Obama: Es war Terror

Der Boston-Anschlag im Netz

Stand: 16.04.2013, 14:00 Uhr

Die Nachricht über das Attentat auf den Boston-Marathon hat sich im Netz blitzschnell verbreitet. Am Dienstag (16.04.2013), am Tag nach dem Anschlag, werden die Sozialen Medien vor allem zur Plattform für Kondolenzbekundungen. Das sportliche Ereignis, zu dem sich jedes Jahr Läufer aus aller Welt treffen, tritt völlig in den Hintergrund.

Barack Obama sprach am Dienstag (16.04.2013) erstmals offiziell von einem Terrorakt. Nocht wisse man nicht, wer die Täter seien. Aber: "Wir finden heraus, wer das war. Wir werden sie zur Rechenschaft ziehen", kündigte er in Washington an.

Das Netz reagiert schnell. Innerhalb von Minuten nach dem Ereignis war der Anschlag auf den Boston-Marathon ein Thema in den Sozialen Netzwerken. "Die Nachrichten verbreiten sich wie ein Lauffeuer", schreibt Megan Barry (@Megan_Barry97) unter #socialmediapower. Unter den Hashtags #boston und #bostonmarathon habe es zwischen Montagabend (15.04.2013) und Dienstagvormittag bereits zehn Millionen Tweets gegeben, twittert Kerstin Fritzsche unter @new_reads.

Mitgefühl aus der ganzen Welt

Schnell wurden auf Facebook Seiten wie "Remember Boston", "Remember Boston 41513" und "Remember the Boston Marathon Attacks" eingerichtet, auf denen viele Nutzer aus aller Welt ihr Mitgefühl und ihre Trauer ausdrücken. Wie ein Kondolenzbuch lesen sich die aktuellen Einträge auf der Facebook-Seite des Boston Marathons. Bei Twitter unter @bostonmarathon gibt es aber auch Updates zu ganz praktischen Fragen, die die Teilnehmer und Boston-Besucher betreffen - etwa wo und wann die Läufer ihre Taschen abholen können.

"Warum?!"

Teilnehmer wie die deutsche Marathonläuferin Sabrina Mockenhaupt aus Siegen, nutzen die Sozialen Medien, um ihren Gefühlen Ausdruck zu geben. Mockenhaupt war schon im Hotel, als die erste Bombe explodierte. Die Läuferin ist tief geschockt und twittert unter @RunningMocki: "Alles leer, wo vor Stunden Träume in Erfüllung gingen und manche auf die grausamste Art vernichtet wurden!" Bei Facebook schreibt sie, dass es ihr schwerfalle, Schlaf zu finden. "Ich realisiere immer mehr, was hier passiert ist! Es ist wirklich traurig und ich frage mich immer noch warum!? Wo soll das noch hinführen ...! Und warum bin ich immer da, wo irgendetwas passiert?"

Trauer und Fassungslosigkeit

Thomas Bach, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) und ehemaliger Olympiasieger im Fechten, verurteilte auf der Internetseite des DOSB den Anschlag scharf: "Wir verurteilen mit Abscheu diesen heimtückischen Anschlag auf ein friedliches Sportereignis. Freude am Sport und Jubel am Streckenrand ist zu Trauer und Fassungslosigkeit geworden. Der DOSB ist in Gedanken bei den Opfern und ihren Familien sowie den vielen Helfern und Augenzeugen, die diesen Anschlag miterleben mussten. Wir hoffen, dass die feigen Täter schnell festgenommen und einer harten Bestrafung zugeführt werden."

Auch die Organisatoren des geschichtsträchtigen Marathons, die Boston Athletic Association, zeigen sich schockiert: "Was ein Tag der Freude und des Feierns sein sollte, wurde blitzschnell zu einem Tag, an dem der Marathon völlig unwichtig wurde." Es sei "ein trauriger Tag für die Stadt Boston und die Läufergemeinschaft".

Nah dran am Geschehen war Boston Globe-Fotograf John Tlumacki, der eigentlich an der Ziellinie stand, um Fotos der Läufer zu schießen. Alles war ruhig - fast schon langweilig, wie er für die "Time Lightbox" berichtet. Dann beschreibt er das Chaos, das plötzlich herrscht - und veröffentlicht schockierende Fotos. Als Reporter vor Ort war auch Nicholas Kristof von der New York Times. Auf Facebook beschreibt er seine Eindrücke und Gefühle: "Wenn man gerade denkt, dass es nicht mehr schlimmer kommen kann bei der Marathon-Geschichte, berichtet CNN, dass unter den Toten ein achtjähriges Kind war. Ruhe in Frieden." Ständige Updates liefert auch der Boston Globe, der berichtet, dass am Dienstagmorgen Teile der Bostoner Innenstadt wieder geöffnet wurden.

Von Helden und Verschwörungen

Vielleicht ist es typisch amerikanisch, dass auch das tragische Attentat von Boston schon einen Helden hat: den Mann mit dem Cowboyhut. Carlos Arredondo heißt er und ist vom Leben einigermaßen gebeutelt. Ein Sohn starb im Irak, ein zweiter nahm sich daraufhin das Leben. Doch nun zeigen viele Fotos, wie Arredondo immer wieder mit anpackt, um Verletzten zu helfen. Online erzählt die "International Business Times" seine Geschichte.

Schnell kursieren bei solchen Gelegenheiten auch Verschwörungstheorien, die sich im Netz besonders schnell verbreiten. Um das zumindest einzudämmen, hat jemand die Domain "bostonmarathonconspiracy.com" gekauft. Damit, so heißt es, "nicht irgendwelche Verrückten mit Verschwörungstheorien sie erwerben". Ganz vermeiden lassen sich krude Erklärungsversuche des Attentats im Netzdamit allerdings nicht. Die Westboro Baptist Church dankt Gott für die Bomben von Boston. Und kündigt auf Twitter (@WBCSays) an, bei der Trauerfeier für die Opfer demonstrieren zu wollen. In mehreren Tweets (#ThankGod4BostonBombs) nennen die radikalen Christen die Anschläge eine Vergeltung Gottes, unter anderem, weil der Staat Massachusetts die Eheschließung für gleichgeschlechtliche Paare legalisiert hat.

Kritische Stimmen

Darüber hinaus gibt es auch kritische Stimmen bei Facebook, die behaupten, die USA würden in Afghanistan, Pakistan und im Irak viele Menschen töten - und bei drei Toten im eigenen Land werde so ein Aufstand gemacht. Viele dieser Einträge und Diskussionen wurden allerdings schon wieder gelöscht.