Auflösung

Wie klappt's mit der Bahnreise?

Stand: 31.03.2015, 16:13 Uhr

Wo beschwert man sich bei Verspätungen? Warum ist es so schwierig, ausreichend über Verspätungen zu informieren? Wir hatten gefragt: "Wie klappt's mit der Bahnreise?". Dirk Grenz vom Fahrgastverband Pro Bahn hat Ihre Fragen beantwortet.

Zuschauerfall #1: Dreckige WCs, kaputte Heizungen, unsaubere Abteile: Die Bahn ist nicht mehr das, was sie mal war. Kann man für solche gesalzenen Preise nicht erwarten, dass diese "Standards" funktionieren? Wo beschwere ich mich, und kann ich eventuell Entschädigung geltend machen, wenn ich fünf Stunden bei eisiger Kälte im Zug sitzen muss, weil wieder mal die Heizung nicht funktioniert?

Dirk Grenz: Den Missstand melden Sie am besten sofort dem Zugbegleitpersonal. Die Mitarbeiter versuchen dann in der Regel, für Abhilfe oder zumindest ein Heißgetränk zu sorgen. Gelingt dies nicht, lassen Sie sich dies bestätigen, notfalls auch durch weitere Mitreisende und wenden sich mit Ihrer Kritik an den Kundendialog des Bahnbetreibers. Die Anschrift und Telefonnummer finden Sie auf der jeweiligen Homepage. Wollen Sie eine Entschädigung geltend machen, wenden Sie sich an das Servicecenter (Fahrgastrechte, Postfach, 60647 Frankfurt am Main). Sollte es hierbei zu Problemen kommen, können Sie sich an die Schlichtungsstellen bundesweit wenden (söp_Schlichtungsstelle für den öffentlichen Personenverkehr e.V., Fasanenstraße 81, 10623 Berlin, Telefon 030 64499330).

Zuschauerfall #2: Mich nervt die mangelnde Informationspolitik der DB. Nie erfährt man, warum ein Zug Verspätung hat. Nur häppchenweise erzählen die einem, wann der Zug kommt, wenn er überhaupt kommt. Warum kommuniziert die Bahn nicht einfach offen? Dann wären viele Kunden verständnisvoller und viel weniger sauer auf die Bahn!

Dirk Grenz: Die Infos basieren auf automatisch erzeugten und allein vom Computer erstellten Hochrechnungen - ähnlich wie beim Navi im Auto. Diese haben mit der Betriebslage vor Ort leider oft nichts zu tun, gerade wenn es sonst noch etwas dazwischen kommt. Hierzu bräuchte es mehr Personal, das ständig manuelle Eingriffe und Ergänzungen in Form von Textangaben vornimmt und die Hochrechnung beeinflussen kann. In Extremsituationen - wie dem letzten Sturm - sind die wenigen Disponenten verständlicherweise überfordert, weil sich das System verselbstständigt und mit der Datenmenge in Bezug auf Sperrungen, Umleitungen, Überholungen und den örtlichen Meldungen einfach dann nicht mehr nachkommt.

Zuschauerfall #3: Der Urlaub meines Sohnes sollte am 29. März um 7.59 Uhr von Essen starten, Ziel Burg/Fehmarn. Gebucht für eine junge Familie mit Kind und Kleinkind (16 Monate), Kinderwagen und Gepäck. Dann kam eine (rechtzeitige) Fahrplanänderung auf 02.09 Uhr in der Nacht. Da in der Nacht die Zeitumstellung von 2 auf 3 Uhr war, wusste mein Sohn aber nicht, ob der Zug jetzt um 2.09 Uhr oder 03.09 Uhr einfährt. Darüber konnte auch die Bahn keine Auskunft geben. Mein Sohn war dann mit der Familie um 01.50 Uhr am Gleis, der Zug kam um 04.15 Uhr.

Dirk Grenz: Bei einer Zugfahrt in der Nacht einer Zeitumstellung auf Sommerzeit, bekommt der Reisende manchmal ein Problem. Der Bahnbetreiber fährt den Zug am Vorabend einfach eine Stunde eher ab. Dann kann dieser am nächsten Morgen ohne Anschlüsse zu versäumen pünktlich ankommen. Der Bahnbetreiber kann aber auch ab 2 Uhr nachts mit einer eher unaufholbaren Verspätung von eben fast einer Stunde losfahren. Beide Moeglichkeiten sind unschön: Im ersten Fall müsste die frühere Abfahrt in der Fahrplanauskunft als gesonderter Verkehrstag eingegeben sein.
Viele Reisende würden hierauf aber nicht achten, oder bei der anderen Möglichkeit entstehen Anschlussprobleme am nächsten Tag. Praktiziert wird bei der DB meist Fall 2.
In diesem Fall ist die Herkunft des Zuges ein Hinweis, das hier eher mit einer Verspätung zu rechnen ist und man versucht diese teilweise im Laufe der Fahrt wieder aufzuholen.

Planmässig ist man in Deutschland oft erst wieder 24 Stunden nach der Uhrumstellung.