So war's 1988

Flugzeug-Absturz in Remscheid

Stand: 07.12.2013, 14:53 Uhr

25 Jahre ist es her, dass ein US-Kampfjet auf ein Wohngebiet in Remscheid abgestürzt ist. Sieben Menschen starben, darunter auch der Pilot. Er hatte im Nebel die Orientierung verloren. 50 Menschen wurden verletzt, ein Teil von ihnen schwer. Augenzeugen erinnern sich: "Es war die totale Zerstörung."

Der Pilot war Sichtflug geflogen, obwohl dieser bei dem dichten Nebel nicht angemessen war. Und schon bald gab es Gerüchte, nach denen die US-Militärmaschine Munition an Bord hatte, die angereichertes Uran enthalten hätte. Heute weiß man, dass dies nicht der Fall war. Trotzdem hatte der Unfall schlimme Folgen.

Die Stockder Straße in Remscheid brannte stundenlang. Anschließend glich sie auf einer Länge von 350 Metern einem Schlachtfeld. Der Kampfjet war um kurz nach halb zwei am Mittag abgestürzt. Marc Eisenkölbl war damals, am 8. Dezember 1988, gerade aus der Schule zurückgekommen. Dann wurde das Wohnzimmer seiner Eltern von einer Tragfläche regelrecht durchschnitten.

Blitz, Druckwelle, Explosion - und dann Stille

"Als wir beim Mittagessen saßen, hörten wir ein Flugzeug auf uns zukommen. Es hörte sich an wie ein landendes Flugzeug, nur dass die Triebwerke nicht gedrosselt waren, sondern auf Vollgas liefen. Das Geräusch wurde immer lauter", erinnert sich Marc Eisenkölbl. Im nächsten Moment durchzog ein Blitz das Wohnzimmer, gefolgt von einer enormen Druckwelle. Die Luft war erfüllt von Mörtelstaub, es folgte eine Explosion - dann Stille. "Wir sind dann vorne rausgelaufen. Dort spielte sich die Hölle ab. Wir sahen eine Feuerwand. Dann: durch die Gegend laufende, hilflose Menschen und unseren brennenden Postboten. Das war ein einschneidendes Bild. Leichenteile lagen herum. Es war quasi die totale Zerstörung."

Die ganze Nachbarschaft brannte

Der Kampfjet war in ein Haus gekracht. Die ganze Nachbarschaft brannte, überall explodierte Munition. Aus Remscheid und der gesamten Umgebung wurden Rettungskräfte und Feuerwehren angefordert. Zunächst ging man davon aus, dass eine Passagiermaschine abgestürzt war. Karsten Bergmann von der freiwilligen Feuerwehr Remscheid erinnert sich auch an die vielen Scherben, Trümmer und Dachpfannen auf der Straße. Sie machten ein Durchkommen schwierig. "Schon vor der eigentlichen Einsatzstelle hatten wir Sorge, uns einen Platten zu fahren". In so einem Fall hält die Feuerwehr weit vor dem eigentlichen Unfallort.

Der Ministerpräsident kommt

Bereits zwei Stunden nach der Katastrophe war Ministerpräsident Johannes Rau vor Ort. Er machte sich ein Bild der Lage und zeigte sich erschüttert: "Es ist schrecklich anzusehen. Es ist wie im Krieg", sagte er damals.

Was war wirklich passiert?

Unmittelbar nach dem Absturz war auch Jörn Bachmann an der Unglücksstelle. Er war damals ermittelnder Oberstaatsanwalt und setzte sich sofort mit den Amerikanern in Verbindung. Was war wirklich passiert? Um welchen Flugzeugtyp handelte es sich? Und wenn es eine Militärmaschine war: Was hatte sie an Bord?

Gerüchte über Uran an Bord

Viele hatten damals das Gefühl, die Amerikaner seien bei der Aufklärung nicht kooperativ, der Flieger habe Munition mit angereichertem Uran an Bord gehabt. Die Amerikaner behaupteten: Es handele sich um kein radioaktives Material, sondern nur um Übungsmunition. Doch die Stellungnahmen des US-Militärs verpufften.

Die Diskussion um ein Verbot von militärischen Tieffliegern nahm wieder an Fahrt auf, da sich Unfälle häufen. Die US-Regierung sagte zu, mit der deutschen Regierung eng zusammenarbeiten, um die Sicherheit der militärischen Flüge auch sicherzustellen.

Nach dem Absturz sollen Krankheiten ausgebrochen sein

Der Eindruck, die Amerikaner hätten etwas verheimlicht, setzte sich trotzdem in den Köpfen fest. Denn nach dem Absturz bildeten sich immer wieder Tumore. Auch der damalige Oberstaatsanwalt Jörn Bachmann musste aus diesem Grund etliche Male operiert werden. Die Vermutung: Damals wurden Gifte freigesetzt, die zu krankhaften Erscheinungen geführt haben könnten. Belege für einen Zusammenhang wurden jedoch nie bestätigt, auch nicht die Spuren von Uran.

25 Jahre nach dem Unglück ist der Unfall bei Beteiligten sehr präsent: "Dieser Mörtel-Kerosin-Geruch, der bleibt für immer. Verbranntes Kerosin mit verbranntem Flugzeug, das ist ein Geruch, den kriegen sie nicht mehr raus", sagt ein Augenzeuge.