Plastikwahn: Wo wir überall Plastik verschwenden

Stand: 01.06.2016, 18:47 Uhr

Bei Rewe gibt's seit Mittwoch (01.06.2016) keine Plastiktüten mehr. Aber: Trotz Tütenverzicht an der Kasse kommt man im Supermarkt kaum am Plastik vorbei.

Plastiktüten

Aktuell benutzt jeder Deutsche durchschnittlich 71 Tüten pro Jahr. Dass Deutschlands zweitgrößter Lebensmittelhändler Rewe zum 1. Juni 2016 den Verkauf von Plastiktüten stoppt, ist also eine gute Nachricht für die Umwelt. Dadurch sollen allein hierzulande jährlich rund 140 Millionen Plastiktüten weniger im Müll landen.

Hintergrund: Eine EU-Verordnung sieht vor, dass bis 2025 EU-weit nicht mehr als 40 Tüten jährlich pro Kopf verbraucht werden sollen. Daraufhin hatten sich Ende April rund 260 Einzelhandelsunternehmen nach langem Ringen freiwillig verpflichtet, Geld für die umweltschädlichen Plastiktüten zu nehmen.

Rewe verkauft die Entscheidung als "konsequenten Schritt" in Sachen Nachhaltigkeit, die Kunden sollen "selbst aktiv Verantwortung für Umwelt- und Meeresschutz übernehmen". Der NABU empfiehlt, immer eigene Taschen, Rucksäcke und alte Tüten mitzunehmen.

Ultradünne Plastiktüten

Nicht betroffen von dem EU-Plastiktüten-Bann sind die dünnen durchsichtigen Tüten, die an Obst- und Gemüsetheken kostenlos zu haben sind. Hier muss jeder Verbraucher selbst entscheiden, wie er damit umgeht: Müssen relativ robuste Lebensmittel wie Äpfel, Birnen, Möhren, Zwiebeln und Co. vor dem Abwiegen wirklich sortenrein in Plastiktüten verpackt werden, oder kann man auch mehrere in der selben Tüte transportieren? Oder kommt man vielleicht sogar ganz ohne Tüte aus?

Gurken im Plastikkorsett

Warum wird die von der Natur bereits optimal verpackte Gurke noch einmal in ein hautenges Plastikkorsett gequetscht? Grund ist eine EU-Verordnung. Sie besagt, dass Verbraucher Bio-Produkte klar von konventionellen Produkten unterscheiden können müssen. Der Handel reagiert darauf mit Plastikverpackungen, denn Banderolen und Aufkleber konnten sich nicht durchsetzen.

Die Verordnung gilt natürlich nicht nur für Gurken, sondern jegliches Obst und Gemüse, das lose verkauft wird. Um dem Plastik-Irrsinn den Garaus zu machen, ist der Verbraucher gefragt: Dort, wo es nur Biogemüse gibt, sind auch keine extra Verpackungen notwendig.

Kaffeepause mit Plastikbecher

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) schätzt, dass die Deutschen jährlich 2,8 Milliarden Coffee-to-go trinken. Damit landen täglich rund 7,6 Millionen Becher im Müll. Auch wenn nicht alle aus Plastik sind, die Deckel werden auf jeden Fall aus Kunststoff hergestellt. Die vielen To-go-Becher überfüllen die Mülleimer in den Städten und auch in die Recyclingsysteme schaffen es die Papp-Plastik-Becher so gut wie nie, da sie aus Mischmaterial bestehen. Laut DUH sind Mehrwegbecher im Hinblick auf die Ökobilanz die einzig sinnvolle Alternative.

Alu-Plastik-Kaffeekapseln

Sie sind bequem und schick: Kaffeekapseln. Um 27 Prozent ist laut Deutschem Kaffeeverband der Absatz im vergangenen Jahr gestiegen. Doch sie sind auch teuer und das Verhältnis von Inhalt zu Verpackung ist überaus ungünstig, zumal viele Kapseln auch noch extra in Folien verpackt sind. Das Ergebnis für die Umwelt: Rund 4.000 Tonnen Aluminium- und Plastikmüll produzieren allein wir Deutschen jährlich durch Kaffeekapseln. Tendenz: Steigend.

Der Naturschutzbund (NABU) empfiehlt, auf klassische Brühmethoden zurückzugreifen. Die beste Ökobilanz haben Filterkaffee und der Kaffee aus der Espressokanne für den Herd.

Mikroplastik in Kosmetika

Nicht nur die großen Plastikteile belasten unsere Umwelt, sondern auch die ganz kleinen. Was auf den ersten Blick wie feine Sandkörner aussieht, ist so genanntes Mikroplastik. Die kleinen Plastikteilchen haben eine Größe von unter fünf Millimetern, verschmutzen die Meere und werden oft von Fischen und anderen Meeresbewohnern aufgenommen.

Sie kommen unter anderem aus Peelings, Zahncremes und Kosmetika, wo sie sanft rubbeln sollen. Wer sie vermeiden will, sollte darauf achten, dass das Produkt kein Polyethylen, Polypropylen oder Polyamid enthält. Alternativen wären Naturprodukte, die statt Plastik beispielsweise zerstoßene Oliven-, Aprikosen- oder Traubenkerne beinhalten.