Köln - mit viel Drumherum

Im Südwesten Nordrhein-Westfalens erstreckt sich die Kölner Bucht. „Hauptstadt“ und emotionaler Mittelpunkt ist natürlich Köln. Hier starten wir unsere Tour ...

Jecken feiern den Auftakt der Karnevalssession auf dem Heumarkt.

Nirgendwo sonst wird die Liebe zur Heimat so zelebriert, wie in der Domstadt Köln. Vor allem an Karneval. Wenn d’r Zoch kütt, feiert die ganze Stadt. Der Ur-Kölner dreht durch, nimmt aber auch alle mit, die bereit sind mitzuschunkeln. Nicht einmal zwölf Windstärken, wie am Rosenmontag 1990, können die Jecken aufhalten. Brauchtum wird hier eben sehr ernst genommen ...

Nirgendwo sonst wird die Liebe zur Heimat so zelebriert, wie in der Domstadt Köln. Vor allem an Karneval. Wenn d’r Zoch kütt, feiert die ganze Stadt. Der Ur-Kölner dreht durch, nimmt aber auch alle mit, die bereit sind mitzuschunkeln. Nicht einmal zwölf Windstärken, wie am Rosenmontag 1990, können die Jecken aufhalten. Brauchtum wird hier eben sehr ernst genommen ...

Und weil einmal im Jahr Karneval feiern einfach zu wenig ist, kann man in Köln auch „Jeck im Sunnesching“ sein. Gefeiert wird dann bei Sonnenschein überall dort wo mehr als drei Jecken zusammen sind. Und das ist in Köln oft am Aachener Weiher der Fall – einer der schönsten Orte in Köln, nicht nur an Karneval.

Köln = Dom. Die gotische Kathedrale ist das Wahrzeichen von Köln und löst auch bei Zugezogenen früher oder später Heimatgefühle aus. Darüber hinaus ist es die zweithöchste Kirche Deutschlands, die dritthöchste der Welt, als UNESCO-Welterbestätte ausgezeichnet und mit fast acht Millionen Besuchern jährlich die beliebteste Sehenswürdigkeit Deutschlands. Der Dom beherbergt zudem den Schrein der Heiligen Drei Könige - der Dreikönigenschrein gilt als die größte erhaltene Goldschmiedearbeit aus dem Mittelalter in Europa.

Seit August 2007 gibt es im Dom noch ein Highlight mehr: Der berühmte Künstler Gerhard Richter hat ein Fenster aus über 11.000 farbigen Quadraten gestaltet. Das einfallende Licht verzaubert so das südliche Querhaus mit betörenden Farbspielen - unbedingt anschauen!

Ja, die Kölner lieben ihre Stadt und ihre vier K's: Kultur, Kirche, Karneval und: Kölsch. Letzteres gibt es hier überall. Ob traditionell in einem der zahlreichen Brauhäuser - nur echt mit einem professionell mürrischen Köbes! Oder in einer der vielen angesagten Kneipen, die auch mal auf einem Parkhausdach sein können ... 


Jetzt geht es ab zum Rhein. An seinem Ufer wird gesonnt, geplanscht, gegrillt und auf dem Wasser gepaddelt und gecruist. Das Wasser des Rheins hat heute eine gute Qualität. In den 60er Jahren sah das ganz anders aus: Ungefiltert und ohne Kläranlagen wurden damals alle Abwässer in den Rhein geleitet. Auch wenn das Wasser heute wieder sauberer ist, schwimmen ist wegen der starken Strömung dennoch nicht zu empfehlen!

Im Mai 1966 sorgte ein ungewöhnlicher Besucher für erhebliches Aufsehen: Ein etwa vier Meter langer und rund 35 Zentner schwerer weißer Beluga-Wal zog damals bei Duisburg durch die Fluten von Vater Rhein. Die Menschen pilgerten in Massen an den Rhein, um „Moby Dick“ zu sehen. Alle Versuche, den ungewöhnlichen Gast einzufangen oder zu betäuben, schlugen fehl. Zum Glück fand Moby nach einiger Zeit von ganz alleine wieder den Weg zurück Richtung Meer.

Wir verlassen die Domstadt und machen uns auf ins Siebengebirge, das sich südöstlich von Bonn bis an die Grenzen des Westerwaldes erstreckt.
Es gibt hier übrigens deutlich mehr als sieben Berge, denn der Name leitet sich von den feuchten Tälern - den Siefen - ab, die es zwischen den Hügeln gibt. Ein Paradies für Pflanzen und Tiere. Und für Wanderer.
Der Drachenfels ist mit seinen 320 Metern zwar nicht der höchste Berg (das ist der Große Ölberg mit 460 Metern), aber dennoch das Wahrzeichen des Siebengebirges. Seit 1863 kommen hier jedes Jahr Hunderttausende Besucher hin: ob mit der Drachenfels-Bahn, zu Fuß oder früher sogar mit dem Esel. Denn oben auf dem Drachenfels hat man einfach einen fabelhaften Blick über das Rheintal.

Auf dem Drachenfels bei Königswinter gibt es außerdem ein Bauwerk wie aus einer anderen Welt: Schloss Drachenburg.
Nicht nur die Lage mit dem unglaublichen Rheinblick macht dieses Schloss zu etwas ganz Besonderem. Schloss Drachenburg ist eine spektakuläre Mischung aus Villa, Burg und Schloss. Gebaut wurde es in einer Rekordzeit von 1882 bis 1884.
Auftraggeber war der Börsenmakler, Bankier und Baron Stephan von Sarter. Der wollte seinen Reichtum gut und auch sichtbar für alle anlegen. Architektonisch wurden alle Register des Historismus gezogen: Architekturformen verschiedener Epochen wurden munter imitiert und interpretiert. Seit 1986 steht das spektakuläre Schloss unter Denkmalschutz. Unbedingt besuchen!

Im rheinischen Brühl steht diese Perle der Architektur: Schloss Augustusburg. Auf den Trümmern einer alten Wasserburg lässt Kurfürst Clemens August 1725 das Schloss einst errichten. Nach vierzig Jahren Bauzeit erstrahlte das Gebäude dann in seiner sagenhaften Pracht: Ein architektonisches Glanzstück zwischen Barock und Rokoko, das seit 1984 auch zum UNESCO Weltkulturerbe zählt. Highlight ist das prunkvolle Treppenhaus des damaligen Stararchitekten Balthasar Neumann.
1949 hat die Bundesregierung Schloss Augustusburg zum Repräsentationsschloss auserkoren. Viele Staatsgäste und Prominente sind in dieser Zeit über diese Treppe geschritten. Heute kann das jeder tun, denn das Schloss ist jetzt ein Museum und Spielstätte der Brühler Schlosskonzerte.

Unsere Rundreise geht weiter nach Bonn. In der ehemaligen Bundeshauptstadt wurde Geschichte geschrieben - und die ist auch heute noch präsent. Zum Beispiel im Haus der Geschichte auf der Museumsmeile. Hier könnte man Tage verbringen, denn hier kann man sich nicht nur über die deutsche Zeitgeschichte informieren, sondern im Kunstmuseum und in der Bundeskunsthalle auch Werke und Ausstellungen von Weltrang bestaunen.

Auch musikalisch ist Bonn eine Stadt von internationaler Bedeutung, denn hier ist Beethoven geboren. Seine Musik ist noch heute in aller Welt zuhause. In seiner Heimatstadt Bonn erinnert sein Geburtshaus an den berühmten Sohn und bewahrt dessen Erbe. Das Beethoven-Haus ist eine Gedächtnisstätte für Fans mit der weltweit größten Beethoven-Sammlung und ein lebendiges Kulturinstitut zugleich. Einmal im Jahr wird ihm zu Ehren ein großes Fest veranstaltet. Auf dem Beethovenfest im September finden mehr als 70 Konzerte statt - viele davon werden live auf dem Marktplatz übertragen. Der Eintritt ist frei!

Aber Bonn kann auch modern und gewaltig. Der Bonner Posttower prägt die Landschaft rund um die ehemalige Bundeshauptstadt wie kein anderes Bauwerk. Der imposante Turm ist mit 162 Meter sowohl das höchste Hochhaus, als auch das höchste Bürogebäude in NRW. Es hat dem „Langen Eugen“ – zur Zeit der Bonner Republik das Wahrzeichen von Bonn – seit 2002 den Rang abgelaufen. Und von der obersten Etage im Posttower aus kann man bis nach Köln schauen ...

Und auch in Köln gibt es prägende, moderne Architektur: Die Kranhäuser.
Von 2006 bis 2010 wurden die drei Hochhäuser am Rheinauhafen gebaut, die von ihrem Aussehen an die hafentypische Kranform erinnern sollen.
Die Vision für die ehemaligen Hafenanlage in der Kölner Südstad: Mit einer Mischung aus renovierten, teils denkmalgeschützten Gebäuden und den zukunftsweisenden Neubauten sollte das Areal zu einem modernen Büro- und Wohnviertel werden. Trotz anfänglicher Kritik und Skepsis: Heute gilt der Rheinauhafen mit seinen Kranhäusern als das Vorzeigeprojekt in Sachen Stadtentwicklung. Entstanden ist ein beliebtes Wohn- und Büroviertel und ein weithin sichtbares Markenzeichen für Köln.

Einzigartig ist auch die Welt unter den Kranhäusern. Ihre Fundamente stehen in einer ganz besonderen Tiefgarage. Ganze 1,6 Kilometer ist diese lang und bietet auf 41.000 Quadratmeter Geschossfläche rund 1.800 Stellplätze. „Der Alpentunnel der Domstadt“, wie das schnurgerade Parkhaus auch genannt wird, ist damit die längste Tiefgarage in Europa und die zweitlängste der Welt!
Die Kranhäuser und der neue Rheinauhafen haben der Metropole am Rhein ein ganz neues modernes Gesicht gegeben ohne die Vergangenheit als Hafen der Hansestadt Köln zu verleugnen.

Nur rund 20 Minuten von Köln entfernt liegt die Wahner Heide. Das Naturschutzgebiet war früher ein Truppenübungsplatz, heute ein Refugium für bis zu 1.000 Tier- und Pflanzenarten und damit das artenreichste Naturschutzgebiet Nordrhein-Westfalens. Wandern kann man hier nach Lust und Laune, oder auch auf verschiedenen Rundwegen.

Der Star der Wanderwege ist in dieser Region natürlich der Rheinsteig: In NRW gehört der Naturpark Siebengebirge zu den Höhepunkten der mit dem „Deutschen Wandersiegel Premiumweg“ ausgezeichneten Route. Insgesamt hat der Rheinsteig 23 Etappen und führt auf 320 Kilometern von Bonn bis nach Wiesbaden. Ein ziemlich sportlicher Weg mit viel Auf und Ab, der aber mit einem phantastischen Weitblick belohnt!

Die Menschen in der Kölner Bucht lieben nicht nur die Krakselei im Siebengebirge, sondern auch das platte Land in der Region. Und das verändert sich ständig. Verantwortlich ist einer der größten Wirtschaftfaktoren in der Region: Der Braunkohle-Tagebau, der noch bis mindestens 2030 die Region prägen wird.
Der Preis für die Braunkohle ist hoch. Zwar gibt er Tausenden Arbeit, aber viele Menschen verlieren die Heimat, weil ihre Dörfer dem Tagebau weichen müssen. Immerhin 35.000 Menschen mussten seit den fünfziger Jahren ihre Häuser aufgeben und an neue Standorte umsiedeln. Dort, wo die gewaltigen Bagger mit dem Kohleabbau fertig sind, entsteht auf der Industriebrache eine neue künstliche Landschaft und neue Dörfer wie auf dem Reißbrett – ganz ohne Geschichte.

Doch zurück zu dem, was in der Kölner Bucht ganz besonders viel Spass mach: Feiern! Eines der größten und bedeutendsten Feste im Rheinland ist der Pützchens Markt in Bonn. Bereits seit mehr als 650 Jahren feiernd die Bonner bereits ihre Kirmes - von den Pandemiejahren abgesehen.
Seinen Ursprung hat das Fest in Pützchen-Bechlinghoven in der Verehrung der Heiligen Adelheid. Um sie entwickelten sich allerlei Legenden, wie die um die Entstehung des Pützchen Brunnens. An seiner Stelle soll die Heilige Adelheid ihren Äbtissinnen-Stab in die Erde gestoßen haben, worauf eine kleine "Pütz" (eine Quelle) zu sprudeln begann. Mancher Besucher des Pützchens Marktes stattet auch dem Brunnen noch einen Besuch ab - eine kleine Atempause während des fünf Tage langen Feiermarathons im September.

Laut, bunt, schrill – so demonstrieren und feiern in Köln jedes Jahr Lesben, Schwule, Trans- und Bisexuelle auf der Parade zum Christopher Street Day für ihre Rechte.
Toleranz, die hart erkämpft wurde: 1969 setzen sich in einem Lokal in der Christopher Street in New York Homosexuelle erstmals gegen Polizeirazzien zur Wehr. Ein Ereignis, an das heute weltweit mit dem Christopher Street Day erinnert wird – seit Ende der Siebziger zuerst in Bremen und Berlin, und ab 1991 dann auch in Köln. Parade, Party, Protest - der CSD in Köln zeigt, was alles gehen kann. Hunderttausende Menschen feiern mittlerweile den CSD in der Domstadt - jedes Jahr im Juli.

Und noch ein buntes Spektakel in Köln. Ende Juli findet in der Domstadt das Feuerwerk der Feuerwerke statt: Die Kölner Lichter.
Es ist eines der größten musiksynchronen Feuerwerke Europas und ein absolutes Muss für Fans der Pyrotechnik!
Manche Besucher sichern sich für die Kölner Lichter schon morgens die besten Plätze am Rheinufer, um für das Spektakel pünktlich um dreiundzwanzig Uhr dreißig die beste Sicht auf das Riesenspektakel genießen zu können.

Stand: 08.02.2022, 14:43 Uhr