 1816 ist der Alter Markt der zentrale Platz der Stadt, und er hat einiges zu bieten. Denn hier findet man auch das Wahrzeichen der Stadt: den Glockenturm. Er war einst Bestandteil der Stadtbefestigung im 12. Jahrhundert und gehört somit zu den ältesten erhaltenen Bauwerken der Stadt.
Der Platz bietet mit dem Maximilianbrunnen und dem alten Rathaus noch zwei weitere "offizielle" Sehenswürdigkeiten. Aber eigentlich ist der gesamte Alte Markt mit seinen prächtigen Bauten und gut erhaltenen Fachwerkhäusern eine gelungene Gesamtkomposition.
Über den alten Marktplatz wacht seit 400 Jahren zudem die Stadtmadonna. Die spätgotische Figur der Gottesmutter hat ein Plätzchen in der Front des Rathauses und hat auf wundersame Weise diverse Brände heil überstanden. Ein interessantes Überbleibsel aus früherer Zeit ist auch das Trillerhäuschen, auch Narrenhäuschen genannt. Diese Gitterbox wurde als Strafinstrument eingesetzt, um Diebe, Rauf- und Trunkenbolde, unzüchtige Frauen öffentlich an den Prangen zu stellen. Das letzte Mal zum Einsatz soll das Trillerhäuschen im Jahr 1697 gekommen sein.

Der Kesselbrink in Bielefeld - ein alter Platz in verdammt neuem Gewand. Der Platz trumpft heute mit einer Skateanlage und einem BMX-Area auf und ist zu einem zentralen Treffpunkt für Junge und Junggebliebene geworden. Doch bis dahin war es ein langer Weg, der Platz hat schon so einiges erlebt. Denn wo heute Skater ihre Runden ziehen, köttelten früher Tiere den Platz voll. Daher auch der Name: "Kesselbrink" leitet sich von der ehemaligen Viehweide "Köttelbrink" ab. Später wird der Platz multifunktional genutzt: für Volksfeste und Zirkusvorstellungen, als Fußballplatz für Arminia Bielefeld und in den 60er Jahren irgendwann schlicht als Parkplatz und Busbahnhof.
Jahrzehntelang wird über eine Neugestaltung des Kesselbrinks debattiert, doch erst 2010 ist es endlich soweit: ein Wettbewerb wird ausgerufen und ein modernes Konzept ausgewählt. Stadt und Skaterszene haben hierbei an einem Strang gezogen und so ist schließlich 2013 im Herzen Bielefelds einer der größten innerstädtischen Freiluft BMX- und Skatparks Deutschlands eröffnet worden.

Köln, das ist die Stadt des Doms. In dessen Schatten liegt der Roncalliplatz. Tausende Besucher und Touristen spazieren hier normalerweise jeden Tag auf dem fast 6000 Quadratmeter großen Platz zwischen Kölner Dom und Römisch Germanischen Museum umher.
Dass der Platz heute ausschließlich den Fußgängern vorbehalten ist, das ist das Ergebnis der Domplatz-Umgestaltung in den 60er Jahren. Der Dom braucht mehr Platz um sich herum, befand man damals. Und so wird das Umfeld um die Kathedrale herum aufgehübscht. Auch die Straßenbahnlinie 18, die vorher direkt am Dom vorbeifuhr, wird unter die Erde verbannt. Die Fläche südlich des Doms wird nach Papst Johannes XXIII. benannt, der mit bürgerlichem Name Angelo Giuseppe Roncalli hieß. Und Köln hat – seit 1971 - einen Platz mehr im Angebot.

Direkt um die Ecke von Kölner Dom und Roncalliplatz liegt die Hohe Straße – einer der wichtigsten Einkaufstraßen von Köln und eine der meistbesuchten Deutschlands.
Wo heute geshoppt wird, flanierten einst die Römer. Damals hieß sie noch „Strata lapidea“ („gepflasterte Straße“) und soll die einzige befestigte Straße der Stadt gewesen sein. Im Laufe der Zeit trug sie viele Namen und zog unterschiedlichste Gewerbe an. Erst 1816 erhält sie ihren finalen Namen „Hohe Straße“ und entwickelt sich fortan immer mehr zur Geschäftsstraße. In den legendären 20er Jahren ist die Hohe Straße aber auch DIE Ausgehmeile der Stadt. Bars, Kinos, Varieté – hier gibt es damals alles. Doch nach dem 2. Weltkrieg hat sich die Straße verändert. Und heute lockt hier hauptsächlich der Konsum …

Zwischen Solingen und Remscheid spannt sich die Müngstener Brücke über die Wupper. Das technische Meisterwerk von 1897 besteht aus 5000 Tonnen Stahl und knapp 1 Million Nieten. Im Tal darunter liegt der Brückenpark Müngsten. 2006 wird der Kulturlandschaftspark im Rahmen der Regionale von den Städten Remscheid, Solingen und Wuppertal angelegt. Entstanden ist ein toller Landschaftspark, mit dichten Wäldern und Natur, geprägt vom Flusslauf der Wupper, Wiesen, die zum Verweilen und Picknicken einladen. Und mittendrin: das Haus Müngsten. Das Restaurant ist der Blickfang am Eingang des Brückenparks. Und auf der großen Terrassen lässt sich genussvoll die Knaller-Landschaft des Bergischen genießen und die Ingenieurskunst der Müngstener Brücke bestaunen.

Stand: 20.02.2021, 15:52 Uhr