Factory Outlet Center in NRW

Fluch oder Segen für die Innenstädte?

Stand: 20.10.2015, 15:11 Uhr

Factory Outlet Center (FOC) sind für viele Kunden ein Einkaufsparadies - und für konkurrierende Einzelhändler oft der Albtraum. Wie real sind Ängste, Hoffnungen und Erwartungen, die sich an FOC knüpfen? Fünf Fragen, fünf Antworten.

Warum der Hype um Factory Outlet Center?

Frau trägt mehrere Einkaufstüten

Markenware zu Schnäppchenpreisen

Factory Outlet Center (FOC) haben für Kunden verglichen mit vielen Innenstädten diverse Vorteile: Sie liegen verkehrsgünstig, haben große Parkplätze, sind großzügig und hell gestaltet sowie zumeist ansprechend dekoriert. Oft bieten sie Kinderbetreuung an, sind sicher, haben einheitliche Öffnungszeiten und viele Geschäfte unter einem Dach. Außerdem wird Markenware deutlich billiger angeboten als bei den Einzelhändlern in der Innenstadt.

Sind Kunden bereit, für dieses Einkaufserlebnis längere Strecken zu fahren?

Ja. Kunden aus NRW fahren bis nach Montabaur, über die Grenze nach Roermond in den Niederlanden oder ins belgische Städtchen Maasmechelen, um in den Outlet Centern zu shoppen. Andere machen beispielsweise auf dem Rückweg vom Urlaub oder der Dienstreise einen kurzen Abstecher dorthin. Oder sehen FOC als schönes Ziel für einen Familienkurztrip.

Wie viele Outlet Center verträgt NRW?

Die Meinungen sind geteilt. Die FOC-Betreiber sehen noch großes Potenzial, und die Nachfrage seitens der Hersteller ist derzeit groß. Fakt ist aber auch: Die Umsatzzahlen im Einzelhandel stagnieren. Das bedeutet, jede Einkaufsfläche, die hinzukommt, führt zu Verdrängung an anderer Stelle. Und die FOC im nahen Ausland bleiben eine ernst zu nehmende Konkurrenz im Nacken, auch weil sie 363 Tage im Jahr geöffnet haben. Außerdem ist die Verkaufsfläche pro Kopf in Deutschland schon sehr hoch. In Europa ist sie die drittgrößte nach den Niederlanden und Österreich.

Drei Outlet Center auf engem Raum - macht das Sinn?

Nein. Eine Konstellation, wie sie im Raum Solingen-Wuppertal-Remscheid geplant ist, könne nicht funktionieren, meinen Experten - selbst wenn alle drei Projekte den gesetzlichen Vorgaben entsprechen würden. Sie prognostizieren eine "Kannibalisierung", die nicht jedes Geschäft überleben wird.

Machen FOC die Innstädte und den Einzelhandel dort kaputt?

Die Situation ist von Stadt zu Stadt unterschiedlich. In Wuppertal beispielsweise befürchten Einzelhändler, dass sich wegen 35.000 Quadratmeter neuer Verkaufsfläche durch ein FOC und den Umbau des Bahnhofs die Innenstadt verschieben könnte. Optimistischere Stimmen wiederum weisen auf die Chancen eines Nebeneinanders von FOC und Einzelhandel hin - vorausgesetzt, den Geschäften und Dienstleistern gelingt es, sich mit ihren Angeboten neu zu positionieren: Die Innenstadt könnte sich dann zu einem Aushängeschild entwickeln, das Menschen in der Region anzieht und ein Erlebnis verspricht.

Kann dieses Konzept aufgehen?

Ja, zeigt das Beispiel Bad Münstereifel. Hier waren zunächst weniger die Einzelhändler als vor allem die Bürger gegen das Factory Outlet Center. Doch die Kritik ist weitgehend verstummt. Das Kalkül sei aufgegangen, sagt Uwe Stephan vom Einzelhandelsverband Bonn. Es komme deutlich mehr Kundschaft. Die Stadt sei aus ihrer Agonie erwacht und aufgewertet worden.