Zwei Männer stehen auf einem Hof, im Hintergrund ein großes Holzfass

Die Bierbrauer aus Warburg

Stand: 01.10.2019, 17:28 Uhr

"Es genügt nicht, etwas zu erben. Man muss auch damit umgehen können, sonst ist es irgendwann weg." Michael Kohlschein weiß, wovon er spricht. Er leitet in der zehnten Generation eine Brauerei in Warburg. Sein Vater hat noch die goldenen Zeiten der Bierbrauer erlebt: "Die Leute haben das Bier schneller getrunken, als wir es produzieren konnten", erzählt Senior Heinrich Kohlschein. Doch das ist lange vorbei.

Der Bierverbrauch in Deutschland sinkt kontinuierlich. Immer mehr Kneipen machen dicht. Die Deutschen trinken heute fast ein Drittel weniger Bier als noch vor dreißig Jahren. Selbst für eine traditionsreiche Brauerei wie die der Kohlscheins, mit treuer Stammkundschaft in der Region, ist das eine besorgniserregende Entwicklung. An Michaels Seite kämpft auch sein Cousin Franz-Axel Kohlschein um die Zukunft des Familienerbes - und um den Erhalt der jahrhundertealten Brautradition ihrer Heimatstadt Warburg.

sw-Fotografie:

Traditionshaus: Jahrzehntelang betrieben die Kohlscheins einen Brauereiausschank am Warburger Marktplatz.

Viele Handwerksbetriebe in Nordrhein-Westfalen liegen seit Jahrhunderten in Familienhand. Sie üben Handwerk mit großer Leidenschaft aus. Und es sind Familien, die sich jeden Tag dafür einsetzen, ihren Betrieb eines Tages verlässlich an die nächste Generation weitergeben zu können. Vererbt werden Werkzeuge und Maschinen. Fachwissen wird von Generation zu Generation weiterentwickelt. Das geht nicht ohne Reibereien, der Senior hat manchmal andere Vorstellungen als der Junior, Erfahrung und Tradition ringen mit neuen Erkenntnissen und moderneren Produktionstechniken. Doch wenn es hart auf hart kommt, packen alle mit an und stellen eigene Wünsche zurück - in der festen Überzeugung, Selbst für eine traditionsreiche Brauerei wie die der Kohlscheins, mit treuer Stammkundschaft in der Region, ist das eine besorgniserregende Entwicklung

Ein Mann steht in einem Labor und schaut lächelnd auf eine Flasche

Innovation: Im Labor der Brauerei sucht Franz-Axel Kohlschein nach neuen Rezepte.

Warburg ist schon seit dem Mittelalter bekannt für sein gutes Bier. Die Geburtsstunde der Kohlschein-Brauerei liegt im Jahr 1721. Damals war Brauen noch schwere körperliche Arbeit. Die Bierwürze wurde über offenem Feuer gekocht und die Fässer wurden in kühlende Keller geschleppt. Das Eis dafür musste im Winter aus der zugefrorenen Diemel gehackt werden.

Heute sind Kohlscheins die letzten, die in Warburg die Brautradition aufrechterhalten und ein lokales Bier brauen. Das Wasser für ihr Bier stammt aus dem eigenen Brunnen und der Fluss liefert die Energie für Sudhaus und Gärkeller. Doch ihre Bodenständigkeit allein wird in Zukunft nicht mehr ausreichen. Neue Ideen müssen her.

Ein Film von Barbara Stupp
Redaktion: Adrian Lehnigk