Gefahr durch MRSA-Infektion

Keime - so schützen Sie sich

Stand: 23.03.2015, 10:22 Uhr

Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe will einen Zehn-Punkte-Plan gegen die wachsende Gefahr durch multiresistente Krankenhaus-Keime vorstellen: mehr Kontrollen, mehr Aufklärung. So minimieren Sie schon jetzt Ihr Risiko.

Wie leicht verbreiten sich MRSA-Keime?

Die multiresistenten Keime kommen laut Kompetenzzentrum Patientensicherheit der Kassenärztlichen Vereinigungen natürlich bei jedem dritten Menschen vor. MRSA besiedelt den Nasen-Rachen-Raum eines Menschen, meist ohne ihn direkt krank zu machen. Erst eine offene Wunde oder OP-Schnitt lässt die Keime in den Körper, was zur Infektion führen kann. Ein Mensch, der selbst nichts von der Existenz des resistenten Bakteriums auf seiner Haut oder Schleimhaut weiß, wird zudem ungewollt zum Verbreiter des Problemkeimes.

Das Risiko ist besonders groß, wenn der Träger in der Nähe gefährdeter Menschen mit offenen Wunden oder schwacher Immunabwehr ist. Nach Angaben des Europäischen Zentrums für Krankheitsprävention und Kontrolle ziehen sich bundesweit etwa fünf Prozent der Patienten eine Krankenhaus-Infektion zu. Der europäische Durchschnitt liegt demnach bei 5,9 Prozent. Unsicher ist jedoch, wie oft Keime beteiligt sind, wenn Menschen in Kliniken sterben: Nach Zahlen des Gesundheitsministeriums sterben in Deutschland jedes Jahr bis zu 15.000 Menschen an Krankenhaus-Infektionen. Die Deutsche Gesellschaft für Krankenhaushygiene bezifferte die jährlichen Todesfälle zuletzt auf etwa 40.000.

Unterschiedliche Strategien der NRW-Krankenhäuser

  1. Im Augusta-Krankenhaus in Bochum gilt für alle 1.600 Beschäftigten eine No-Hand-Strategie: Seit Mai 2014 soll das Klinikpersonal Händeschütteln vermeiden. "Das gilt sowohl für den Gruß des Patienten als auch für den Gruß untereinander", heißt es in der Dienstanweisung.
  2. Das Allgemeine Krankenhaus Hagen kämpft mit antimikrobiellem Kupfer gegen Keime: Als zweite Klinik in Deutschland und als erste in NRW wurden auf der Kinderintensivstation sämtliche Türklinken, Fenstergriffe, Lichtschalter, Armaturen und auch Bügel an den Betten durch Kupfer-Produkte ausgetauscht. Auch die Erwachsenen-Intensivabteilung und die normale Kinderstation sollen umgerüstet werden.
  3. In der Universitätsklinik Münster werden bereits seit über sieben Jahren alle eingelieferten Patienten auf MRSA getestet. MRSA-Träger werden so früher erkannt und die Übertragung innerhalb der Klinik vermieden. Die Klinik konnte die Infektionsrate durch MRSA fast um die Hälfte reduzieren. Viele weitere Kliniken in NRW haben seitdem nachgezogen.

Was mache ich als Patient?

  • vor geplanten Krankenhausaufenthalten
  1. In der Klinik nach einem Hygienebeauftragten fragen.
  2. Gibt es ein MRSA-Screening bei der Aufnahme, etwa mit einem Abstrich?
  3. Welche Maßnahmen gibt es sonst zur Keimabwehr?
  • wenn bei mir MRSA-Keime gefunden wurden
  1. Vor dem Gang ins Krankenhaus sollte es eine Sanierung der Keim-Besiedelung durch den Hausarzt geben. Dabei geht es vor allem darum, die Keime in Mund und Nase sowie auf der Haut zu bekämpfen. Bestehende Wunden müssen zuerst behandelt werden. Meist dauern der konsequente Einsatz von antiseptischen Mitteln oder lokal angewendeten Antibiotika und besondere Hygieneregeln bis zu zwei Wochen, danach folgt eine Kontrolle.
  2. Hat eine Sanierung (trotz mehrerer Versuche) nicht funktioniert, geht es darum, das Risiko anders zu minimieren. Zum Beispiel durch Einzelzimmer und Transparenz gegenüber dem Klinikpersonal.
  • während der Zeit im Krankenhaus
  1. Achten Sie darauf, dass das Klinikpersonal zwischen Umgang mit verschiedenen Patienten die Handschuhe wechselt und an die Händedesinfektion denkt.
  2. Werden Geräte, Hände, Oberflächen regelmäßig desinfiziert?
  3. Können Sie selbst Desinfektionsmittel einsetzen, auf dem Flur, im Zimmer?
  4. Auch als Patient sollte man sich laufend die Hände desinfizieren und außerdem Wunden und das operierte Gebiet nicht anfassen.

Was mache ich als Besucher?

  • wenn ich einen MRSA-Patienten besuche
  1. Vor dem ersten Besuch beim Pflegepersonal melden und spezielle Regeln erfragen.
  2. Vor Betreten des Zimmers Schutzkleidung, Mundschutz und Handschuhe anziehen.
  3. Beim Verlassen des Zimmers Schutzkleidung etc. im Abfall deponieren, Hände und Unterarme desinfizieren.
  • wenn ich einen Patienten ohne MRSA besuche
  1. Alle Angebote der Klinik zur Hände-Desinfektion nutzen, Wasser und Seifen reichen nicht.
  2. Seien Sie gründlich: Mittel mit Alkohol müssen etwa 30 Sekunden einwirken, um Erreger abzutöten.
  3. Kontakt mit frisch operierten Körperstellen oder Verbandsmaterial meiden.
  4. Regeln auf besonderen Stationen erfragen. Zum Beispiel sind auf der Intensivstation Blumen tabu.