Gianni Infantino - Nichts Neues bei der FIFA

Stand: 10.03.2017, 12:56 Uhr

Seit einem Jahr steht Gianni Infantino an der Spitze der FIFA. Die großen Versprechen zu Beginn seiner Amtszeit hat er bislang nicht eingelöst. Stattdessen hat Infantino vor allem seine Macht konsolidiert.

Von Michael Ostermann

Es waren große, sehr große Versprechungen, die Gianni Infantino im März 2016 nach seiner Wahl zum FIFA-Präsidenten machte.

Ein Jahr später fällt die Bilanz des Nachfolgers des skandalumtosten Sepp Blatter mager aus. Die versprochenen Reformen sind ausgeblieben. Transparenz? Fehlanzeige! Stattdessen hat der neue Mann an der Spitze die vergangenen zwölf Monate genutzt, das System Blatter durch ein System Infantino zu ersetzen.

Reformer zum Rücktritt bewegt

Beim FIFA-Kongress im Mai vergangenen Jahres besetzte der neue Präsident die neben ihm wichtigste Stelle beim Fußballweltverband, die der Generalsekretärin, mit Fatma Samoura. Die ehemalige UN-Diplomatin aus dem Senegal ist in der Sportpolitik gänzlich unerfahren. Noch fataler war jedoch, dass Infantino den bis dahin wichtigsten Reformer der FIFA, den Auditchef Domenico Scala, zum Rücktritt bewegte. Zudem setzte er durch, dass die Führung, also er, die Mitglieder der Kontrollinstanzen wie Scala und Co. einfach feuern kann.

Mark Pieth, der ehemalige Vorsitzende der unabhängigen Kommission für Governance beim Weltverband, spricht deshalb schon von einer neuen FIFA-Diktatur.

Mobbing und Angst in der FIFA-Zentrale

Auch in der FIFA-Zentrale hat Infantino das Personal in seinem Sinne umstrukturiert. Ein Fünftel der Belegschaft wurde ausgetauscht. Von Mobbing, von Angst ist die Rede, aber auch von massivem Kompetenzverlust. Die Stimmung sei so schlecht wie seit 50 Jahren nicht, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Offiziell mag sich niemand äußern. Kritik goutiert der neue Chef nicht.

Ob es Infantino bei seinen Maßnahmen tatsächlich um Reformen geht oder lediglich um seinen Machterhalt geht, ist unklar. Deshalb schaut auch die Politik weiter genau auf die FIFA. Jetzt beschäftigt sich auch eine Kommission im Europarat wieder mit dem Fußballverband. Bis Januar wollen die Europa-Parlamentarier ergründen, ob die Reform tatsächlich Ernst gemeint ist.

Umbesetzung der Ethikkommission?

Immer wieder betont Infantino, dass der Fußball im Mittelpunkt stehen muss. Der nächste FIFA-Kongress im Mai in Bahrain muss zeigen, ob dieser Vorsatz auch Substanz hat. Dabei geht es um die Frage, wie es mit den Kontrollgremien weiter geht. Diskutiert wird schon, dass dort die Chefs der Ethikkommission Cornel Borbely und der deutsche Richter Hans-Joachim Eckert abgelöst werden könnten. Ein Präsident, der Kritiker entfernt, sich nur auf Druck wirklich bewegt und seinen eigenen Vorteil sucht – es klingt fast wie immer bei der FIFA.