- Sendehinweis: Die Story | 26. April 2023, 22.15 - 23.00 Uhr | WDR
Trotz aller Warnungen wollten wir es lange nicht wahrhaben: Deutschland hat sich in extreme Abhängigkeit von Pekings Gnaden manövriert und wird nun zunehmend erpressbar. Seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine nimmt auch die Bundesregierung das volle Risiko wahr. Denn in Ostasien schwelt zwischen China und Taiwan ein weiterer Konflikt mit geopolitischer Sprengkraft. „Wenn der von heute auf morgen eskaliert, wäre das für uns der GAU,“ sagt Peter Bachmann von der Photovoltaik-Firma Solarwatt.
Wir brauchen eine neue China-Strategie, das ist jetzt allen klar. Doch wie soll die aussehen? Und was würde sie uns kosten?
Im Fall Russland geht es um Gas und Öl. China ist viel komplexer. Es geht um ganze Lieferketten, um tausende Produkte. Manche machen unser Leben einfach nur günstiger, andere sind unverzichtbar, einige sogar überlebenswichtig. Und es geht auch um unseren eigenen Zugang zum größten Markt der Welt.

„Ein Fahrrad ohne China wäre kein Fahrrad, das wären nur ein paar Bauteile“, sagt Fahrradexperte Dirk Zedler. | © NDR
Doch wie abhängig sind wir eigentlich? Und wo genau?
Im Hamburger Hafen landet der ‚Container-Tsunami‘ aus China schon am frühen Morgen an und wird dann über ganz Deutschland verteilt. In Stuttgart etwa zeigt Fahrradexperte Dirk Zedler, wie ein Rad ohne Teile aus China aussehen würde: „Das wäre kein Fahrrad, das wären einige wenige Bauteile.“
In der Solar- und Windenergiebranche sind es schon wenige Einzelteile aus China, ohne die die gesamte Energiewende zusammenbrechen würde. In einem Windpark bei Aurich lassen sich die Reporter zeigen, was das bedeuten würde.

„Ohne Magnete aus China hätten wir ein Riesenproblem, die kann man nur dort kaufen,“ sagt Jürgen Zeschky, Chef des Windradherstellers Enercon. | © NDR
„Natürlich sind wir erpressbar!“ sagt die Berliner Apothekerin Anke Rüdinger. Sie mischt neuerdings wieder eigene Rezepturen an, um ihre Patienten zu versorgen. Denn auf Nachschub von Medikamenten aus Asien ist kein Verlass. Manche Antibiotika wären ohne chinesische Vorprodukte sogar überhaupt nicht mehr erhältlich.
Werte oder Waren? Darum geht es bei der neuen Chinastrategie. Ein riskanter Balanceakt. Denn China ist Deutschlands größter Handelspartner, einen Teil unseres Wohlstands verdanken wir den blühenden Geschäften mit der Diktatur in Fernost.
Die beiden langjährigen Asien-Korrespondenten Mario Schmidt und Philipp Abresch haben sich auf eine Deutschlandreise begeben zu Herstellern, Händlern, Verbrauchern und zu denen, die einen neuen Umgang mit China finden müssen in den Ministerien und im Bundestag in Berlin.
Ein Film von Mario Schmidt und Philipp Abresch
Redaktion: Jochen Graebert (NDR), Gudrun Wolter (WDR)