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Gefälschte Bewertungen im Netz

Stand: 23.10.2015, 11:41 Uhr

Wie entscheiden wir, was wir online einkaufen? Oft lesen wir Bewertungen anderer Käufer. Doch diese werden immer häufiger gefälscht. Amazon hat nun angekündigt, gegen Schreiber von Fake-Rezensionen juristisch vorzugehen. Doch der Markt ist riesig.

Online-Bewertungen können durchaus nützlich sein. Man erfährt, welche Erfahrungen andere mit einem Produkt oder einer Dienstleistung gemacht haben. Praktisch. Der Haken an der Sache: Man kann den Bewertungen nicht blind trauen. Bis zu einem Drittel sind aktuellen Untersuchungen zufolge gefälscht. 

Sternekauf beim Shoppen und Reisen

Besonders häufig werden Rezensionen vor allem in den führenden Onlineshops wie Amazon oder bekannten Reiseportalen wie TripAdvisor gefälscht. Dort sind die Probleme am größten. Manipuliert wird aber überall. Auf Plattformen wie fiverr.com zum Beispiel können Bewertungen gekauft werden: Nur fünf Dollar kostet es, sich eine positive Rezension auf Amazon zu sichern. Allein auf diesem Portal gibt es Hunderte von Freizeit-Rezensenten, die ihre Dienste anbieten, die sich ihr Urteil etwas kosten lassen und damit alles andere als unabhängig sind. Sie schreiben Fake-Bewertungen, die dem Auftraggeber nützen und den potenziellen Käufer hinters Licht führen sollen. Für Amazon sind diese Bewertungen problematisch. Denn dadurch sinkt das Vertrauen und das schadet dem Portal. Deshalb will der Online-Riese jetzt gegen über 1.100 User rechtlich vorgehen, die Bewertungen gegen Bezahlung anbieten.

Riesiger Markt für Bewertungen

Das Thema "Bewertungen fälschen" ist ein riesiges und vor allem lukratives Geschäft. Ein Beispiel: Auf BuyAmazonReviews.com kann man bei einer großen Agentur wohlwollende Bewertungen kaufen. 25 Dollar pro Review – wenn man mehrere kauft, wird es günstiger. Die Macher sind mit allen Wassern gewaschen. Betrug ist hier nur schwer nachvollziehbar.

Geschäfte mit Erpressermethoden

Andere Agenturen arbeiten noch diskreter. Sie beschäftigen Menschen in aller Welt, die im Kundenauftrag Bewertungen schreiben, kaum als solche zu erkennen. Hauptsache, am Ende stehen fünf Sterne. Aber auch das gibt es: Hersteller oder Anbieter werden erpresst. Wenn sie nicht zahlen, drohen die Kriminellen mit äußerst schlechten Kritiken und die können sehr schädlich sein.

Wie kann man Fake-Bewertungen verhindern?

Es gibt bereits jetzt einige Ansätze, um gefälschte Einträge einzudämmen. Amazon könnte zum Beispiel nur solchen Kunden eine Rezension gestatten, die das Produkt auch nachweislich gekauft haben. Bei eBooks ist das bereits so: Man kann nur eBooks besprechen, die man im Kindle Store gekauft hat. Bei anderen Produkten gibt es diese Einschränkung nicht, jeder kann alles bewerten. Amazon ist es also wichtiger, viele Bewertungen zu bekommen.

Mit Algorithmen gegen Betrüger

Große Reiseportale wie TripAdvisor verwenden Algorithmen, um Betrüger zu entlarven. Passen die Bewertungen zusammen? Kann der User wirklich an den Orten gewesen sein? Schreibt jemand auffällig viel oder oft zu positive Kommentare? So etwas lässt sich teilweise erkennen und wird dann überprüft oder blockiert. Auch die Wortwahl, die Häufigkeit von Rezensionen kann bei der Beurteilung eine Rolle spielen.

Generell sollten User auf das eigene Bauchgefühl hören: Was erscheint plausibel? Wichtig ist die durchschnittliche Bewertung eines Produkts oder Hotels. Je mehr Bewertungen es gibt, desto geringer wirkt sich eine gefälschte Bewertung aus. Manche Betreiber kennzeichnen auch Bewertungen von Leuten, die sich bewährt haben oder nachgewiesenermaßen bewerten können, weil sie etwas gekauft haben oder vor Ort waren. Das sind aber bislang noch Ausnahmen. Bewertungen können bestenfalls eine Orientierungshilfe bieten. Man sollte sich an mehreren Stellen informieren.