Kultige Orte, faszinierende Bilder

Unser Westen hat viele besondere Ecken zu bieten. Wir nehmen Sie mit auf eine Reise zu zehn ganz besonderen Orten. Und alle zeigen sich von ihrer schönsten Seite.

Und die Aufnahmen unserer Fotoenthusiasten liefern dazu außergewöhnliche Perspektiven und spannende Geschichten zu diesen beliebten Foto-Hotspots ...
(Foto: @marenclaudine)

Das Ruhrgebiet ist immer für eine Überraschung gut. Die Zeit des aktiven Bergbaus ist zwar vorbei, doch seine Spuren noch überall im Pott sichtbar. Und es sind - dem Strukturwandel sei Dank - viele spannende Orte entstanden, die heute auf eine einzigartige Weise Industrieraum, Kunst und Natur miteinander verbinden. Wie zum Beispiel in Bottrop.
Hier ist die Halde Haniel zu finden. Sie ist mit 120 Höhenmetern eine der größten begehbaren Halden des Ruhrgebiets. Entstanden ist sie aus dem abgetragenen Gesteinsmaterial aus der ehemaligen Zeche Prosper-Haniel.
(Foto: @sebkphotography)

Auch das Herz von Maren Hildebrand (@marenclaudine) schlägt für das Ruhrgebiet und seine besonderen Orte. Die Studentin ist leidenschaftliche Fotobloggerin - und liebt ungewöhnliche Orte.

Auf dem Haldendach hat man einen wunderbaren Aus- und Weitblick ins Ruhrgebiet und zum Niederrhein. Zusammen mit der kargen Mondlandschaft ist das ein ganz schön beeindruckender Ort. Doch die Halde Haniel ist auch Bühne für Kunst: 2002 schafft der baskische Künstler Agustín Ibarrola hier aus mehr als 100 ausgedienten Eisenbahnschwellen eine beeindruckende Installation. Die bunt bemalten Stelen bilden einen spektakulären Kontrast zum Grau der Halde. Kein Wunder, dass die Halde Haniel zu den Foto-Hotspots in unserem Westen gehört.
(Foto: @marenclaudine)

Am Nordrand der Eifel, bei Mechernich-Wachendorf, überrascht dieses moderne Bauwerk: die Bruder-Klaus-Kapelle. Wie ein Wehrturm steht sie mitten auf dem freien Feld - schlicht und stark. Entworfen hat sie der Schweizer Stararchitekten Peter Zumthor, gestiftet die Familie Scheidtweiler aus dem Ort. Als Dank für ein gutes Leben und zu Ehren des Schutzpatron des Landvolks, dem Hl. Nikolaus von Flüe (Bruder Klaus genannt). Wie es der Zufall will, ist der auch der „Lieblingsheilige“ von Zumthors Mutter. Und so hat der Architekt dem Vorhaben zugestimmt und sogar auf sein Honorar verzichtet.
(Foto: @f.t.he)

Und nun steht seit 2007 dieses architektonische Meisterwerk mitten in der Eifel-Landschaft. Außen wirkt die Kapelle wie ein Monolith, aus 23 Lagen Beton geformt. Innen mutet sie eher wie eine  Grotte an. Dunkel und mystisch, aber oben mit einer Öffnung zum Himmel hin. Ein Kleinod, das mittlerweile zu einer Touristenattraktion geworden ist, aber dennoch die Würde und Stille eines Gotteshauses besitzt. Tipp: Erst fotografieren und dann - innehalten und genießen.
(Foto: @fpfotography_francoise_lange)

Eine Achterbahn für Fußgänger - das gibt es nur in Duisburg.
Tiger & Turtle“ heißt das Gebilde aus Zink und Stahl. Die 220 Meter lange Skulptur ist einer klassischen Achterbahn nachempfunden. Doch statt in einem Wagen die Strecke entlang zu rasen, kann man hier die Windungen zu Fuß ablaufen. In eigenem Tempo - mit Zeit um die Aussicht auf 50 Metern zu bewundern und natürlich um Fotos zu schießen.
(Foto: @revierstrolch)

Die Riesen-Skulptur wird von den Künstler Heike Mutter und Ulrich Genth im Rahmen des Projekts Kulturhauptstadt Ruhr2010 entwickelt und steht seither auf der Heinrich-Hildebrand-Halde im Angerpark in Duisburg. Besonders schön funkelt „Tiger & Turtle“ übrigens in der Abendsonne. Ein außergewöhnlicher Ort – für ganz besondere Fotos.
(Foto: Stefan Neeten)

Düsseldorf das ist: schicker Medienhafen und exklusive Kö. Und: Street Art! Jawohl: Die Kiefernstraße in Flingern ist der Foto-Hotspot in Sachen Street Art und inzwischen auch über die Grenzen der Stadt hinaus als Gesamtkunstwerk bekannt. Seit 2003 dürfen hier die Hausfassaden legal bemalt werden – da sind coole Fotos garantiert.
(Foto: @museumsheld)

Sebastian Hartmann (@museumsheld) ist Kunsthistoriker, Social Media-Manager und Blogger. Er fotografiert mit Begeisterung das, was vielleicht nur für kurze Zeit auf der Straße existiert. Er ist der Überzeugung: Street Art ist eine Bereicherung für jede Stadt und macht unser Leben bunter. 

Die Kiefernstraße gelangt in den 1980er Jahren wegen Hausbesetzungen zu einem gewissen Bekanntheitsgrad. Die ehemaligen Werkswohnungen werden nach der Schließung der Klöckner-Werke von der Stadt Düsseldorf übernommen. Die plant den Abriss, um dort Gewerbe anzusiedeln. Es kommt zu Protesten, Häuser werden besetzt. Nach zähem Ringen und Verhandeln schließt die Stadt 1987 Mietverträge mit den Hausbesetzern ab – bis auf Weiteres … Ab 2003 initiierte das Kulturbüro Kiefernstraße die künstlerische Gestaltung der Fassaden und die vorher besetzten Häuser werden bemalt.
Heute gilt die Kiefernstraße in Düsseldorf als die bunteste Straße Deutschlands. Und das gilt nicht nur für die Häuserwände. Die Kiefernstraße zeigt, wie multikulturelle Individualität und Integration gelebt werden kann.
(Foto: Stefan Bien)

Ein ganz besonderer Ort in Köln ist der Melaten-Friedhof.
Der Friedhof ist stolze 435.000 Quadratmeter groß und umfasst rund 55.000 Gräber. Eingeweiht wird er 1810. Mit der Gestaltung wird damals Ferdinand Franz Wallraf beauftragt, der sich den Pariser Friedhof Père Lachaise zum Vorbild nimmt. Und so ist „Melaten“ kein trister Ort, im Gegenteil: Großzügige Alleen, uralte Bäume, parkähnliche Anlagen und imposante Denkmäler machen ihn zu einem Ort der Ruhe, an dem man sich gerne aufhält.
(Foto: @abels.guido)

Der wohl bekannteste Bereich ist die „Millionenallee“. Dort sind die monumentalsten Gräber zu finden. Auch bekannte Kölner wie Willi Ostermann, die Familie Millowitsch oder die Familie Farina liegen hier. Aber nicht nur die prominenten Gräber machen Melaten zur Kultstätte – dieser Friedhof vereint Kunst- und Zeitgeschichte. Die Gestaltung der Grabstätten reicht von Klassizismus, bis hin zur Neorenaissance und zum Neubarock.
Der Melaten-Friedhof ist ein Ort des Erinnerns und Trauerns, und erinnert damit auch an die Kostbarkeit des Lebens.
(Foto: @abels.guido)

Unser Westen ist ganz schön bunt, ganz besonders gilt das für Hamm-Uentrop! Denn hier, mitten in NRW, steht Europas zweitgrößter Hindutempel. Hier kann man tief in die indische Kultur eintauchen. Der Sri-Kamadchi-Ampal-Tempel wird zu Ehren der Göttin Kamakshi errichtet und ist komplett aus Spenden finanziert. Seit 2002 findet hier dreimal am Tag ein Gottesdienst statt. Und das Beste: Jeder Besucher, egal welcher Religion, darf daran teilnehmen, denn der Tempel soll ein Ort für alle Menschen sein.
(Foto: Brigitte Kraemer)

Der farbenfrohe Tempel ist eine ganz besondere Kultstätte. Das findet auch Brigitte Kraemer. Die Fotografin aus Herne beschäftigt sich schon lange mit dem Thema „Riten im Revier“. 2010 hat sie dazu den Bildband „Im guten Glauben“ mit beeindruckenden Fotos veröffentlicht.


Das Highlight ist aber das alljährliche große Tempelfest mit einer großen Prozession bis an den Datteln-Hamm-Kanal. Über 20.000 gläubige Hindus aus ganz Europa kommen dann nach Hamm-Uentrop, erleben hier ein Stück Heimat, treffen Freunde. Auch für Besucher ist dieser Tag ein unvergessliches Erlebnis.
(Foto: Brigitte Kraemer)

Dieser Mann ist im wahrsten Sinne herausragend: Hermann der Cherusker. Über 50 Meter hoch ist das imposante Denkmal, das ihm 1875 zu Ehren bei Detmold errichtet wird. Es soll an die Varusschlacht im Jahr 9 n. Christus im Teutoburger Wald erinnern. Der Feldherr gewinnt damals die Schlacht gegen die schier übermächtigen römischen Gegner unter Führung von Varus.
(Foto: @jo_edgar)

Das Denkmal ist die die größte Statue Deutschlands. Und von der Aussichtsplattform hat man einen phantastischen Weitblick ins Umland. Nicht nur deswegen ist die Hermannstatue ein beliebtes Ausflugsziel. Hermann selbst ist auch ziemlich fotogen, von allen Seiten, aus allen erdenklichen Perspektiven. Ein toller Ort im Teutoburger Wald, geschichtsträchtig und mit vielen Möglichkeiten für spannende Fotos.
(Foto: Moritz Knetter)

Die Externsteine - beeindruckend und bizarr recken sich die dreizehn bis zu 40 Meter hohe Felsen bei Horn-Bad Meinberg im Teutoburger Wald gen Himmel. Geologisch lässt sich die Entstehung und das Aussehen der Externsteine ganz einfach erklären: Vor rund 70 Millionen Jahren ist die Erde hier in Bewegung, bricht und faltet sich auf. So entsteht ein Naturdenkmal, das seines Gleichen sucht. Seit 1926 stehen die Externsteine bereits unter Naturschutz.
(Foto: @nicole_0791)


Der Felsformation werden aber auch magische Kräfte nachgesagt, darum pilgern jedes Jahr in der Walpurgisnacht hunderte Kultfans zu den Externsteinen im Teutoburger Wald. Die markanten Externsteine sind außerdem ein absoluter Foto-Hotspot! Besonders in den Morgen- oder Abendstunden entstehen hier wirklich grandiose Fotos. 
(Foto: @fotodude.lukas)

Die Kirschblüte Anfang April verwandelt die Heerstrasse in Bonn jedes Jahr in einen Traum in Rosa. Wunderschön, aber sehr flüchtig. Nur wenige Tage zeigen sich die rosa Blüten in ihrer schönsten Pracht. Rund 20.000 Touristen aus der ganzen Welt pilgern dann normalerweise in die ehemalige Bundeshauptstadt. Und alle sind auf der Suche nach dem perfekten Foto ...
(Foto: @revierstrolch)

Die sozialen Medien haben dafür gesorgt, dass die Bonner Kirschblüte heute in der ganzen Welt bekannt ist. Für die Anwohner ist der Besucher-Ansturm nicht immer ganz einfach. Als die Zierkirschen Ende der 80er-Jahre im Zuge einer umfassenden Stadteilsanierung gepflanzt werden, ist diese Entwicklung absolut nicht abzusehen. Aber: Die Verschönerung des Viertels ist auf jeden Fall geglückt – wirklich viele Fotos belegen dies ...
(Foto: @jens_mario)

Nicht nur die Lage auf dem Drachenfels bei Königswinter mit dem unglaublichen Rheinblick macht dieses Schloss zu etwas ganz Besonderem. Schloss Drachenburg ist eine wirklich wilde Mischung aus Villa, Burg und Schloss.
(Foto: @joernhenn)

Schloss Drachenburg ist auch einer der Lieblings-Foto-Hotspots von Jörn Henn (@joernhenn). Er ist Kunsthistoriker und Blogger. Bereits seit der Kindheit schlägt sein Herz besonders für Burgen und Schlösser.

Schloss Drachenburg verdanken wir dem Bonner Börsenmakler Baron Stephan von Sarter. Er will seinen Reichtum gut und vor allem auch sichtbar für alle anlegen. Architektonisch werden beim Bau von Schloss Drachenburg also alle Register des Historismus gezogen: Architekturformen anderer Epochen werden munter imitiert und interpretiert. Erbaut wird es in nur zwei Jahren von 1882 bis 1884. Eingezogen ist er übrigens nie …
Aber dem Westen hat er einen kultigen Ort beschert, mit einer Wahnsinns-Aussicht und einem tollen Motiv für schöne Fotos …
(Foto: @joernhenn)

Stand: 19.05.2021, 16:09 Uhr