Deniz Naki - Erneut vor Gericht

Stand: 17.03.2017, 13:34 Uhr

  • Fußball-Profi Deniz Naki muss in der Türkei erneut vor Gericht.
  • Dem in Deutschland geborenen Kurden wird Unterstützung der PKK vorgeworfen.
  • Grund ist ein Facebook-Post.
  • Im ersten Prozess wurde er freigesprochen.

Von Michael Ostermann

Am 6. April 2017 muss Deniz Naki in Diyarbakir in der Türkei erneut vor Gericht erscheinen. Dem deutsch-kurdischen Fußballer wird vorgeworfen, Propaganda für die verbotene kurdische PKK gemacht zu haben. In erster Instanz war Naki freigesprochen worden.

Die Chronologie: Am 31. Januar 2016 erzielt Deniz Naki im türkischen Pokal gegen den Erstligisten Bursaspor das Siegtor für seinen Klub Amedspor - ein Drittligist.

In einem Facebook-Post widmet Naki danach den Treffer "den Menschen, die in 50 Tagen Unterdrückung getötet oder verletzt wurden". Darunter ein Bild, auf dem das Tatoo auf seinem Unterarm zu sehen ist. "Azadi" steht dort, das kurdische Wort für Freiheit.

Zwölf Spiele Sperre

In seinem Eintrag bei Facebook bezieht sich Naki auf eine von der türkischen Armee verhängte und zu diesem Zeitpunkt 50 Tage andauernde Ausgangssperre für die Altstadt von Diyarbakir, der Heimatstadt seines Klubs. Auch andere kurdische Orte sind betroffen. Naki, 1989 in Düren als Kind kurdischer Eltern geboren, erntet einen Shitsorm von türkischen Nationalisten. Unter anderem wird er als Terrorist beschimpft.

Der türkische Fußballverband TFF sperrt den unter anderem bei Bayer 04 Leverkusen ausgebildeten, ehemaligen deutschen U-19-Nationalspieler für zwölf Spiele. Es ist die längste Sperre, die der Verband jemals verhängt hat. Zudem muss Naki eine Geldstafe von 19.500 türkischen Lira zahlen. Das sind umgerechnet rund 5.000 Euro.

Freispruch in erster Instanz

Doch mit Ablauf der Sperre ist die Sache noch nicht vorbei. Die Staatsanwaltschaft erhebt Anfang Oktober 2016 Anklage gegen Naki wegen Propaganda für die verbotene kurdische Arbeiterpartei PKK. Ihm drohen bis zu fünf Jahren Haft.

Der Prozess am 8. November dauert nur knapp eine Stunde und endet mit einem Freispruch. Der Staatsanwalt selbst fordert die Einstellung des Verfahrens unter Verweis auf die Meinungsfreiheit. Kurz darauf geht die Staatsanwaltschaft in Diaybakir dennoch in Revision. Ein neu mit dem Fall beauftragter Staatsanwaltschaft stellt den Antrag, das erste Urteil zu überprüfen. Der neue Gerichtstermin wird auf den 6. April festgesetzt.

"Man muss mit allem rechnen"

Naki sagt gebenüber Sport inside, der Freispruch in erster Instanz habe ihn überrascht. Deswegen wundere es ihn nicht, dass er nun wieder vor Gericht erscheinen müsse. Er werde weiter zu seiner Meinung stehen: "Wenn man diesen Weg geht, dann muss man mit allem rechnen."