Buchtipps vom 25.06.2020

Buchtipp: "Ein Wochenende"

Stand: 25.06.2020, 10:03 Uhr

Von Christine Westermann

Titel: Ein Wochenende
Autor: Charlotte Wood
Verlag: Kein & Aber
ISBN-10: 3036958258
ISBN-13:  978-3036958255

Die Autorin

Charlotte Wood ist in Australien geboren, lebt in Melbourne, ist Journalistin und erfolgreiche Autorin von mehreren Sachbüchern und Romanen.

Die Handlung

Ein Roman, der von vier Freundinnen erzählt. So ganz anders als man es erwarten würde. Keine fröhlichen Treffen, bei denen man kleine und große Geheimnisse preisgibt, sich über Männer, Sex, Klamotten, Karriere, Kinder austauscht. Das haben sie alles schon hinter sich, die Frauen, die sich für ein Wochenende in einem Strandhaus am Meer verabredet haben. Vierzig Jahre kennen sie sich. Jetzt, wo sie alle um die siebzig sind, wissen sie auch, dass ihr Leben nicht wirklich so geworden ist, wie sie es sich vorgestellt hatten, als sie jung waren. Im Mittelpunkt der Gruppe stand immer Sylvie, die ausgleichend Freundliche, die den Laden zusammengehalten hat. Aber Silvie ist gestorben, die drei Übriggebliebenen sollen das Strandhaus entrümpeln, in dem sie viele Wochenenden gemeinsam verbracht haben. Adele, die Schauspielerin, die keine Rollen mehr bekommt. Jude, die erfolgreiche Gastronomin, die seit 40 Jahren eine Affäre mit einem verheirateten Mann hat. Wendy, die erfolgreiche Autorin, für die das Schreiben stets wichtiger als ihre Kinder war. Die jetzt mit ihrem altersschwachen, ständig sabbernden Hund im Ferienhaus auftaucht. Nein, da gibt es kein Glas Champagner zur Begrüßung, da geht es gleich richtig ans Eingemachte. Die Vier erleben nochmal hautnah die Macken der anderen, fragen sich, warum sie es miteinander eigentlich so lange ausgehalten haben Das Spannende: Man erlebt aus unterschiedlichen Perspektiven, was die drei so gegeneinander aufbringt. Wie sie versuchen, es unter der Decke zu halten, um die Freundschaft nicht gänzlich zu sprengen. Es nicht schaffen.

Die Bewertung

Freundschaft ist eben nicht Friede, Freude, Eierkuchen, sondern immer auch harte Arbeit. Und wie schön und wichtig und richtig Krach und Gezerre dennoch sein können, das beschreibt dieser Roman. Es ist ein Sommerbuch trotz der Konfrontationen, die sich durchs Buch ziehen, trotz einer vagen Wehmut, die man immer wieder spürt. Es wird geweint, gebrüllt, aber auch sehr oft gelacht. Der Leser lacht still in sich hinein, weil die Szenen manchmal so wunderbar absurd und doch so nah dran am richtigen Leben sind. Der sabbernde Hund, der alle an den Rand des Nervenzusammenbruchs bringt. Die Schauspielerin, die nicht merkt, wie sie sich zum Affen macht. Und die Restaurantfrau, der ihr Luftschloss samt verheirateten Ehemann am Ende um die Ohren fliegt. Starke Frauen, trotz allem. Weil Freundschaft bedeutet, einander auszuhalten. Vierzig Jahre lang, ohne loszulassen.