Der ADAC ist Deutschlands größter Automobilclub und wichtigste Verbraucherschutzorganisation. Die Mitgliederzeitschrift „Motorwelt“ ist die auflagenstärkste Zeitschrift der Welt. Die darin veröffentlichten Testurteile über Autozubehör, Crashsicherheit und Auto-Neuerscheinungen sind von den Herstellern gleichermaßen respektiert wie gefürchtet. Aber stimmen sie auch immer?
In der Mai-Ausgabe 2007 der ADAC-Motorwelt veröffentlichte der Club einen Test über die Sicherheit und Familientauglichkeit von Hochdachkombis, der zumindest fragwürdig erscheint. In dem Vergleichstest treten drei Vans gegen den jeweiligen Hochdachkombi desselben Herstellers an. Die Fragestellung lautet, ob der jeweilige Kastenwagen nicht eine preisgünstige Alternative zu den klassischen Pampersbombern ist – schließlich kosten die Lastesel rund ein Drittel weniger.
Wie in jedem Autotest, so werden auch in diesem Fall die Fahreigenschaften der Testprobanden unter die Lupe genommen. Auf dem Ausweichparcours gibt es dann eine böse Überraschung für den ADAC-Tester Markus Sippl: Der Kangoo sowie der Combo schaukeln gewaltig, der Opel Combo kippt um, der Renault Kangoo nicht, da der Test im letzten Moment noch abgebrochen werden kann.
Hoher Schwerpunkt, eine simple Hinterachskonstruktion sowie fehlendes ESP sind die Gründe für das klägliche Scheitern. Folgerichtig erhalten beide die Note 5,5 im ADAC-Ausweichtest, auch nach Definition des ADAC ein klares „Mangelhaft“. Doch im ADAC-Test reicht es für den Opel in der Gesamtkategorie Fahreigenschaften sogar noch zu einer 3,3 (Befriedigend) für den Opel Combo und einer 3,6 (Ausreichend) für den Renault Kangoo – dank besserer Noten unter anderem in den Rubriken Lenkung und Bremsen. In der Rubrik Sicherheit reicht es nach ADAC-Definition dann sogar zu einem „Befriedigend“ für beide Fahrzeuge – weil die Fahreigenschaften hier keine Berücksichtigung finden.
Experten sehen Benotung kritisch
Für Dr. Holger Brakemann von der Stiftung Warentest unverständlich, da für die Berliner Testprofis andere Notenkriterien gelten: „Also, wenn die Beurteilung in einem für das Produkt wichtigen Kriterium mangelhaft ist, wie die Sicherheit, dann kann auch das Gesamturteil nur mangelhaft sein.“
Servicezeit-Experte Thomas Schrüllkamp, Diplomingenieur an der Forschungsgesellschaft Kraftfahrwesen mbH in Aachen – hat Zweifel an der Seriosität des ADAC-Testverlaufes. Auch der Testaufbau wirft für ihn Fragen auf. Thomas Schrüllkamp entdeckt im Versuchsaufbau des Ausweichtests grobe Fehler: „Die Einfahrtgasse hat keine Mittellinie. Das bedeutet, der Fahrer hat kreativen Spielraum. Das Fahrmanöver ist also direkt von der Tagesform des Fahrers abhängig. Somit ist das Fahrmanöver für eine übergreifende Bewertung nicht geeignet.“
Bei ADAC-Tester Markus Sippl kippt der Combo dann im Ausweichtest, der Kangoo – wie geschildert – nur deswegen nicht, weil Sippl den Test im letzten Moment noch abbricht. Neben dem kritischen Fahrverhalten des Rüsselsheimers sieht der Servicezeit-Experte beim ADAC-Tester zumindest eine Teilschuld für den Umfaller: „Er reißt massiv am Lenkrad und ist viel zu schnell unterwegs. Er hätte den Versuch abbrechen müssen. Außerdem bekommen die Felgen Bodenkontakt, was auf einen falsch eingestellten Reifenluftdruck schließen lässt. Das anschließende Kippen ist daher unausweichlich.“