Die 90er Jahre in NRW

Schumi wird Weltmeister, der Rosenmontagszug fällt aus, die Erde bebt und Bonn ist nicht mehr Hauptstadt: Erinnerungen an ein ereignisreiches Jahrzehnt, das unser Land verändert hat.

Eigentlich hätte der Bundestag hier tagen sollen: Anfang der Neunziger wurde diskutiert, den Bundestag in Bonn zu belassen - immerhin wurde gerade an dem neuen Bonner Parlamentsgebäude gebaut. Doch mit 338 zu 320 Stimmen entschieden sich die Parlamentarier für den Umzug nach Berlin. Und Bonn bekam ein Kongresszentrum.

Gleich zweimal fiel in den 90er der Rosenmontagszug aus: Zuerst 1990 wegen Sturms und im Jahr darauf wegen des Beginns der zweiten Golfkrieges. Der "Zoch" kam trotzdem: Als Friedensdemo und "Geisterzoch".

Michael Schumacher machte seit 1991 den Rennsport in Deutschland wieder populär und seine Heimatstadt Kerpen bei Köln bundesweit bekannt. Seinen ersten Titel gewann er 1994. Dieser Titel hatte jedoch einen bitteren Beigeschmack, da sein größter Konkurrent Ayrton Senna während der Saison durch einen Rennunfall verstarb.

1993 mussten viele Rheinanleger ihre Weihnachtsbäume per Boot nach Hause transportieren. Es war vor allem der heftige Dauerregen, der Köln am Heiligabend einen Pegel von 10,63 Meter und dem ganzen Rheinland ein Jahrhunderthochwasser bescherte.

Ein Kreuz für Rheinhausen: Der 160 Tage dauernde Arbeitskampf und der Protest von 100.000 Menschen im ganzen Revier war letztlich vergeblich. 1993 blies Krupp den letzten Hochofen aus und schloss sein Hüttenwerk in Rheinhausen. Auf dem alten Werksgelände ist mittlerweile ein Logistikzentrum mit 5000 Arbeitsplätzen entstanden.

Harald Schmidt ist zwar gebürtiger Schwabe, aber in den 90ern nicht aus der Medienstadt Köln wegzudenken. Nach den WDR-Sendungen "Psst…" und "Schmidteinander" mit Herbert Feuerstein wechselte er zu Sat.1, wo er das Genre des Late Night Talks nach Deutschland importierte. Die Mischung aus intelligenten und zynischen Witzen mit vielen Gästen aus Pop- und Hochkultur war bis dahin in Deutschland einzigartig.

Auch ein Star der 90er: Helge Schneider. Mit seinem Song "Katzeklo" schaffte die "Singende Herrentorte" aus Mülheim/Ruhr 1994 den Sprung in die Charts. Dann kam sein Film "Texas – Doc Snyder hält die Welt in Atem" und machte Helge endgültig zum Kult. Helge Schneider steht bis heute für die Kombination von Hochkultur und höherem Blödsinn – als Jazzmusiker, Regisseur, Autor, Schauspieler, Maller und Komiker.

Ministerpräsident Johannes Rau mit Ehefrau Christina und sein "Kronprinz" Wolfgang Clement (l.). Als Rau 1998 Bundespräsident wurde und nach Berlin ging, empfahl er den Genossen in NRW, Clement zu seinem Nachfolger zu wählen. Diese folgten dem Rat, und Clement führte die Koalition aus SPD und Grünen bis zur Jahrtausendwende.

1996 ernannte die UNESCO den Kölner Dom zum Kulturerbe – nach dem Aachener Dom (1978) und den Schlössern Augustusburg und Falkenlust in Brühl (1984) der dritte Ort in NRW. Heute gehören noch die Zeche Zollverein (2001) und Schloss Corvey (2014) dazu.

Die Pötte im Pott: 1997 gewann zuerst Schalke den UEFA Cup und eine Woche später Borussia Dortmund die Champions League. Was für ein Jubel! Gemeinsam feierten die Fans, in den Stadien wurde "Ruhrpott!" skandiert.

Stand: 05.10.2018, 13:27 Uhr