Gefühls-Feuerwerk

Momente und Ereignisse, die unter die Haut gehen, uns berühren. Auch nach vielen Jahren noch. Unser Westen hat viele dieser Momente in den vergangenen 70 Jahren erlebt...

Mondlandung
Am 21. Juli 1969 schenkt uns die „Apollo 11“–Mission einen kollektiven Gänsehaut-Moment: Das US-Raumschiff landet auf dem Mond und Neil Armstrong betritt als erster Mensch den Himmelskörper.
Sein Satz „Dies ist ein kleiner Schritt für einen Menschen, aber ein riesiger Sprung für die Menschheit“, geht in die Geschichte ein.
Um kurz vor 4 Uhr morgens unserer Zeit landet die US-Mannschaft auf dem Mond – und auch der Westen ist live dabei. Denn der WDR sendet ganze 28 Stunden live aus dem „Apollo-Studio“ in Köln! 
Wer kann, der schaut sich das Großereignis im Fernsehen an: Zuhause oder bei Freunden. Auch viele Planetarien öffnen ihre Pforten und alle, die keinen eigenen Fernseher haben, kommen. Aber auch vor TV-Geräten in Schaufenstern sammeln sich die Menschen, um diesen besonderen Moment mitzuerleben. Und so beschert uns die Mondlandung vielleicht auch das erste Rudelgucken bei uns im Westen…

Romy Schneider in Essen
Auch in Essen strahlen die Sterne hell. Der Filmpalast „Lichtburg“ ist heute legendär. In den Nachkriegsjahren gilt das Kino als wichtiges Premierenkino – und die Stars kommen gerne. So auch Romy Schneider 1955 zur Premiere ihres Filmes „Die Deutschmeister“.
Die damals 16-Jährige ist mit diversen Heimatfilmen bereits eine Berühmtheit. Und jetzt ist sie für die vielen Fans im Pott zum Anfassen nah – sensationell!

Zeche Prosper Haniel schließt
Schicht im Schacht heißt es am 21.12.2018 für die Zeche Prosper Haniel in Bottrop. Eine ganze Ära geht damit zu Ende, denn es ist das letzte Steinkohle-Bergwerk im Pott, das geschlossen wird.
Der offizielle Festakt, bei dem Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier das letzte Stück geförderte Kohle überreicht wird, ist nicht nur für die Bergleute ein emotionaler Moment. Die jahrhundertelange Bergbaugeschichte hat das ganze Ruhrgebiet und seine Menschen geprägt. Rund 150 Zechen gab es einst im Ruhrgebiet - jetzt ist dieses Kapitel Deutsche Industriegeschichte unwiderruflich vorbei. Das lässt niemanden im Pott und im Westen kalt.

Moby Dick im Rhein
Es ist die Sensation im Mai 1966: Ein weißer Wal schwimmt bei Duisburg im Rhein!
Was sich zunächst anhört wie ein reichlich verspäteter Aprilscherz, ist wahr: Tatsächlich schwimmt ein etwa vier Meter langer und rund 35 Zentner schwerer Beluga-Wal in den Fluten von Vater Rhein. Die Menschen pilgern in Massen an den Niederrhein, um „Moby Dick“, wie er bald genannt wird, zu sehen.
Alle Versuche, den ungewöhnlichen Gast einzufangen oder zu betäuben schlagen fehl. Zum Glück, so sehen es die vielen Fans, die Moby Dick mittlerweile hat. Und so schwimmt Moby nach einiger Zeit von ganz alleine wieder Richtung Meer…

Queen Elizabeth in Düsseldorf
Königlicher Besuch in NRW! Im Mai 1965 besucht Queen Elizabeth II. zum ersten Mal Deutschland. Ganze elf Tage bleibt die junge Regentin und reist auch durch NRW.
Wo auch immer die Queen auftaucht, herrscht Ausnahmezustand. So auch in Düsseldorf, wo sie sich am 25. Mai die Ehre gibt.
Mit einem offenen Auto geht es vom Benrather Schloss, durch die auf Hochglanz polierte Stadt, Richtung Rathaus. Rund 500 000 Menschen säumen den Straßenrand und jubeln der Queen, die für diesen Tag royalen Glanz und Glamour nach Düsseldorf bringt, enthusiastisch zu.

SC Paderborn und die 1.  Bundesliga 
1. Liga – das ist der Traum eines jeden Fußballvereins. Davon ist der SC Paderborn lange Zeit sehr weit entfernt.
Bis in der Saison 2014/2015 das eigentlich Unmögliche geschieht: Der SC steigt erstmals in die 1- Liga auf. Ein Erfolg, der selbst die kühnsten Optimisten überrascht. Entsprechend groß ist die Freude bei den Spielern, Fans… und eigentlich allen Paderbornern. Die ganze Stadt steht Kopf und feiert kollektiv.
Der Verein steigt war bei nächster Gelegenheit wieder ab – doch in der Saison 2018/19 gelingt ihm der erneute Aufstieg in die 1. Fußball-Bundesliga.

Osterräderlauf in Lügde
Das kleine Örtchen Lügde im Teutoburger Wald hat ein ganz besonders eindrucksvolles Spektakel zu bieten: Beim jährlichen Osterräderlauf werden nach Einbruch der Dunkelheit mannshohe, mit Stroh gestopfte Eichenräder angezündet, und dann einen Berg heruntergerollt. Ein Wahnsinns-Anblick!
Und ein jahrhundertealter Brauch, der hier gepflegt wird. Fast das ganze Dorf hilft mit bei den Vorbereitungen, und so ist der Osterräderlauf nicht nur ein beeindruckendes Event, sondern eine tolle Gemeinschafts-Aktion.

Wildpferdefang
Im Münsterland wird es wild: Rund 350 Wildpferde leben hier im Naturschutzgebiet Merfelder Bruch. Es ist die größte freilebende Wildpferdkolonie in Europa. Die Pferde sind weitgehend sich selbst überlassen. Mit wenigen Ausnahmen.
Eine davon ist der alljährliche Wildpferdefang Ende Mai. Denn um Inzucht und gefährliche Rangkämpfe zuverhindern, werden die einjährigen Hengste eingefangen und anschließend versteigert. Dazu wird die ganze Pferde-Herde vor den Augen von bis zu 20.000 Besuchern in eine Freiluft-Arena getrieben - ein Moment mit Gänsehautgarantie!

Nachtskifahren in Winterberg
Skifahren in NRW? Na klar, im Sauerland. Hier im "Land der tausend Berge" ist Schnee im Winter fast immer garantiert. Hot-Spot der Wintersportler ist Winterberg. Und hier kann man sogar nachts die Pisten runterdüsen – auf 14 beleuchteten Pisten! Eine Flutlichtanlage in dieser Größe gibt es sonst nirgendwo in Westdeutschland. Ein großartiges Erlebnis für Skifans.

Kyrill fegt über NRW
Gänsehaut wird leider nicht nur von schönen Ereignissen erzeugt.
Wie gewaltig Natur sein kann, dass bekommt NRW - und vor allem der Kreis Siegen-Wittgenstein - am 18. Januar 2007 zu spürenMit mehr als 200 km/h fegt Orkan Kyrill über das Land. Rund 25 Millionen Bäume knicken um wie Streichhölzer. Das entspricht einer Holzernte von drei Jahren!
Auch zahllose Strommasten und zehntausende Häuser werden zerstört. Kyrill richtet immense Sachschäden an. Aber es werden an diesem Tag auch viele Existenzen zerstört. 
Heute erinnern immer noch viele Waldgebiete an den Tag im Januar, als die Urgewalt Kyrill über den Westen fegt. Auch auf dem Kyrill-Pfad bei Schmallenberg kann man die Spuren, die Kyrill hinterlassen hat, noch sehen.

Demo in Siegen 
Eine Stadt in kollektiven Widerstand: Spätestens am 16. November 1968 hat die politische Protestbewegung der Zeit auch das sonst so beschauliche Siegen erreicht. Anlass der Entrüstung ist der Landesparteitag der NPD in der SiegerlandhalleWasserwerfer, Tränengas und Polizei-Hundertschaften, dass hatte es so in Siegen noch nicht gegeben. Und: Unter den Demonstranten findet sich der „typische“ langhaarige 68er genauso wie der seriöse Familienvater mit Aktentasche - vereint im Protest gegen Rechts. Bilder, die auch heute noch bewegen.

Udo Lindenberg meets Erich Honecker
Am 9. September 1987 wird in Wuppertal deutsch-deutsche Geschichte geschrieben. Denn SED-Chef Erich Honecker besucht, bei seinem einzigen Staatsbesuch in der BDR, das Wohnhaus von Friedrich Engels in Wuppertal-Barmen.
Doch es kommt noch besser: Panikrocker Udo Lindenberg ist auch da, und überreicht Honecker eine Gitarre mit der Aufschrift „Gitarren statt Knarren“. Es ist die Stärke des politisch ambitionierten Rock-Rebellen, die Sache in aller Einfachheit auf den Punkt zu bringen. Auf seine ganz eigene Art macht sich Lindenberg um die Verständigung zwischen Ost und West verdient – zu einer Zeit als wahrscheinlich keiner ernsthaft an die Wiedervereinigung geglaubt hat.

Miss World aus Wipperfürth
Die schönste Frau der Welt kommt aus…. Wipperfürth! Und sie heißt Petra Schürmann. 1956 steht das kleine Örtchen im Oberbergischen Kopf, als eine von ihnen in London zur schönsten Frau der Welt gekürt wird. Dass so kurz nach dem Krieg eine Deutsche den Titel holt, ist schon eine Sensation. Und Petra Schürmann ist bis heute die die einzige Deutsche, die zur schönsten Frau der Welt gekürt wird!

Christo verpackt Burg Monschau
Das Eifelstädtchen Monschau verzaubert mit verwinkelten Gassen und schönen Fachwerkhäuser. Und über der Altstadt thront die mittelalterliche Burg aus dem Jahre 1217. Diese fällt 1971 auch dem noch relativ unbekannten Projektkünstler Christo auf. Sein kühner Plan: Er will Burg Monschau vollständig in Polypropylen-Folie hüllen! 
6000 Quadratmeter Verpackungsmaterial müssen auf die Burg gebracht werden. Unzählige freiwillige Helfer sind im Einsatz, damit Christo sein „Mon Schau“ verwirklichen kann. Doch was will der Künstler bitte schön damit sagen? Die Aktion erregt die Gemüter der Monschauer Bürger und facht viele Diskussionen an – kalt lässt diese Kunst-Aktion damals auf jeden Fall niemanden.

Dalai Lama in der Eifel
Wenn der Dalai Lama zu Besuch kommt, dann ist das eine große Sache. Denn das geistliche Oberhaupt der tibetischen Buddhisten ist und war schon immer ein Publikumsmagnet. 1982 reist er nach Deutschland. Und wo zieht es ihn hin? Nach Wachendorf!
In dem kleinen Eifel-Örtchen leben in den achtziger Jahren einige buddhistische Mönche auf Schloss Wachendorf, die der Dalai Lama besucht. Viele kommen – ob Buddhist oder nicht - und wollen den Dalai Lama sehen. Ein großer und aufregender Tag für das 700-Seelen-Dorf.

De Gaulle in Bonn
Der 5. September 1962 ist ein wichtiger Tag für Deutschland - und für die Bonner. Denn der französische Staatspräsident Charles de Gaulle kommt zu Besuch in die damalige Bundeshauptstadt. Der Krieg ist noch nicht lange vorbei, die Berliner Mauer steht seit einem Jahr, und es ist die Zeit des Kalten Krieges. Auf dem Balkon des Bonner Rathauses hält de Gaulle dann seine legendäre Rede auf Deutsch, die mit folgenden Worten endet: „Es lebe Bonn! Es lebe Deutschland! Es lebe die deutsch-französische Freundschaft!“ 
Worte, die in dieser schwierigen Zeit Balsam sind. Die Begeisterung der rund 30.000 Menschen auf dem Bonner Marktplatz kennt keine Grenzen mehr. Gänsehaut pur. Ein Moment der nachhallt – bis heute.

John F. Kennedy in Köln
Einen ähnlich freudig-emotionalen Moment gibt es auch ein Jahr später in Köln. Im Rahmen seiner Europareise macht John F. Kennedy im Sommer 1963 in Deutschland Halt. Es ist der erste amtierende US-Präsident, der Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg besucht.
Und so ist er am 23. Juni auch in der Domstadt zu Gast. Die Kölner bereiten Kennedy einen spektakulären Empfang. Tausende wollen den US-Präsidenten sehen. Vor dem Kölner Rathaus hält Kennedy eine gewohnt lockere Rede, singt ein Loblied auf Köln und die Menschen. Und spätestens als er seine Ansprache mit einem „Kölle Alaaf“ beendet, fliegen ihm alle Herzen zu.

1. Rosenmontagszug nach dem Krieg
Köln gilt als das Zentrum des rheinischen Frohsinns und Hochburg des Karnevals. 1949 liegen viele Städte noch in Trümmern. So auch die Domstadt. Doch die Kölner feiern den ersten Rosenmontagszug der Nachkriegszeit – trotzdem, oder gerade deswegen. Die Menschen feiern in ihrer zerstörten Stadt, freuen sich, schunkeln, tanzen, lachen. Und zeigen so auch, dass es wieder bergauf geht!

Kölner Lichter
Gänsehaut-Garantie gibt es in Köln immer im Juli. Denn dann findet in der Domstadt das Feuerwerk der Feuerwerke statt: Die Kölner Lichter.
Es ist eines der größten musiksynchronen Feuerwerke Europas - und einfach spektakulär. Bei Einbruch der Dunkelheit säumen mehrere Hunderttausend Zuschauer das Rheinufer und die Brücken der Stadt, fiebern dem Feuerwerk entgegen, um dann pünktlich ab 23.30 Uhr kollektiv „Ah“ und „Oh“ und „Nä, wat es dat schön“ zu seufzen.

Stand: 07.01.2020, 16:08 Uhr