Buchtipps vom 22.03.2018

Buchtipp: "Abifeier"

Stand: 21.03.2018, 21:15 Uhr

Von Christine Westermann

Titel: Abifeier
Autor:
Eric Nil
Verlag:
Kiepenheuer & Witsch eBook
ISBN-10: 3462318403
ISBN-13: 978-3-462-31840-1

Der Autor

Eric Nil ist das Pseudonym eines bekannten Romanautors, der sich bestens im Umgang mit schwierigen Familienkonstellationen auskennt, schreibt der Verlag.. Ist es Axel Hacke, Till Raether, Frank Goosen? Es wird spekuliert, aber ist das wichtig? Wichtig ist viel mehr, dass da einer aus dem richtigen Leben schreibt, und dabei die, die er liebt, dennoch gut zu schätzen weiß.

Die Handlung

Ein Mann lebt in Basel, ist verheiratet und hat zwei Kinder. Die Ehe ist irgendwann in Schieflage geraten, der Mann verlässt die Familie, zieht nach Hamburg. Seine Tochter kommt nach einer Weile nach. Der Mann verliebt sich, die neue Frau ist geschieden, hat zwei Söhne. Der Mann zieht mit seiner Tochter bei der neuen Frau und den neuen Söhnen ein. Soweit, so gut. Vorausgesetzt, es kommt den Familien keine Abifeier dazwischen. Denn da sollen die Mitglieder der Patchworkfamilien wieder zusammen an einem Tisch sitzen. Nur: Wer sitzt neben wem? Die Ex-Frau neben der neuen Freundin des Mannes? Und wie gut hält der es aus, neben dem Ex seiner neuen Liebe zu sitzen? Welches Mitspracherecht haben die fast schon erwachsenen Kinder, die ja die Hauptpersonen bei einer Abifeier sind? Und warum muss diese Abifeier zwangsläufig zum „ perfekten Ort für ein Familienscharmützel“ werden?

Die Bewertung

Der Autor hat die Abifeier seiner alten/neuen Familie wohl selbst durchlebt und durchlitten. Er weiß genau, worüber er schreibt, das merkt man diesem Buch auf jeder Seite an. Er beobachtet mit feiner Ironie, kommt ohne gutgemeinte Ratschläge aus. Patchwork klingt bunt, fröhlich, da schwingt ein bisschen mutige Gelassenheit mit, das klingt nach „wir schaffen das“. Klappt bloß bei der Abifeier nicht. Wer an welchem Tisch sitzt oder auch nicht sitzen kann, sitzen will, daraus hat Eric Nil eine großartige Geschichte gestrickt. Die ist streckenweise sehr komisch, aber man spürt dennoch die Dramatik, die solche Familienkonstellationen auslösen können. Der Autor stellt niemanden bloß, die Patchworker wollen immer nur das Beste. Familie ist eine Naturgewalt, hat jemand mal klug beobachtet. Und Naturgewalten kann man nicht beherrschen. Die Tischordnung für die Abifeier einer Patchworkfamilie kommt der Quadratur des Kreises nahe. Vom Autor wird sie als perfekter Ort für den Familienkleinkrieg inszeniert. Eigentlich ist Waffenstillstand verabredet, heißt es im Klappentext, aber ständig explodiert irgendwas und irgendwer.