Ganz schön einfallsreich ...

... sind die Menschen bei uns im Westen! Sie erfinden, was das Zeug hält, um unser Leben leichter, leckerer und auch schöner zu machen ....

Zusammen mit dem Grubenhelden-Gründer Matthias Bohm aus Gladbeck, dem 23-jährigen Erfinder Felix Röwekämper aus Ibbenbüren, der Food-Bloggerin Claudia Gliss aus Köln und den Bierbrauern Hans Berlin und Matthias Ross aus Düsseldorf schauen wir auf die Regionen und cleveren Ideen in und aus unserem Westen.

Ruhrgebiet
Grubenhelden
Das Ruhrgebiet ist die Herzkammer des Westens. Von hier stammt das „schwarze Gold“ - so wurde die Steinkohle früher genannt. Der Bergbau war der Grund für den Aufschwung der Region, hat diese und die Menschen im Pott geprägt. Und auch wenn seit Dezember 2018 Schicht im Schacht ist, das letzte Stück Steinkohle aus der Erde geholt ist, die letzte Zeche geschlossen wurde, so prägt die Geschichte die Region bis heute – und muss weiter leben. Genau das hat sich Matthias Bohm aus Gladbeck vorgenommen. Er will die Geschichte des Ruhrgebiets am Leben erhalten.
Und hat eine clevere Idee: 2016 gründet Matthias ein Modelabel, kauft alte Bergmanns-Kleidung von den stillgelegten Zechen auf und verarbeitet sie zu neuen coolen Kleidungsstücken. Grubenhelden ist geboren!
Mit Klamotten, die so die Geschichte des Potts weitererzählen - und in die Welt tragen. Denn 2019 ist er mit Grubenhelden sogar auf der New York Fashion Week! Und so ist aus einer cleveren Idee etwas Großes entstanden: Fair produzierte Kleidung mit Geschichte - aus Gladbeck für die Welt.


Brandt Zwieback
Wer hierzulande an Zwieback denkt, der denkt an Brandt Zwieback. Doch auch im Ausland ist das deutsche Röstbrot bekannt: Von Frankreich, über Amerika bis nach Asien – weltweit strahlt der Brandt Zwieback-Junge von der Packung. Es ist eines der bekanntesten Marken-Logos in der Geschichte der Bundesrepublik.
1912 gründet der Bäcker- und Konditormeister Carl Brandt zusammen mit seinem Bruder Fritz die Zwieback- und Keksfabrik in Hagen-Haspe. Seine Idee ist es, ein echtes "Volksnahrungsmittel" herzustellen: gleichbleibende Qualität, lange haltbar und für jeden erschwinglich. Dafür entwickelt er auch die weltweit erste Zwieback-Schneidemaschine – ganz schön clever.
Das Unterfangen glückt, die Erfolgsgeschichte läuft reibungslos, das Unternehmen wächst und gedeiht. 1925 hat Brandt Zwieback schon 700 Mitarbeiter. Und das Röstbrot wird bald in die ganze Welt exportiert. 2003 endet die Produktion in Hagen. Mittlerweile wird der Zwieback in Thüringen hergestellt - bis zu acht Millionen Scheiben am Tag! Doch der Hauptsitz der Verwaltung ist nach wie vor in Hagen zu finden.
 

Niederrhein
Költ

Die Rivalität zwischen den beiden Rheinmetropolen Köln und Düsseldorf ist legendär. Und auch beim Bier der beiden Städte wird gerne Position bezogen: Kölsch oder Alt, das ist hier die Frage.
Die beiden Freunde und Designer Hans Berlin und Matthias Ross haben 2014 bei einem Kneipenbesuch mit dem klassischem „Kölsch gegen Alt“-Streit einen verrückten Einfall: Wie wäre ein Bier, das das Rheinland vereint? Die Idee für das Költ ist geboren.
Dann folgt ein langer Prozess. Denn um ein Bier zu brauen,  das  beide Traditionen  verbindet,  braucht es mehr als nur Liebe zum Hopfen-Getränk und einen prägnanten Namen. Es braucht einen wirklich guten Braumeister. In Monheim am Rhein werden sie in einer kleinen Bier-Manufaktur fündig, und so wird am 26. August 2017 das erste Költ gebraut – erstmal in kleiner Auflage.
Mittlerweile produzieren sie in einer größeren Brauerei in Krefeld, weil die Abnahme-Mengen immer größer werden. Scheint also eine ziemlich gute Idee zu sein, das Friedensbier, das zwei Rivalen vereint ...

Bergisches Land
Knirps

Praktisch, handlich, zuverlässig - das zeichnet den Knirps aus. 1928 erfindet Hans Haupt aus Solingen den „Schirm für alle Fälle“ aus eigenem Interesse. Auf Grund einer Kriegsverletzung hat er eine Gehbehinderung und benötigt einen Gehstock. Damit ist es ihm aber nicht möglich, gleichzeitig einen langen Regenschirm mit sich zu tragen. Also erfindet er einen Schirm, den man einfach zusammenschieben und in die Tasche stecken kann, wenn man ihn nicht braucht. Voilà: der erste Regenschirm mit einem Teleskop-Gestell! 1934 wird das Knirps-System sogar patentiert.
Ziemlich praktisch also, der kleine Knirps. Nach anfänglicher Skepsis wird der Taschenschirm auch gut angenommen und startet seinen Siegeszug – auch im Ausland. Geholfen haben dabei sicher auch die aufwendigen Werbespots und Knirps-Modenschauen! Eine Marketingstrategie, die damals recht ungewöhnlich ist für einen Regenschirm - und dem Knirps in den 60er Jahren regelrechten Kultstatus verleiht. Der Knirps wird zwar schon lange nicht mehr in Solingen hergestellt, ist aber immer noch in vielen Taschen zu finden ....

ELBA
Noch etwas ungeheuer Praktisches kommt aus dem Bergischen Land: der ELBA-Aktenordner. Die Idee für dieses bahnbrechende Aktenordnersystem hat Erich Kraut. Der werkelt bereits 1917 in seinem Schreibwarengeschäft in ELberfeld-BArmen – daher der Name ELBA – an Aktenordnern. 1930 geht es dann mit der industriellen Fertigung los.
Und Kraut ist weiter erfinderisch: 1933 entwickelt er eine Pendelregistratur, bei der die Akten nebeneinander auf einer Metallschiene hängen.
1953 kommt dann noch das ELBA rado-Prinzip (richtiges Aufstellen des Ordners) hinzu: Zwei Ösen und Nocken im Vorderdeckel des Aktenordners und eine Hebelmechanikbügel sorgen dafür, dass der Ordner nicht mehr umfällt. Erleichterung im Büroalltag – erfunden bei uns im Westen!

Kölner Bucht
WECK Einmachgläser
In Bonn geht es ans Eingemachte! Vor über 100 Jahren ist das gar nicht so einfach: Lebensmittel für den eigenen Gebrauch selbst haltbar machen, das ist damals noch komplett neu. Denn Einmachgläser werden mundgeblasen und es gibt sie fast nirgendwo zu kaufen. Deshalb begeistert eine Idee aus Bonn um 1900 die Hausfrauenherzen. Johann Carl Weck gründet eine Firma, kauft ein Patent für besondere Einmachgläser, stellt sie maschinell her, und legt damit den Grundstein für die heute weltweit bekannten WECK Einmachgläser.
Das Werk in Bonn gibt es auch heute noch. Tausende Gläser in allen Größen und Formen laufen hier vom Band. Das Einmachglas-Prinzip: Durch entzogene Luft entsteht ein Vakuum und der Inhalt bleibt lange haltbar. Funktionierte damals, funktioniert auch heute noch!

Eifel
Aachener Printe
Die Printe - ein knuspriges Kultgebäck aus unserem Westen! In Aachen Zuhause – in der ganzen Welt bekannt. Die bekannteste Printe aus der Domstadt ist wohl die aus dem Hause Lambertz. 1831 lässt sich der Zuckerbäcker Johann Werner Lambertz am Aachener Marktplatz nieder und produziert sogenannte Bildprinten: Gebäck, das in Form von großen Figuren gebacken wird. Lecker - aber ganz schön unhandlich.
Als Henry Lambertz das Familien-Geschäft 1860 von seinem Vater übernimmt, entwickelt er die Printe weiter - experimentiert mit Rübensaft, dunklem raffinierten Rübenzucker, fügt Kräuter hinzu. Und er schneidet die Printe in Rechtecke: Geboren ist die handliche Kräuter-Printe.
Dank Henry Lambertz wird die Printe so zum Massenprodukt: Eckig, knusprig hart und mit süßem Honig überzogen.
Aber warum eigentlich nur Honig? Hat sich die Tochter von Henry Lambertz gedacht und 1872 direkt die nächste clevere Idee entwickelt: die Schokoprinte. Und somit ist der nächster Verkaufsschlager aus dem Hause Lambertz am Start. Lecker und beliebt bis heute ....


Münsterland
Flex-Düse
Der 23-jährige Felix Röwekämper gilt als der Daniel Düsentrieb des Münsterlandes. Seit Kindheitstagen geht er den Dingen gerne auf den Grund, sucht nach Lösungen, auf die bisher noch keiner gekommen ist. Seine neueste Erfindung: Die Flex-Düse für den Staubsauger. Ab jetzt gibt es also keine Ausreden mehr für Krümel in den Ecken!
Fast drei Jahre hat Felix an der Flex-Düse getüftelt – alles am 3-D-Drucker. Das Patent für die tolle Erfindung ist schon gesichert.
Preise hat Felix für seine Erfindungen auch schon eingeheimst: Unter anderem den ersten Platz im Bundesfinale von Jugend forscht. Und seine Erfindung - ein innovativer Schraubstock für Tischbohrmaschinen – findet sofort einen Abnehmer!
Und da Felix das Entwickeln und Erfinden so viel Spaß macht, können wir uns hoffentlich noch auf so einige clevere Ideen von ihm freuen ...

Teutoburger Wald
Melitta-Kaffeefilter
Die Dresdener Hausfrau Melitta Bentz ist genervt vom Kaffeesatz in der Tasse und dem bitteren Nachgeschmack – und hat 1908 eine sensationelle Idee: Sie durchlöchert den Boden eines Messingtopfs mit Hammer und Nagel. Darauf legte sie zugeschnittenes Löschpapier aus den Schulheften ihrer Söhne – fertig ist der erste Kaffeefilter!
Die findige Hausfrau verfeinert ihren Filter-Prototyp, lässt das Patent für ihren "Kaffeefilter“ eintragen und gründet mit ihrem Mann und nur 73 Reichspfennig Startkapital ihr eigenes Unternehmen „Melitta“.
Das Geschäft läuft so gut, dass Melitta Bentz das lukrative Angebot, eine ehemalige Schokoladenfabrik in Minden zu kaufen, annimmt und mit ihrem Betrieb 1929 von Sachsen nach Ostwestfalen übersiedelt. Hier ist die Melitta Unternehmensgruppe Bentz KG bis heute ansässig.

Dr. Oetker Backpulver
Auch aus Bielefeld kommt eine kleine, aber ganz schön clevere Erfindung.
In der Hinterstube einer Bielefelder Apotheke versucht sich Dr. August Oetker 1891 an einem Backtriebmittel. Die Idee des Backpulvers ist zu diesem Zeitpunkt nicht neu, doch der Apotheker hat eine zündende Idee: Er portioniert das Backpulver: Pro Tütchen genau die Menge, für einen Kuchen. Und das Rezept steht gleich hinten drauf. Damit garantiert er fortan den immer perfekten Kuchen! Einfach und genial!
Heute ist die Oetker-Gruppe ein Riesenkonzern mit rund 25.000 Mitarbeitern in 300 Firmen weltweit - doch die Fäden laufen nach wie vor in der Zentrale im ostwestfälischen Bielefeld zusammen.

Sinalco
1902 hat der Detmolder Fabrikant Franz Hartmann eine Idee: Er möchte ein natürliches Fruchtgetränk auf den Markt bringen – nur heimische und exotische Zitrus-Früchte sollen in die lippische Limo. Aus der "Blitz-Brause" wird 1905 die "Sinalco" (von "sine alcohole - ohne Alkohol). Die Limo ist das erste alkoholfreie Erfrischungsgetränk in Europa - und ein Verkauschlager. Bereits 1907 wird die Sinalco als eine der ersten Getränkemarken in die ganze Welt exportiert. Seit den 80ern wird die Limonade in Duisburg hergestellt, doch die Anfänge – die liegen in Ostwestfalen.

Stand: 14.11.2020, 13:39 Uhr