Union Berlin fordert Revolution im deutschen Fußball

Stand: 13.11.2018, 15:48 Uhr

  • Union Berlin will Kurswechsel im Profifußball
  • Fans sollen in DFL-Gremien vertreten sein
  • Sig Zelt vom Bündnis "Pro Fans" sieht Fußball in Gefahr

Von Michael Ostermann

Es ist mehr eine Revolution als eine Reform, die das Präsidium des FC Union Berlin fordert. "Kurswechsel für den deutschen Profifußball" hat der Fußball-Zweitligist Anfang Oktober ein Positionspapier überschrieben. Es ist der radikalste Debattenbeitrag in der Diskussion über strukturelle Veränderungen in der Deutschen Fußball-Liga (DFL). Über die Strukturreform soll Anfang Dezember im Rahmen der Mitgliederversammlung abgestimmt werden.

Zwei Thesen und viele Forderungen

Den Verantwortlichen bei Union Berlin geht das allerdings nicht weit genug. Sie fordern einen generellen Umbruch. "Die Diskussion über Veränderungen im deutschen Fußball sollten wir nicht auf personelle und strukturelle Aspekte beschränken, sondern uns auch damit auseinandersetzen, in welche Richtung wir künftig gehen wollen", erklärte Klub-Präsident Dirk Zingler. "Unsere Position ist sehr deutlich: Wir halten einen Kurswechsel, der den stufenlosen Wettbewerb der Vereine in Deutschland fördert und die unterschiedlichen Positionen der verschiedenen Interessengruppen im Fußball wertschätzt und berücksichtigt, für dringend notwendig."

Der von Union angestrebte Kurswechsel basiert auf zwei Thesen: "Ein stufenloser nationaler Wettbewerb aller deutschen Profivereine erhält die Popularität des Fußballs in Deutschland und stärkt seine internationale Wettbewerbsfähigkeit", lautet die erste dieser Thesen aus der sich sieben Forderungen ableiten: Dazu zählen die einheitliche Organisation und Vermarktung aller drei Profiligen sowie deren Aufstockung auf je 20 Klubs. Die Meister von der Zweiten bis zur Regionalliga sollen direkt aufsteigen, die anderen Auf- bzw. Absteiger sollen in Playoffs ausgespielt werden.

Mehr Beteiligung der Fans

Union fordert zudem die Festlegung von Gehaltsobergrenzen und die Begrenzung der Anzahl der Leihspieler pro Verein. Zudem sollen die Fernseh-Gelder wieder zu gleichen Anteilen verteilt werden und die Ausbildungsentschädigung bei Transfers von Nachwuchsspielern drastisch erhöht werden. Auch die Professionalisierung des Schiedsrichterwesens und der Sportgerichtsbarkeit gehört zu den Forderungen.

Bie der zweiten These geht es um das Thema Mitbestimmung: "Viele verschiedene Akteure mit unterschiedlichen Interessen tragen zur Faszination des Fußballs bei und verleihen ihm gesellschaftliche Relevanz. Teilhabe und Mitbestimmung aller Akteure im Fußball sichern die angemessene Wertschätzung und Berücksichtigung der verschiedenen Positionen," heißt es in dem Papier. Darum sollen in den Gremien der DFL künftig alle Interessengruppen, also auch die Fans, vertreten sein. Das Stadionerlebnis soll im Mittelpunkt stehen, was nach Ansicht von Union Berlin vor allem eine Anpassung der Anstoßzeiten notwendig macht. Zudem plädieren die Berliner für die Beibehaltung der 50+1-Regel, die verhindert, dass Investoren die Mehrheit der Klubs übernimmt.

Dass Union Berlin mit diesen Forderungen durchkommt, ist kaum anzunehmen. Im Interview mit Sport inside kritisiert Sig Zelt, Sprecher des Bündnisses "Pro Fans", dass die öffentliche Diskussion sich zu sehr auf die erste These konzentriere. Er sieht den Fußball generell auf einem gefährlichen Weg.