
Lokalzeit aus Köln vom 11.10.2022
Gartenzeit: Workspace im Hinterhof
Stand: 11.10.2022, 16:20 Uhr
Triste, versiegelte Parkplätze und Garagen in Hinterhöfen gibt es unzählige in den Städten. Was aber, wenn diese Stellplätze nicht mehr gebraucht werden, weil viele Mitarbeiter mit dem Rad zur Arbeit kommen oder im Home-Office arbeiten?
Von Susanne Küppers
Stellplätze könnten sich künftig in grüne Arbeitsplätze verwandeln. Genau das ist der Plan der MitarbeiterInnen des Zentrums für LehrerInnen-Ausbildung an der Uni Köln. Ausrangierte Gartenmöbel haben sie auf den ehemaligen Parkplätzen bereits aufgestellt.
Allerdings fehlt ihnen noch das I-Tüpfelchen - nämlich die Pflanzen. Da ist unser Lokalzeitgärtner nun der Mann der Stunde. Blumige Arbeitsplätze statt parkende Autos im Hinterhof: Das ist prima fürs Klima und für gut gelaunte, motivierte Mitarbeiter.
„Workspace Hinterhof“ im Zentrum für LehrerInnen-Ausbildung der Uni Köln
Eine Art grünes Klassenzimmer wünschen sich die Dozenten, um mit ihren Studenten zum Lernen auch mal rausgehen zu können. An diesem Beispiel kann Lokalzeitgärtner Rüdiger Ramme zeigen, was alles Do-It-Yourself so geht.
Das Verwandlungs-Konzept:
- Holz-Kübel als Raumteiler bauen und mit Stauden, Gräsern und Gehölzen bepflanzen
- Versickerungstreifen der Stellplätze für eine sogenannte „Kräuterwiese“/Magerrasen von Kies und Unkraut befreien
- künftigen Terrassenbereich mit einer Fugenbürste von Wildwuchs befreien
Holz-Kübel selber bauen:
Aus heimischen Lärchenholz-Brettern lassen sich mit etwas handwerklichem Geschick große Pflanzkübel schnell selber zusammenbauen.
Das Holz ist sehr widerstandsfähig, ökologisch nachhaltig, heimisch und hält bis zu 20 Jahre. 100 cm x 50 cm x 50 cm ist ein geeignetes Maß. Wer den Kübel gerne etwas höher bauen möchten, wählt als Maß einfach 100 cm x 50cm x 80 cm.
Außerdem benötigt man für die Innen-Verkleidung noch eine Kunststoffmatte. Hochbeet-Noppenfolie, die verhindert, dass das Substrat/die Erde dauerhaft mit dem Holz in Kontakt kommt, denn das führt schnell zu Feuchtigkeit und Fäulnis. Die Folie wird innen einfach festgetackert.
Als Zwischenboden eignet sich eine Lochblechplatte, die verschiedene Vorteile bietet: Erstens kann überschüssiges Regenwasser abfließen, zweitens muss der Kübel nicht komplett mit Erde gefüllt werden und drittens bleibt der Kübel so auch mobil und kann ggfs. auch an eine andere Stelle gerückt werden. Damit der Boden stabil hält, wird er innen von vier festgeschraubten Auflagehölzern gehalten.
Damit der Kasten nicht bei Regen lange im Nassen steht, sind außerdem noch kleine Abstands-Halter/Topffüße ratsam, die einfach untergeschoben werden. Die Materialkosten pro Kübel betragen zwischen 70 und 90 Euro je nach Größe. Dann kann mit Kübelpflanzenerde aufgefüllt werden. Unbedingt hochwertige Erde verwenden, denn die Pflanzen wachsen jahrelang in diesem Substrat.
Bepflanzung der Kübel
Wichtig bei der Auswahl der Pflanzen – Stauden, Gräser und Gehölze - sind diese Kriterien: Insektenfreundlichkeit, langer Blütezeitraum und Winterhärte, damit nicht jedes Jahr neu gepflanzt werden muss.
Außerdem müssen alle Pflanzen an Hitze und Trockenheit angepasst sein, denn der Standort ist sehr sonnig. Wählen Sie als hohe Gehölze, die viel Grün und auch Sichtschutz bieten sollen, am besten winterharte, heimische, langlebige Sträucher wie Zierapfel, Kupferfelsenbirne, Wildrosen oder auch Beerenobst.
Sie wachsen mit den Jahren kompakt zusammen und können auch wie eine Hecke in Form geschnitten werden. Außerdem spenden sie im Frühjahr mit ihren Blüten auch Nektar und Pollen für Insekten und liefern im Herbst Vogelfutter. Im Winter verlieren sie ihr Laub und kommen deshalb auch problemlos über die kalte Jahreszeit.
Als Unterpflanzung oder für eigene Kübel bieten sich hitzeverträgliche, insektenfreundliche Stauden (Nelken, Phlox, Ballonblumen, Glockenblumen, Lavendel, Euphorbien, Sonnenhut, Präriekerze, Katzenminze, Monarda, Fetthenne oder Sonnenbraut) und auch mediterrane Kräuter an, die jahrelang wieder neu aufblühen und die von ihrem natürlichen Standort her an Hitze und Trockenheit gewöhnt sind.
Winterschutz
Im Winter kann alles draußen bleiben. Selbst einpacken ist nicht zwingend nötig, da die Pflanzen alle winterfest sind, die Stauden sich ohnehin zurückziehen und im Frühjahr neu austreiben und die Gehölze ihr Laub verlieren, in Winterruhe gehen und daher kaum Wasser verdunsten. Wer auf Immergrünen Sichtschutz wert legt (mit Glanzmispeln/Photinia etwa), sollte sich für besonders frostfeste Arten entscheiden und die Kübel im Winter am besten geschützt an die Hauswand rücken.
Kräuterwiese statt geschotterter Versickerungsstreifen:
Die ca. 5 cm tief ausgekofferten Pflanzstreifen werden mit einem Lava-Erde-Gemisch wieder aufgefüllt. Dann kann die pflegeleichte, robuste Saat-Mischung ausgesät werden. 5-7 Gramm werden pro Quadratmeter ausgesät. Machbar bis Mitte Oktober und dann wieder im Frühjahr. Die Mischung treibt nach wenigen Wochen schon aus und blüht dann – wenn im Herbst ausgesät wird - im nächsten Jahr. Wuchshöhe ist etwa 30 - 40 cm. Durch Schnitt und Rasenmähen kann die Höhe aber jederzeit gesteuert werden.
Gartenzeit Workspace im Hinterhof
04:20 Min.. Verfügbar bis 11.10.2023.