Eine Person nimmt eine Tablette mit Wasser ein

Der richtige Umgang mit Medikamenten

Stand: 12.01.2023, 06:00 Uhr

Einige Medikamente sind derzeit nur schwer zu bekommen. Wie kann man sich helfen? Tipps zum grundsätzlichen Umgang mit Medikamenten gibt der Facharzt für Innere Medizin, Heinz Wilhelm „Doc Esser".

Verfallsdatum beachten

Einfach in die Hausapotheke zu greifen – davon rät Doc Esser ab. Der Lungenfacharzt, Facharzt für Innere Medizin und Notfallmediziner sagt: „ Medikamente können abgelaufen sein und das Verfallsdatum sollte ich unbedingt erst nehmen.“ Denn nur innerhalb dieser Frist sei auch die Wirksamkeit von Medikamenten wie Fiebersaft oder Schmerzmitteln gesichert. Außerdem könnten nach Ablauf des Verfallsdatums ungewünschte Nebenwirkungen auftreten.

Keine Antibiotika als Reserve aufbewahren

Das Bild zeigt Antibiotika.

Doc Esser weiß, wie Sie mit Antibiotika richtig umgehen können.

Antibiotika-Reserven sollte niemand in der Hausapotheke haben, sagt Doc Esser. Schließlich bekomme man in aller Regel vom Arzt eine Mindestmenge an Tabletten, die man dann auch aufbrauchen sollte. Bleiben dennoch Tabletten übrig, sollte man diese stets entsorgen, rät Esser. Und keinesfalls lagern.

Antibiotika sind nur gegen Bakterien wirksam

Der richtige Umgang mit Medikamenten

Hier und heute 12.01.2023 07:16 Min. Verfügbar bis 12.01.2024 WDR

Antibiotika wirken nicht gegen Viren oder andere Krankheitserreger. Trotzdem verschrieben Ärzt:innen diese Medikamente lange Zeit auch bei durch Viren ausgelösten Erkältungen. Das geschieht inzwischen seltener, weil klar ist: Wenn Antibiotika falsch eingesetzt werden, schaden sie mehr, als sie nutzen. Und es besteht die Gefahr, dass sie in Zukunft nicht mehr wirken.

Antibiotika so kurz wie möglich einnehmen

Das Bild zeigt symbolisch Antinboitika.

Antibiotika brauchen Sie nicht lange Zeit einnehmen.

Früher hieß es: Man muss Antibiotika mindestens sieben bis zehn Tage nehmen und die ganze Packung aufbrauchen. Aber das hat sich geändert. Heute sagt man: „So lange wie nötig und so kurz wie möglich“. Denn man weiß inzwischen: Egal wie lange man ein Antibiotikum nimmt – es bleiben immer ein paar krankmachende Bakterien übrig.

Und dann ist es gut, wenn viele nützliche Bakterien von der abtötenden Wirkung der Antibiotika verschont geblieben sind und den Platz besetzen. Bei Antibiotikabehandlungen reichen oft drei bis fünf Tage, manchmal ist sogar ein Tag genug. Aber es gibt auch Krankheiten, wie die Tuberkulose, bei denen die Medikamente länger eingenommen werden müssen.

Mehr Informationen zum Thema Antibiotika auf Quarks.de

Keine Medikamente weitergeben

Frau nimmt eine Schmerztablette

Medikamente an andere weitergeben ist nicht hilfreich.

Medikamente etwa an Nachbarn, Familie oder Freunde weiterzugeben, ist keine gute Idee, sagt Esser. Denn man könne sich nicht sicher sein, ob die betroffene Person überhaupt die richtige Indikation gestellt habe. Und wer das Medikament bekommt, weiß nicht, ob es richtig gelagert wurde.

Lagerung Hausapotheke

Eine Hausapotheke gehört an einen Ort, wo es trocken und kühl ist. Das Bad ist ungünstig, denn dort ist es meist warm und feucht.

Medikamentenmangel - Welche Alternativen gibt es für Erkrankte?

Die Lieferengpässe bei Medikamenten sorgen für Verunsicherung. Welche Alternativen gibt es für Patientinnen und Patienten sowie Eltern von kranken Kindern? Hier finden Sie einen Überblick.

Rechtzeitig die Verfügbarkeit des Medikaments überprüfen

Betroffene sollten möglichst frühzeitig mit ihrem Arzt sprechen, rät Esser. So könne der Arzt etwa vorab klären, ob das entsprechende Medikament verfügbar ist und andernfalls gleich über Alternativen aufklären.

Eine größere Menge verschreiben lassen

Wer chronisch krank sei und regelmäßig ein bestimmtes Medikament benötige, könne den Arzt zudem bitten, gleich eine größere Menge zu verschreiben. Und: Lassen Sie sich möglichst früh ein Folgerezept ausstellen.

Manchmal helfen auch Hausmittel

Der Studiogast legt dem Moderator einen Wadenwickel um.

Hausmittel ersetzen Medikamente nicht, helfen aber auch.

Bei Fieber etwa können Wadenwickel die Temperatur senken. Und auch Zwiebelsaft könne bei Husten eine Alternative sein. Aber diese Hausmittel könnten ein Medikament niemals ersetzen. Wer wochenlang an Infekten mit Hals- und Kopfschmerzen, laufender Nase und Husten leidet, sollte sich dringend auskurieren.

Esser sagt: „Wenn nach drei bis fünf Tagen immer noch massive Symptome da sind, wie extreme Abgeschlagenheit oder Fieber – dann ab zum Arzt.“