Wasser marsch

Flüsse: Lebensraum für Flora und Fauna, Wirtschaftsfaktor und Erholungszone. Das "Unser Westen"-Team macht sich auf eine feucht-fröhliche Reise durch NRW...

Lahn und Eder (Siegen-Wittgenstein)
In der Region Siegen-Wittgenstein gibt es mehr Quellen als Mündungen. Im Rothaargebirge entspringen gleich drei wichtige Flüsse: Lahn, Eder und die Sieg. Lahn und Eder verflüssigen sich ziemlich schnell Richtung Hessen, haben aber ihren Ursprung bei uns im Westen. Die Lahn entspringt bei Netphen und ist insgesamt 245,6 km lang. 23 km davon plätschert sie idyllisch durch NRW. Sie ist einer der vielen Nebenflüsse des Rheins - mit ihm vereint sie sich aber erst in Rheinland-Pfalz.
Nur rund 5 km weiter von der Lahnquelle entspringt auch die Eder. Sie fließt durchs Wittgensteiner und Waldecker Land bis sie nach 176,1 km schließlich in die Fulda fließt.

Weitere Informationen:
Lahn-Wanderweg: www.lahnwanderweg.de
Ederauenradweg: www.nrw-tourismus.de/a-ederauen-radweg

Sieg (Siegen-Wittgenstein)
Die Quelle der Sieg entspringt im Südteil des Rothaargebirges auf dem Ederkopf-Lahnkopf-Rücken. Das Siegerland verdankt dem Fluss auch seinen Namen. Zwischen Bonn und Troisdorf fließt die Sieg ca. einen Kilometer parallel zum Rhein, bevor sie dann in diesen mündet. Der Name "Sieg" leitet sich vom keltischen Wort "Sikkere" ab und bedeutet so viel wie "schneller Fluss". Das macht die Sieg heute auch zu einem Mekka der Wassersportler.

Die Wasserqualität ist heute gut, das war aber nicht immer so. Im Zuge der Industrialisierung verschmutzte die Sieg immer mehr, es gab mehrere große Fischsterben. Diesem Zustand setzte man in den 80er Jahren ein Ende. Schritt für Schritt wurde das Wasser gereinigt – und ganz langsam kamen wieder Fische in die Sieg, sogar Meerforellen aus der Nordsee. Vor allem aber kamen die Lachse zurück. Im nordrhein-westfälischen Buisdorf setzte man vor ca. 25 Jahren hunderttausende Babylachse aus. Sie wachsen in der Sieg heran, schwimmen ins Meer und kehren zum Laichen tatsächlich wieder in die Sieg zurück.

Weitere Informationen:
www.naturregion-sieg.de
www.nrw-tourismus.de/quellenreich-siegerland-wittgenstein

Rhein (Kölner Bucht)
Durch Nordrhein-Westfalen fließt noch ein Fitzelchen Mittelrhein und der komplette Niederrhein. Insgesamt macht das 215 Rhein-Kilometer in NRW. Seinen Ursprung hat "Vater Rhein" in den Schweizer Alpen und in den Niederlanden mündet er in die Nordsee. Insgesamt ist der mächtige Strom 1.230 Kilometer lang.

In der Nähe von Ballungszentren wie Köln hat der Rhein auch einen hohen Freizeitwert: an seinem Ufer wird gesonnt, geplanscht, gegrillt und auf dem Wasser wird gepaddelt und gecruist. Das Wasser des Rheins hat heute eine gute Qualität. In den 60er Jahren sah das ganz anders aus: Ungefiltert und ohne Kläranlagen wurden damals alle Abwässer in den Rhein geleitet. Auch wenn das Wasser heute wieder sauberer ist, Baden ist wegen der starken Strömung dennoch nicht zu empfehlen!

Weitere Informationen:
www.planet-wissen.de/natur_technik/fluesse_und_seen/rhein
WDR-Doku über den Rhein:
www1.wdr.de/fernsehen/dokumentation_reportage/dokuamfreitag/sendungen/nrw-von-oben-rhein-quelle-deutsches-eck100.html
www1.wdr.de/fernsehen/doku-am-freitag/sendungen/der-rhein-von-oben-der-fleissige-rhein-100.html

Wupper (Bergisches Land)
Die Wupper entspringt als Wipper bei Börlinghausen im Bergischen Land und mündet nach 115 Kilometern bei Leverkusen in den Rhein. In Wuppertal wurde der Fluss lange als "Stinkebach" bezeichnet. Die Textilindustrie war lange das wirtschaftliche Standbein der Stadt. Das hieß: Spinnen, Weben und vor allen Dingen Färben was das Zeug hält. Die Abwässer und Chemikalien wurden ungefiltert in die Wupper geleitet - ohne Rücksicht auf die Umwelt. Anfang der 70er Jahre bekamen Schüler sogar manchmal "stinkefrei", wenn der Geruch der Wupper einmal gar zu schlimm war. Doch diese Zeiten sind glücklicherweise längst vorbei. Heute fühlen sich in der Wupper sogar Lachse wieder wohl.

Nirgendwo gibt es so viele Talsperren wie im Bergischen Land. Und auch die Wupper wird gestaut. Es ist der jüngste Stausee der Region, liegt im Städtedreieck Remscheid, Radevormwald und Hückeswagen und ist ein echtes Freizeit-Eldorado.

Weitere Informationen:
Wuppertalsperre: www.seen.de/wuppertalsperre
Wupper: www.wupperverband.de/internet/web.nsf/id/pa_de_die_wupper.html

Erft (Nordeifel)
Die Quelle der Erft entspringt bei Nettersheim-Holzmülheim. Nach 103 Kilometern mündet der Fluss dann bei Neuss in den Rhein. Schon die Römer waren echte Fans der Erft: In einem über 100 Kilometer langen Kanal haben sie das Wasser bis nach Köln geleitet. Eine architektonische Meisterleistung. Entlang der ehemaligen römischen Wasserleitung führt heute ein Wanderweg entlang - von der Eifel bis ins Rheinland.
Fluss und Region lassen sich auch gut mit dem Fahrrad erkunden: Der Erft-Radweg verläuft nämlich von der Quelle bis zur Mündung fast durchgängig direkt am Wasser entlang. Auch Kajakfahrer nutzen die Erft gerne. Kultur gibts auch: An den Ufern stehen sehenswerte Burgen, Klöster und Schlösser.

Weitere Informationen:
www.roemerkanal-wanderweg.de
Erft-Radweg: www.erftweg.de

Rur (Nordeifel)
Die Rur entspringt im belgischen Hohen Venn - eine Moorlandschaft, die bereits in der Eiszeit entstanden ist. Südlich von Monschau erreicht die Rur die deutsche Grenze und fließt dann durch den Nationalpark Eifel.
In Monschau findet einmal im Jahr ein besonders Wildwasser-Event statt: Jedes Jahr an Ostern stürzen sich hier begeisterte Kanuten in die kalten Fluten der Rur. Seit über 60 Jahren findet dieses Kanu-Rennen schon statt. Wer es lieber trocken hat: Das mittelalterliche Zentrum mit seinen Fachwerkhäusern ist absolut sehenswert. Rund 300 denkmalgeschützte Häuser gibt es. Nicht verpassen: ein Besuch in der historischen Senfmühle Monschau. Hier wird seit über 100 Jahren Senf hergestellt – von sehr scharf bis mild.

Die Rur ist der einzige Fluss in Nordrhein-Westfalen, der noch in seinem ursprünglichem Bett liegt. Bis auf den Ort, wo sie zum zweitgrößten Talsperre Deutschlands gestaut wurde. Und der Rursee ist eine ganze Erholungslandschaft! Auf einer Fläche von über eintausend Fußballfeldern kommt man sich hier selten in die Quere. Und die Traumkulisse ist inklusive, denn der See liegt mitten im Herzen des Nationalparks Eifel. Ein Highlight am Ufer: Das Kraftwerk Heimbach. Es stammt von 1904 und ist im Jugendstil erbaut - sehenswehrt!

Weitere Informationen:
Kanu-Rennen Monschau: www.monschau.de/de/aktuell/veranstaltungen/detail/61-Internationales-Wildwasserrennen-durch-die-Altstadt-von-Monschau-476v/
Senfmühle Monschau: www.nrw-tourismus.de/a-historische-senfmuehle-monschau-ruth-breuer
Kraftwerk Heimbach: www.heimbach-eifel.de/go/tourismus-sehenswuerdigkeiten-details/9_kraftwerk_heimbach.html

Niers (Niederrhein)
Die Niers schlängelt sich von Erkelenz entlang der deutsch-niederländischen Grenze, bevor sie dann bei Goch Richtung Niederlande "abbiegt". Auf 100 Kilometern kann man den Fluss auch auf einem Radweg bei seiner Reise begleiten - vorbei an vielen Herrenhäusern, Wasserburgen und Schlössern. Auch ein Abschnitt des Jakobswegs von Goch nach Weeze verläuft parallel zur Niers.

Die Niers ist ein typischer Flachlandfluss: Gerade mal 70 Höhenmeter liegen zwischen Quelle und Mündung. Um größere Gefälle für Wassermühlen zu bekommen, wurde sie in den letzten Jahrhunderten mehrfach begradigt, aufgestaut und sogar verlegt. Insgesamt 52 Mühlen entstanden am Lauf der Niers. Sie ist einer der am stärksten genutzten Flüsse in NRW, was auch seine Nachteile hat. Vor allem durch die Industrialisierung in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts kam es zu Problemen mit Abwässern und Schlamm. Seit den 1990er Jahren wurden Teile des alten Flusslaufes wieder aufgegraben und mit Kläranlagen die Wasserqualität erheblich verbessert - dadurch entstanden auch neue Lebensräume für Fische und Vögel. Und auch der Mensch profitiert von der Renaturierung. Beim Kanufahren auf der Niers zum Beispiel: Man paddelt durch Natur- und Vogelschutzgebiete und die typischen niederrheinischen Auen.

Weitere Informationen:
Wandern entlang der Niers: www1.wdr.de/verbraucher/freizeit/wachtendonk-144.html
Radtour entlang von Schlösser und Mühlen: www.nrw-tourismus.de/a-niers-radwanderweg
Kanufahren: www.niederrhein-kanu.de

Pader (Teutoburger Wald/OWL)
Die Pader ist ein Nebenfluss der Lippe. Mit ihrer Länge von nur vier Kilometern ist sie der kürzeste Fluss in ganz Deutschland. Gleichzeitig gilt sie als einer der wasserreichsten Flüsse mit den meisten und stärksten Quellen: In der Innenstadt Paderborns sprudeln aus über 200 kleinen Quellen 3.000 bis 9.000 Liter Wasser pro Sekunde an die Erdoberfläche. Eine einzigartige Flusslandschaft, mitten im historischen Zentrum!

Weitere Informationen:
Mehr über Paderborn: www1.wdr.de/unternehmen/der-wdr/standorte/studios/bielefeld/meine-stadt-paderborn-100.html
Mehr über die Pader: www.paderborn.de/tourismus-kultur/sehenswuerdigkeiten/Pader_Sehensw.php

Dortmund-Ems-Kanal (Münsterland)
Der Dortmund-Emskanal gehört zu einem der größten Wasserstaßensysteme. 380 Kilometer lang ist das Kanalnetz, das durch das schöne Münsterland führt. Entlang des Kanals führt auch ein Radweg, der verspricht Entspannung und Abwechslung zugleich: auf der einen Seite wunderschöne Natur, auf der anderen Seite Schiffe gucken.
Folgt man dem Dortmund-Ems-Kanal weiter Richtung Westen gelangt man zum größten Kanalkreuz der Welt in Datteln. Hier treffen vier Kanäle aufeinander: Dortmund-Ems-Kanal, Datteln-Hamm-Kanal, Rhein-Herne-Kanal und der Wesel-Datteln-Kanal. 16 Schleusen und 40 Pegelstände müssen hier am "Dattelner Meer" überwacht werden.
Weiter auf dem Dortmund-Ems-Kanal gelangt man zum Schiffshebewerk Henrichenburg. Der gigantische Aufzug für Schiffe ist eine technische Meisterleistung in der damaligen Zeit: Mit Hilfe des Hebewerks konnten schwere, bis zu 67 Meter lange Lastkähne 14 Meter Höhenunterschied überwinden! Noch heute beeindruckt das Schiffshebewerk mit der gelungen Verbindung aus Funktionalität und neobarocker Gestaltung.
Von 1899 bis Ende der 60er Jahre hat das Hebewerk seine Arbeit verrichtet, heute bewältigt eine Schleuse den Höhenunterschied. Das Schiffshebewerk ist Teil des Westfälischen Industriemuseums – und ist immer ein monumentaler Hingucker am Dortmund-Emskanal.

Weitere Informationen:
Radtour entlang des Dortmund-Emskanals: www.muensterland-tourismus.de/5239/dortmund-ems-kanal-route-radtour
Über die Ems: www.drei-fluesse.de/ems/
Kanalkreuz Datteln: www.route-industriekultur.ruhr/themenrouten/14-kanaele-und-schifffahrt/kanalkreuz-datteln.html
www.hebewerk-henrichenburg.de

Ruhr (Sauerland)
Die Quelle der Ruhr entspringt im sauerländischen Rothaargebirge bei Winterberg. Auf dem Weg durch das schöne Sauerland sammelt sie von zahlreichen Zuflüssen Wasser ein. Die Ruhr ist damit ein prima Wasserlieferant für die Region. Deswegen gibt es auch viele Stauseen hier, denn die sollen den Mindestwasserstand der Ruhr sicherstellen. Und den Menschen zugleich einiges an Erholungswert bieten. Im südlichen Sauerland zwischen Attendorn und Olpe macht sich der Biggesee breit, Westfalens größter Stausee.

Auch die Möhnetalsperre bietet Erholung satt. Über 10 Quadratkilometer groß ist der See hinter der 650 Meter langen Staumauer. Interessant ist auch die Geschichte der Möhnetalsperre. Im Zweiten Weltkrieg wird die Möhnetalsperre durch einen Bombenangriff der Briten zerstört. In der Nacht auf den 17. Mai kommt es zu eine Flutkatastrophe mit mehr als 1500 Toten. Der Wiederaufbau der Staumauer beginnt unmittelbar nach dem Angriff, und die Ausflügler erobern den Möhnesee langsam wieder zurück.

Bei Herdecke gibt es an der Ruhr das Industriedenkmal Koepchenwerk am Hengsteysee zu bewundern. Das Pumpspeicherkraftwerk geht 1930 in Betrieb und wird damals als großartige Neuerung gefeiert. Die Alt-Anlage ist heute denkmalgeschützt und ein Neubau liefert den Strom.

Weitere Informationen:

Möhnetalsperre: www1.wdr.de/kultur/geheimnisvolleorterundgang102.html
Biggesee: www.sauerland-seen.de/Biggesee-Listerse
Koepchenwerk am Hengsteysee: www1.wdr.de/nachrichten/ruhrgebiet/koepchenwerk-herdecke-gerettet-102.html

Ruhr (Ruhrgebiet)
Weiter fließt die Ruhr in die Region, der sie ihren Namen gegeben hat: das Ruhrgebiet. Das Ballungszentrum ist die größte Industrieregion Europas. Hier nimmt Ende des 18. Jahrhundert das Zeitalter der Industriealisierung seinen Anfang. Für mehr als hundert Jahre ist die Ruhr der wichtigste Transportweg für Kohle, die im Ruhrgebiet abgebaut wird. Mit beträchtlichen Folgen für die Wasserqualität - vor allem der Emscher. Denn die Ruhr wird zum Trinkwasserfluss erklärt und die Emscher zum Abwasserkanal deklariert. Und erhält die wenig schmeichelhaften Beinamen die "Kloake des Ruhrgebietes" und "Köttelbecke". Aber das gehört zum Glück der Vergangenheit an. Die Emscher wird renaturiert und soll bald ein grünes Band durchs Revier bilden.
Das ist die Ruhr bereits: Hier ist es heute teilweise so grün und idyllisch, dass man nicht glaubt in einer Industrieregion zu sein.
Als Transportfluss dient die Ruhr nur noch auf den letzten zwölf Flusskilometern zwischen dem Mülheimer Rhein-Ruhr-Hafen und dem Rhein. Bei Duisburg mündet die Ruhr schließlich in den Rhein. Als Erinnerung an die Geschichte des Potts hat man hier eine Landmarke gesetzt: Eine Bramme in "Rheinorange" - Industriekultur made in NRW.

Weitere Informationen:
Rund um die Ruhr: www.ruhr-tourismus.de
Ruhrtal-Radweg: www.ruhrtalradweg.de/Strecke
Bramme Duisburg: www.route-industriekultur.ruhr/themenrouten/25-panoramen-und-landmarken/rheinorange.html

Stand: 01.06.2017, 14:38 Uhr