Viele Menschen in einer Einkaufsstraße

Shopping, Glanz und Tradition – Kölns Hohe Straße & Schildergasse

Stand: 09.09.2020, 15:10 Uhr

Sie sind die wichtigsten Lebensadern der Stadt, das pulsierende Herz der Kölner Geschäftswelt, das glitzernde Universum des Konsums: Kölns Hohe Straße und die Schildergasse. Seit Jahren gehören sie zu den meistbesuchten Einkaufsstraßen Deutschlands. Unter ihrem Pflaster verbirgt sich eine 2000-jährige Geschichte - angefangen bei den Römern, die hier eine glanzvolle Kolonie gründeten, in der es sich luxuriös leben ließ.

Auch Napoleon hat die Geschichte der Shoppingmeile mitgeprägt: Mit seiner Gattin ritt er hoch zu Ross die Hohe Straße entlang und gab ihr den Namen: "Rue haute". Und wer weiß schon, dass die Schildergasse im Mittelalter das Künstlerviertel Kölns war? Und dass die Hohe Straße vor etwa 100 Jahren die angesagteste Ausgehmeile war?

Blick auf das Gebäude des Kölner Kaufhof

Beste Lage: Ludwig Tietz baute sein Kaufhaus an der Kreuzung von Hohe Straße und Schildergasse.

Der Film erzählt auch die Geschichte des berühmtesten Kaufhauserbauers Deutschlands: Leonhard Tietz, der seinen riesigen Glitzerpalast an der Hohe Straße eröffnete. Pariser Chic für Jedermann, die Menschen rannten ihm die Türen ein. Bis die Nazis das Haus "arisierten" und ihm seinen heutigen Namen gaben: Kaufhof. Tietz musste fliehen, die Bombennächte des Krieges ließen das Gebäude niederbrennen.

Klaus der Geiger musiziert in einer Einkaufsstraße

Klaus der Geiger: Er ist ein Urgestein der Schildergasse.

Hinter jeder Fassade, unter jedem Stein und hinter jedem Gesicht verbirgt sich eine eigene Geschichte. Wie die von Udo Zorn, Geschäftsführer des Café Riese, der als Kind die Schildergasse mit dem Dreirädchen erkundete. Oder die von Klaus dem Geiger, der auf eine 50-jährige Karriere als Straßenmusikant zurückblickt.

Wo haben sich damals die Weltstars des Jazz, aber auch Maria Callas und Romy Schneider die Klinke in die Hand gegeben, um einen Eiskaffee zu trinken? Wie hat der Architekt Renzo Piano hier den "teuersten Platz von Köln" geschaffen – vor einem schillernden Modehaus, das wie ein gestrandeter Walfisch über der Nord-Süd-Straße liegt? Was hat es mit der metallenen Hausfassade auf der Hohe Straße auf sich? Und können glitzernde Einkaufsstraßen auch ein Stück "Heimat" bedeuten?

Hohe Straße und Schildergasse sind die ungekrönten Königinnen von Köln. Doch die Corona-Krise bedeutet auch für sie einen gravierenden Einschnitt in ihrer langen Tradition aus Glanz und Glamour. Was wird aus dieser glitzernden Innenstadt nach Corona? Werden die Straßen stark genug sein, dem Virus und seinen Auswirkungen zu trotzen?

Ein Film von Christel Fomm und Martin Tönnessen
Redaktion: Dorothee Pitz