Rallye durch den Westen

Los geht’s auf eine abwechslungsreiche und spannende Reise durch das Autoland NRW …

Vier leidenschaftliche Auto-Fans begleiten uns auf der Fahrt durch den Westen: Thomas Franz, der in seiner Werkstatt "Enten" wieder auf Vordermann bringt. Ellen Lohr, die als "schnellste Frau Deutschlands" Motorsport-Geschichte geschrieben hat. Mika Hahn, der Oldtimer-Liebhaber und Center Manager der Classic Remise in Düsseldorf. Und Thorsten Steffens, der sich mit seiner Sammlung historischer Traktoren einen Kindheitstraum erfüllt hat.

Ellen Lohr aus Mönchengladbach hat Benzin im Blut. Wie viele ihrer männlichen Kollegen startet ihre Karriere auf einer Kart-Bahn. Die nächste Station ist die Formel Ford. 1987 gewinnt sie hier die Deutsche Meisterschaft! Ab 1988 fährt sie dann in der Formel 3 mit so prominenten Konkurrenten wie Michael Schumacher und Heinz-Harald Frenzen. Ihr bestes Ergebnis: der zweite Platz beim Europameisterschaftsfinale in Monaco 1990. Im gleichen Jahr belegte sie außerdem den zweiten Platz beim 24 Stunden-Rennen auf dem Nürburgring.
Ihr größter Erfolg steht aber noch aus: Auf dem Hockenheimring setzt sie sich1992 gegen den Ex-Weltmeister Keke Rosberg durch - und gewinnt als erste Frau überhaupt einen Lauf der Deutschen Tourenwagen Meisterschaft.
Nichts was vier Räder hat, ist vor ihr sicher: Auch bei der Rallye Dakar gibt sie mehrmals Vollgas und genauso erfolgreich steuert sie Renntrucks.
Ellen Lohr zählt heute zu den bekanntesten und erfolgreichsten Motorsportlerinnen weltweit.

Es ist die wohl schönste Autoschau in der Region: Die Classic Days auf Schloss Dyck bei Jüchen. Hier kann man die prachtvollsten Gefährte der Automobilgeschichte in wahrlich angemessenem Ambiente bewundern.
Die Classic Days werden im Jahr 2006 ins Leben gerufen – in Erinnerung an den Rennfahrer Wolfgang Graf Berghe von Trips, der 1961 in Monza tödlich verunglückt. Seither pilgern jährlich alle Freunde von schönen Oldtimern und schnelle Rennwagen an den Niederrhein. Um die 6.000 historische Fahrzeuge werden bei den Classic Days von rund 40.000 Besuchern bestaunt und gefeiert.

Auch im nahegelegenen Düsseldorf weiß man noble Karossen zu schätzen. In einem ehemaligen Ringlockschuppen befindet sich die „Classic Remise“. Hier stehen jede Menge hochwertige Oldtimer – zusammengetragen von Mika Hahn und seinem Vater Fritz-Jürgen Hahn. Echte Raritäten kann man hier entdecken, wie einen Adler aus den 30er Jahren. Und noch viele andere Träume aus Lack und Chrome stehen in diesem besonderen Oldtimerzentrum. Etwa 300 Gefährte warten hier auf Besucher – manche stehen zum Verkauf, andere sind nur zum Bewundern da. Neben der Präsentation historischer und klassischer Fahrzeuge, gibt es in der Classic Remise auch Werkstätten für Oldtimer und Liebhaberfahrzeuge, Gastronomie und Veranstaltungen – das Rundum-Sorglos-Paket für den Fan der gehobenen Automobil-Klasse.

Wolfgang Graf Berghe von Trips gilt als einer der Wegbereiter des Motorsports. Der Sproß einer rheinischen Adelsfamilie wächst auf Burg Hemmersbach bei Kerpen-Horrem auf. Seine Ausbildung zum Diplom-Landwirt schließt er mit Bravour ab, doch seine Leidenschaft gilt dem Motorsport. Und der Draufgänger hinter dem Steuer ist ein echter Siegertyp. 1954 wird er Deutscher Meister mit Porsche, 1957 beginnt er seine Formel 1-Karriere mit Ferrari. Bereits im dritten Rennen wird er in Monza Dritter. 1961 hat Ferrari dann den stärksten Wagen, der Berghe von Trips dann endgültig auf die Gewinnerstraße bringt: Der „Renngraf“ ist der erste Deutsche, der ein Formel 1-Rennen gewinnt! Im letzten Rennen der Saison fehlt ihm nur ein Punkt zum Gesamtsieg.
Am 10. September 1961 jedoch kommt es in Monza zu einem tragischen Unfall: Berghe von Trips verliert in der zweiten Runde die Kontrolle über den Wagen, kollidiert mit Jim Clark, und schleudert in die Zuschauermenge. Berghe von Trips stirbt sofort. Er nimmt 15 Menschen mit in den Tod, 60 weitere werden verletzt. Es ist ein schwarzer Tag in der Formel 1.
Sein tragischer Unfalltod mit nur 33 Jahren und der unerfüllte Traum einer Weltmeisterschaft haben aus Wolfgang Graf Berghe von Trips eine Legende gemacht.

Und nochmal ist Kerpen die Heimat einer Motorsport-Größe: Michael Schumacher hat hier auf der Kartbahn und dem Erftlandring seine ersten Runden gedreht. Bereits mit vier Jahren sitzt der kleine Michael in einem selbstgebastelten Kettcar-Mofa-Hybriden. Seine Begeisterung und sein Talent sind offensichtlich und so meldet ihn der Vater im Kartclub Rennsportfreunde Graf Berghe von Trips an. Offenbar ein gute Entscheidung: Mit fünf Jahren hält der kleine Michael seinen ersten Pokal in den Händen. Viele weitere Siege folgen.
1987 verlässt er die Kartbahn. Es ist Zeit für die Formelklasse. Über viele Siege in der Formel König und der Formel 3 geht es zielstrebig Richtung Formel 1. Und dort ist es 1994 soweit: Michael Schumacher wird Weltmeister – als erster Deutscher! Und auch im nächsten Jahr holt er sich den Titel. Insgesamt wird er unglaubliche sieben Mal Formel 1- Weltmeister!

„Schumi“ ist lange der erfolgreichste Auto-Rennfahrer überhaupt. 2012 beendet der Rekordweltmeister seine Karriere - nach 20 erfolgreichen Jahren in einer der wohl gefährlichsten Sportarten der Welt. Ein Jahr später verunglückt er bei einem Ski-Ausflug in den Schweizer Alpen und verletzt sich schwer. Seitdem befindet er sich in medizinischer Reha. Sein Privatleben ist perfekt abgeschirmt, und so ist über seinen aktuellen Gesundheitszustand wenig bekannt.

Bochum - die Stadt im Ruhrgebiet ist untrennbar mit dem Bergbau verbunden. Doch mit dem Niedergang des Ruhrkohlebergbaus, müssen andere Erwerbsquellen erschlossen werden. Die Adam Opel AG wird gewonnen – und so entsteht auf dem Gelände der Zeche Dannebaum Anfang der 60er Jahre das erste Opel-Werk. 11.500 Menschen finden bei Opel eine Arbeit. Mehr als 2.500 davon sind ehemalige Kumpel.
Bochum und Opel - das ist zunächst eine Erfolgs-Autogeschichte. 1962 rollt hier der erste Wagen vom Typ 'Kadett' vom Band. In Spitzenzeiten werden bis zu 60 Opel Kadett in der Stunde gefertigt! Die wirtschaftliche Krise ist zunächst abgewendet.

In den 70er Jahren wird dann der „Manta“ in Bochum gebaut. Ein Auto mit Kultcharakter. Spätestens als 1991 der Film „Manta Manta“ in die Kinos kommt, ist der Manta das Kultauto der Ruhris. Wenn auch mit etwas zweifelhaftem Proll-Ruf ...
Im Spitzenjahr 1992 laufen bei Opel in Bochum insgesamt 361.994 Fahrzeuge vom Band, danach aber schrumpft die Produktionszahl und die Belegschaft kontinuierlich. Kein Modell kann an die Erfolgsgeschichte des Manta anknüpfen. Opel gerät zunehmend in die Krise. Es wird gespart, gekämpft, umstrukturiert … Doch am Ende bedeutet es das Aus für den Standort Bochum: Am 5. Dezember 2014 schließt das Opelwerk in Bochum endgültig seine Pforten.

"Ente gut, alles gut“ - ist das Motto für Thomas Franz im Münsterland. In Dülmen betreibt er seit 40 Jahren eine Auto-Werkstatt, die spezialisiert ist auf 2CVs. Der ehemalige Latein- und Philosophie-Lehrer hat sich 1981 entschieden, seine Leidenschaft zu dem französischen Kultauto von Citroën zum Beruf zu machen. Als junger Mann verliebt er sich in das besondere Vehikel, für 350 Mark kauft er damals seine erste Ente. Erst gründet er einen Ersatzteilhandel, dann macht er noch eine Ausbildung zum Karosseriebau-Meister. Es folgt der zertifizierte „Fachbetrieb für historische Fahrzeuge“.  In seiner Werkstatt werden allerdings ausschließlich Enten repariert und restauriert.

Rasante Sportwagen "made in Münsterland", die gibt es bei Wiesmann in Dülmen. In der Sportwagenschmiede werden Edelschlitten der Extraklasse gebaut. Um die 400 PS bringen die Boliden auf die Straße. Nix für gemütliche Ausflüge …
Die Firma hat eine bewegte Geschichte. Angefangen hat alles 1988 mit Harttops für Cabrios. Ab 1993 bauen die Brüder Friedhelm und Martin Wiesmann dann klassische Roadster mit dem Image deutscher Qualitätsarbeit. Vom Chassis über die Elektrik bis hin zur Innenaustattung wird bei Wiesmann alles nach den Wünschen der Kunden individuell gefertigt. Alles in Handarbeit. Das hat natürlich seinen Preis. Doch die Qualität begeistert die gut betuchte Kundschaft.
Der Erfolg ist verführerisch. 2007 gönnt man sich ein neues, spektakuläres Firmengebäude. Umsatzsteigerungen bleiben jedoch aus und Wiesmann muss Insolvenz anmelden. 2014 übernehmen britische Investoren übernehmen das Unternehmen in Dülmen.

Der Nürburgring in der Eifel ist das Mekka aller Motorsportenthusiasten aus NRW. Bereits seit den 30er Jahren finden hier Rennen statt: laut, nah und immer spektakulär. Die Nordschleife gilt als die längste und schönste Rennstrecke der Welt – aber auch als eine der anspruchvollsten und gefährlichsten. In der „Grünen Hölle“ kommt es häufig zu dramatischen Unfällen und viele Rennfahrer verlieren hier in der Eifel ihr Leben. Die Fahrer fordern immer wieder die Strecke zu entschärfen.
Doch trotz der vielen Umbauten findet am 1. August 1976 das letzte Formel 1-Rennen auf der Nordschleife statt. Überschattet wird dieser Tag von dem tragische Unfall Niki Laudas, der dabei schwerste Verbrennungen erleidet.
Den Reiz für die Motorsportfans hat der Nürburgring aber nicht verloren. Auf der legendären Nordschleife kann man heute auch mit der Familienkutsche auf die Piste und sich mal wie ein Rennfahrer fühlen ...

Ein bisschen gemütlicher als auf dem Nürburgring geht es in Mützenich zu. Hier wohnt Thomas Steffens mit seiner Familie. Er ist Herr über ein gutes Dutzend historischer Traktoren. Angefangen hat seine Begeisterung schon in der Kindheit, als er auf dem Bauernhof seiner Großeltern zum ersten Mal auf einem Traktor saß. Aus Begeisterung wurde mit der Zeit eine tiefe Liebe zu Oldtimer-Trekkern. Mittlerweile hat er acht Stück davon, denen er auch individuelle Namen gibt: Basti, Xaver, Klöös, August, Knubbel, Emil, Jüppchen und Agathe. Die alten Schätzchen wollen gehegt und gepflegt werden, ein durchaus zeitintensive Beschäftigung.

In Overath im Bergischen Land lebt einer der erfolgreichsten Autodesigner Deutschlands: Ekkehard Zimmermann. Die sagenhafte Karriere des gelernten Modelbauers beginnt in den 60er Jahren mit „Dingo“. So nennt Ekkehard Zimmermann seinen Auto-Prototypen, dessen Karosserie er vollständig aus Kunststoff baut. Zwei Jahre später ist der junge Visionär bereits Teil des Design-Teams bei Ford. Dort bekommt er die Chance, bei der Entwicklung des Capri mitzuarbeiten - dem Erfolgsmodell von Ford.

1973 gründet Ekkerhard Zimmermann dann seine eigene Firma "DP Motorsport" in Overath. Er spezialisiert sich auf Sonderanfertigungen und den Rennsport. Und designt vor allem für Porsche. 1979 gewinnt einer „seiner“ Porsche, der Kremer-Porsche 935 K3, das 24-Stundenrennen von Le Mans. Von Ekkehard Zimmermann stammt auch die Idee und der Entwurf für den Porsche 944 Cargo! Ein Porsche als Kombi! Auf die Idee muss man erstmal kommen. Heute führt sein Sohn Patrick die Geschäfte. Sonderanfertigungen sind nach wie vor das Geschäft der Firma im Bergischen Land.

Michael Fröhlich liebt schöne, alte und besondere Autos. Im Neandertal, in der Nähe von Mettmann, hat er sich auf seinem großen Grundstück einen ganz besonderen Autoskulpturenpark zusammengestellt. Alle Fahrzeuge hier sind Baujahr 1950. Genau wie er selbst. Während andere ihren Fuhrpark hegen und pflegen, überlässt Michael Fröhlich die Automobile sich selbst, der Natur und der Vergänglichkeit … Und so rosten die Schätzchen in diesem besonderen Skulpturenpark fröhlich vor sich hin, werden von Krabbeltieren und Schlingpflanzen in Besitz genommen. Zu jedem Auto, das hier in dem Waldstück steht, gibt es auch eine Geschichte – die kann man bei einem Besuch erfahren. Allerdings nur auf Anfrage …

Stand: 08.02.2021, 12:43 Uhr