Neues vom Kaufhauskönig: Wie René Benko Karstadt und Kaufhof versilbert

die story 15.03.2023 43:59 Min. UT Verfügbar bis 31.12.2099 WDR Von Georg Wellmann, Ingolf Gritschneder


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Neues vom Kaufhauskönig - Wie René Benko Karstadt und Kaufhof versilbert

Stand: 20.12.2022, 15:02 Uhr

Der deutsche Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof ist schon wieder insolvent und kann seinen Geschäftsbetrieb vorerst nur unter dem Schutzschirmverfahren weiterführen. Dabei hatte das Unternehmen nach der Insolvenz vor zwei Jahren schon rund 40 Filialen geschlossen, mehr als 4000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entlassen und Staatshilfen in Höhe von 680 Millionen Euro erhalten. Genutzt hat es wenig.

Jetzt bangen wieder viele der noch 17.400 Beschäftigten um ihren Job, obwohl sie seit Jahren schon auf Teile vom Lohn-, Weihnachts- und Urlaubsgeld verzichten. Die Hoffnung, damit alle verbliebenen Arbeitsplätze retten zu können, war vergeblich. Mehr als ein Drittel der noch 131 Kaufhausfilialen sollen geschlossen werden.

René Benko vor Waren im Kaufhaus

Der Kaufhauskönig – erneute Insolvenz innerhalb von zwei Jahren | © Robert Haas / picture alliance / SZ Photo

Eigentümer der insolventen Warenhauskette ist die österreichische SIGNA-Gruppe, die mehrheitlich René Benko gehört - einem öffentlichkeitsscheuen Selfmade-Milliardär, der in bescheidenen Verhältnissen in Innsbruck aufwuchs und ohne Abitur die Schule verließ. Er ist mit der geschickten Vermarktung von Immobilien in besten Lagen reich geworden. Auf 4,9 Milliarden Euro wird sein Vermögen taxiert. Der 45-jährige Tiroler ist gut vernetzt in der Politik. Seine Geschäftspraktiken sind umstritten. Derzeit sitzt René Benko in seinem Heimatland Österreich im Rahmen eines Korruptionsverfahrens auf der Anklagebank. Und ein weiteres Ermittlungsverfahren gegen ihn führte unlängst zu Hausdurchsuchungen bei seiner Firmengruppe SIGNA. Benko soll, so der Verdacht der Staatsanwaltschaft, einen ranghohen österreichischen Finanzbeamten bestochen haben, damit dieser im Gegenzug dafür sorgt, dass eine Steuernachzahlung für eines von Benkos Immobilienprojekten möglichst gering ausfällt. Benko bestreitet die Vorwürfe.

Menschen demonstrieren

Galeria-Beschäftigten fordern Investitionen von Benko | © imago images/Emmanuele Contini

Bei Galeria Karstadt Kaufhof gelang es Benko, trotz der prekären Lage des Unternehmens, in den letzten Jahren Millionengewinne zu erwirtschaften – auf dem Rücken der Belegschaft, sagen Kritiker. Wie sehr ist Benko überhaupt an dem Betrieb der Warenhäuser und dem Erhalt der Arbeitsplätze interessiert? Oder ging es ihm in erster Linie darum, die wertvollen Immobilien in besten Innenstadtlagen auf Kosten der Beschäftigten zu versilbern, wie Immobilien – und Handelsexperten meinen?

Portrait von René Benko

René Benko – Kaufhausbetreiber oder Immobilienspekulant? | © picture alliance / Starpix / picturedesk.com

Die Autoren Ingolf Gritschneder und Georg Wellmann folgen der Spur des Geldes und blicken hinter die Kulissen von Benkos weitverzweigtem und undurchsichtigen Firmengeflecht, von Briefkastenfirmen in Luxemburg, diskreten Unternehmen in der Schweiz und Familienstiftungen in Liechtenstein und Österreich. Neue Dokumente werfen Fragen auf: Wie schafft es Benko immer wieder in kürzester Zeit den Wert von Immobilien um Millionen zu steigern und hieraus Gelder zu ziehen, die steueroptimiert bei seinen Privatstiftungen landen? So auch bei Galeria Karstadt Kaufhof. Nicht wenige Beschäftigte befürchten inzwischen, dass es nur noch eine Frage der Zeit sein könnte, bis der gesamte Konzern verschwindet – trotz hunderter Millionen staatlicher Hilfe.

Ein Film von Georg Wellmann und Ingolf Gritschneder
Redaktion: Gudrun Wolter