Buchtipps vom 19.11.2020

Buchtipp: „Der Moment zwischen den Zeiten“

Stand: 19.11.2020, 15:44 Uhr

Von Christine Westermann

Titel: Der Moment zwischen den Zeiten
Autor: Marta Orriols
Verlag: dtv
ISBN-10: 3423282126
ISBN-13:  978-3423282123

Die Autorin

Marta Orriols ist freie Journalistin und lebt mit ihren beiden Kindern in Barcelona. Ihr Buch wurde mit einem Preis für den besten Debütroman ausgezeichnet, stand auf der spanischen Bestsellerliste und wird gerade in ein Dutzend andere Sprachen übersetzt.

Die Handlung

Der Roman spielt in Barcelona, die Idee, die ihm zugrunde liegt, ist bestechend. Es fängt zunächst ziemlich nichtssagend an. Mann und Frau, seit zehn Jahren miteinander verheiratet, treffen sich zum Mittagessen in einem Restaurant am Meer. Sie haben das schon oft gemacht, immer wenn es passt, wenn beide in ihrem Job Zeit finden. Aber dieses Mittagessen wird anders sein als die zuvor. Brutal anders. Das kann Paula, die Ehefrau, allerdings nicht wissen. Weil alles so scheint wie immer. Sie essen, reden über dies und das, wollen sich schon verabschieden, als Mauro mit dem Grund für das Mittagessen rausrückt. Er will seine Frau verlassen, sich scheiden lassen. Er hat sich in eine jüngere Frau verliebt. Er geht, Paula bleibt völlig geschockt zurück. Sie wird ihren Mann nie wiedersehen. Wenige Stunden nach diesem dramatischen Mittagessen bekommt sie einen Anruf. Ihr Mann hatte einen schweren Autounfall, er ist tot.

Die Bewertung

Und jetzt? Was kommt zuerst? Die tiefe Trauer über den Tod eines geliebten Menschen? Wie aber liebt man jemanden, der einen verlassen wollte? Wohin mit Wut und Zorn und Enttäuschung und dann doch wieder unendlicher Sehnsucht? Und wie wird man damit fertig, dass man nichts weiß? Nicht, wo und wie er die andere Frau kennengelernt hat. Nicht, was ihn an ihr fasziniert hat. Paula weiß nicht mal, wie die Frau heißt. All diese Geheimnisse werden langsam Stück für Stück offengelegt, wie bei einem Puzzle fügen sich die einzelnen Teile zu einem vollständigen Bild. Sanft und sachte springt der Roman zwischen Vergangenheit und Gegenwart hin und her. Eine Geschichte über den Tod, den eines Menschen und den eines großen Gefühls. Aber eine, die dabei voller Leben und auch Lebenslust ist. Kleine Einschränkung: manchmal geht es mit der Autorin ein bisschen durch, gerade im letzten Drittel rutscht sie mir ein bisschen in den Kitsch ab, und vor allem am Ende geht mir die Sonne zu golden im Meer unter. Aber da muss man durch. Wäre nämlich schade um die 260 Seiten davor.