"Moment - ich helfe schnell bei der Bruchrechnung", Martina Rische unterbricht die Videokonferenz mit Kollegen, spricht mit ihrem Jüngsten, acht Jahre. Seit die Erdbebenforscherin in ihrem Arbeitsvertrag zweimal in der Woche Homeoffice vereinbart hat, ist die Arbeit von zuhause Routine. "Ich hab meinen Arbeitsplatz in einer Ecke im Schlafzimmer eingerichtet", so die 44-jährige Bochumerin. "Meine drei Kinder dürfen stören - wenn es wichtig ist."
Grundregel: Nicht immer verfügbar
In Coronazeiten, wo sie, ihr Mann und alle drei Jungs zuhause sind, gelingt die Abgrenzung nicht immer. Die Kinder kommen häufiger vorbei. Als Grund-Regel nennt die Wissenschaftlerin klare Grenzen: "Wenn ich Pause mache, also koche oder Kaffee trinke, schreibe ich das auf." Anja Gerlmeier von der Universität Duisburg-Essen stimmt zu. Die Arbeitspsychologin hat Studien zum Thema Homeoffice ausgewertet.
Wechsel zwischen Büro und zuhause ideal
"Wer nicht immer verfügbar ist und Arbeitszeiten begrenzt, arbeitet im Homeoffice effektiv." Der Vorteil liege in der Abwechslung, so die Wissenschaftlerin. "Ideal ist, die konzentrierte Arbeit zuhause mit dem Büro zu kombinieren." 40 Prozent der Arbeitnehmer wünschen sich laut Studien Homeoffice. "Aber besonders Frauen belasten sich dadurch auch stärker."
Schulungen fürs Homeoffice

Zwischen Job und Kinderbetreuung: Rudolf Gewaltig beim Homeoffice
Familienvater und Jurist Rudolf Gewaltig aus Essen möchte sich dem Stress, drei Kinder und den Beruf unter einen Hut zu kriegen, nur ausnahmesweise aussetzen. "Technisch ist die Arbeit von zuhause kein Problem, aber man wird keinem so richtig gerecht." Forscherin Anja Gerlmeier hat deshalb eine klare Forderung an die Arbeitgeber: Schulungen fürs Homeoffice anbieten. "Es ist ein Zukunftsmodell, wenn wir lernen, unseren Arbeitsalltag neu zu gestalten."