Es ist angerichtet!

Sauerbraten oder Currywurst, vegetarisch oder deftig, einfach oder raffiniert – die NRW-Küche präsentiert sich so vielfältig wie das Land und seine Menschen.
Unsere vier Experten nehmen uns mit auf eine leckere Reise durch den Westen ...

Auf unserer kulinarischen Rundreise durch die acht Regionen begleiten uns Kristina Grasmann, die die Rezepte ihrer Großmutter im Internet mit ihren Followern teilt, Franz Lauter, der als Künstler und Spitzenkoch auf Schloss Nordkirchen den Kochlöffel schwingt, Martin Schreder, der am Niederrhein eine Selbstversorgerfarm führt, und Elke Hönsch, die sich einen Lebenstraum erfüllt hat und rheinische Küche mit ihrem Foodtruck unter die Leute bringt.

Münsterland
Die bekannteste Spezialität aus der Region ist der Westfälische Knochenschinken. Die Delikatesse ist sogar von der EU geschützt. Sie darf daher nur in dieser Region und von ausgewählten Betrieben produziert werden. Das Besondere: Der Schinken muss sehr lange reifen und räuchern: Insgesamt acht Monate dauert es, bis ein echter Westfälischer Knochenschinken fertig ist.

Das Töttchen ist eine weitere typische Speise aus der Region. Traditionell wird dafür aus Kalbskopf und Innereien wie Herz, Lunge und Hirn vom Rind ein süß-saures Ragout gekocht. Die perfekte Verwertung des gesamten Tieres!
Heute wird das Töttchen in vielen Restaurants etwas abgewandelt angeboten und besteht oft aus feinem Kalbfleisch und Kalbzunge.
Spitzenkoch Franz Lauter hat sogar eine vegane Töttchen-Variante kreiert – er nimmt dafür verschiedene Wurzelgemüse.

Ruhrgebiet
Der Kultimbiss – nicht nur, aber vor allem - im Ruhrgebiet: Die Currywurst.
Die Erfindung der Currywurst wird allerdings der Berlinerin Herta Heuwer zugeschrieben. Sie soll 1949 an ihrem Imbissstand in Berlin-Charlottenburg eine gebratene Brühwurst mit der von ihr erfundenen Sauce "Chillup" angeboten haben.
Im Ruhrgebiet wird die Currywurst - im Gegensatz zur Berliner Konkurrenz - aus einer Rostbratwurst zubereitet. Und für die Currysauce gibt es fast so viele Geheimrezepte wie Currywurstbuden ...

Ein weiterer Leckerbissen aus der Region ist der Pickert.
Die Spezialität ist eine gelungene Mischung aus Pfannkuchen und Reibekuchen. Und ist seit 300 Jahren so etwas wie das Nationalgericht in Ostwestfalen-Lippe.
Von herzhaft mit Leberwurst oder süß mit Rosinen im Teig und Plaumenmus – beim Pickert sind alle kulinarischen Variationen möglich. Wichtig ist nur: Im Teig dürfen die geriebenen Kartoffeln nicht fehlen, sonst ist es kein echter Pickert.

Niederrhein
Buchweizen hat am Niederrhein Tradition. Man nutzte ihn in der Fruchtfolge zur Auflockerung des Bodens. Als Knöterichgewächs enthält Buchweizen außerdem kein Gluten. Und wenn er schon mal da ist, kann man ja auch was Leckeres draus machen – Pfannkuchen, zum Beispiel.
Der Buchweizenpfannkuchen lässt sich mit so ziemlich allem kombinieren. Klassisch wird er aber mit herzhaften Speck und Zuckerrübensirup serviert.

Auch an Senf führt am Niederrhein kein Weg vorbei. Denn die Landeshauptstadt Düsseldorf ist eine echte Senfmetropole.
Kein Wunder, dass die gelbe Paste auch in vielen Gerichten zum Einsatz kommt. So im Düsseldorfer Senfrostbraten. Der Braten ist eigentlich ein Rumpsteak, garniert mit einer schönen Zwiebel-Senf-Haube.

Für den gewisse Kick nimmt man dafür am besten den Düsseldorfer Löwensenf "extra".
"Extra" meint hier extra-scharf - und das ist durchaus ernst zu nehmen. Seit 1920 wird der scharfe Kultsenf schon in Düsseldorf hergestellt. Mittlerweile gibt es aber auch mildere Variationen, so dass alle auf ihren Geschmack kommen können.

Südwestfalen
In der Wiesenkirche in Soest überrascht das Nordfenster mit einer ganz besonderen Darstellung des letzten Abendmahls: Statt Brot und Wein speisen Jesus und seine Jünger hier Schweinskopf, Schinken und Pumpernickel. Dazu gibt es krügeweise Bier. Das man es hier zünftig und deftig mag, daran besteht wohl kein Zweifel.

Auch der Rheinische Sauerbraten lässt die Herzen der Genießer höher schlagen. Damit es ein echter rheinischer Sauerbraten ist, sollte er aber aus Pferdefleisch gemacht sein. Doch er schmeckt auch lecker mit Rindfleisch, wenn er perfekt eingelegt wurde und das richtige Maß an Säure hat. Wie das zu bewerkstelligen ist, dafür gibt es mindestens so viele Meinungen und Rezepte wie Köche …

Bergisches Land
In den vielen Schmiedekotten entlang der Wupper sorgten Schleifer früher für scharfen Stahl. Die Arbeit war anstrengend, die Männer hatten nicht viel Geld, brauchten aber dennoch etwas Kräftiges zu Essen. Kottenbutter hieß die Lösung: Schwarzbrot mit Butter, Mettwurst, Senf und Zwiebeln – günstig und deftig. Ein rustikaler Sandwich, der heute – je nach Gutso modernisiert – wieder gerne auf den Tischen landet.

Deutlich üppiger geht es bei der Bergischen Kaffeetafel zu. Sie ist Ausdruck der Gastfreundschaft im Bergischen Land. Die Gäste werden mit allem, was die Speisekammer so hergibt, bewirtet.
Zur Bergischen Kaffeetafel gehören:
Natürlich Kaffee, traditionell aus einer Dröppelminna (einer dreibeinigen Kaffeekanne)
Hefeblatz oder Rosinenstuten
verschiedene Brotsorten (Schwarz- und Graubrot)
Honig, Birnen-, Apfel- oder Rübenkraut, Konfitüre
Butter, Quark, Käse
Wurst und Schinken
Milchreis mit Zucker und Zimt
Bergische Waffeln
Zum Schluss: Korn oder Magenbitter ...

Unser Westen
– da bleibt bestimmt niemand hungrig!

Stand: 31.01.2020, 00:00 Uhr