Zur Startseite "Doku am Freitag"
Bergmann Mathias Ehmke mit Helm

Der lange Abschied von der Kohle

Stand: 31.10.2018, 15:05 Uhr

Das Ruhrgebiet ist in vielerlei Hinsicht "auf Kohle gebaut". Zwar sind die meisten Zechen schon längst geschlossen, doch wenn im Dezember 2018 auf "Prosper Haniel" in Bottrop und "Anthrazit Ibbenbüren" die allerletzten Tonnen Steinkohle gefördert werden, dann geht ein großes Kapitel der Industriegeschichte zu Ende – und noch viel mehr.

Regisseur Werner Kubny in einem Stollen unter Tage

Begleitet Bergleute bei ihrer Arbeit bis zur endgültigen Schließung der Zeche: der Filmemacher Werner Kubny.

Wie fühlt sich der Abschied von der Kohle an? Um das ganz hautnah mitzuerleben, haben die Filmemacher Werner Kubny und Petra Neukirchen ab Herbst 2015 einige Bergleute der Zeche Auguste Viktoria in Marl über Wochen bis zur Schließung ihres Standorts begleitet.

Sie haben spektakuläre Bilder von den Arbeitsplätzen in 1200 Metern Tiefe und vom aktuellen HighTech-Abbau eingefangen und beobachtet, wie die Bergleute miteinander und mit dem Gedanken an den Abschied umgehen.

Der "Bergmann" - Entstehung eines Kunstwerks

Karsten Jahn hat früher unter Tage gearbeitet. Er hatte die Idee gemeinsam mit dem Künstler Norbert Then eine Stahlfigur zu schaffen – den "Bergmann".

Karsten Jahn war viele Jahre Bergmann auf "Fürst Leopold" in Dorsten, bis die Zeche schließlich 2001 geschlossen wurde.

Heute ist dort ein Kreativ-Quartier entstanden – für Kunst und Kultur. Im Bild: die alte Waschkaue.

Karsten Jahn hatte die Idee, mit seinem Freund, dem Künstler Norbert Then, der dort nun sein Atelier hat, eine Stahlfigur zu schaffen – den "Bergmann".

Norbert Then arbeitet in seinem Atelier auf dem Gelände der ehemaligen Zeche "Fürst Leopold" an der Stahlfigur.

Zusammen mit Kumpeln des traditionsreichen Bergwerks "Auguste Victoria" in Marl haben sie die Figur nach der Stilllegung dort unter Tage aufgestellt.

Werner Kubny, Petra Neukirchen und das Kamerateam haben sie bei diesem Prozess begleitet.

Der "Bergmann" ist ein Symbol für alle Bergleute und steht insbesondere für diejenigen, die unter Tage ums Leben gekommen sind. Die Figur ist aus Stahl und hält ein Stück Kohle in den Händen.

Kameradschaft und Solidarität

Alle sprechen von der besonderen Kameradschaft und Solidarität, die sie bei der Arbeit verbinden, aber nicht nur da. Dazu gehört auch die gemeinsame Freizeit, die Nachbarschaft in den ehemaligen Bergwerkssiedlungen oder der Grillabend im Schrebergarten.

Der unaufhaltbare Niedergang

Und wie lang war der Weg der Kohle vom "Treibstoff des Wirtschaftswunders" bis zum Auslaufmodell? Mit eindrucksvollem Archivmaterial geht der Film in die 50er Jahre zurück, als die Kohleförderung ihren Höhepunkt erreichte, ehemalige Bergleute erinnern sich daran, wie gefährlich damals ihre Arbeit noch war.

Bergarbeiter unter Tage in Duisburg-Walsum.

Kohleförderung im Revier: vom Höhepunkt in den 50er Jahren bis zum Aus.

Der Film spannt den Bogen von der Kohlekrise Ende der fünfziger Jahre, von "wilden" Zechenschließungen, von Streiks im Ruhrgebiet und Demonstrationen in Bonn, über die Gründung der RAG, die als Dachorganisation des Steinkohlebergbaus den unaufhaltbaren Ausstieg sozial abfedern sollte, bis zu immer neuen Kämpfen der Bergleute um ihre Arbeitsplätze und zum Beschluss der Politik zum endgültigen Aus für den Bergbau.

Ein Film von Werner Kubny und Petra Neukirchen
Redaktion: Beate Schlanstein und Christiane Mausbach