Ein Fest für Alle

Orgelbrausen, Weihrauch, Glockengeläut: Am Samstag wurde der neue Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki feierlich in sein Amt eingeführt. Ein großes Fest für Tausende von Gläubigen im Dom - und für die Nicht-Katholiken auch.

"Herzlich wilkommen im Erzbistum Köln!" Das riesige Plakat am Gebäude gegenüber dem Kölner Dom zeigt es: Die Katholiken freuen sich auf ihren neuen Erzbischof. Einer, der Hoffnungen auf einen Neuanfang weckt - und "ne kölsche Jung" dazu.

Sitzt, passt und hat Luft: Beim feierlichen Einzug in den Dom darf nichts wackeln. Schützen und Kirche, das ist Tradition, nicht nur im Rheinland. Aber auch die Kolpingwerke waren mit ihren Fahnen dabei, die katholischen Religionslehrerinnen, die Malteser....

Da kommt er auch schon, der künftige Erzbischof. Zur Feier des Tages läutet oben sogar der "Dicke Pitter".

Im Dom herrscht feierliche Stimmung. Vier Chöre, Orgel- und Trompetenmusik, Kerzenlicht und Weihrauch: Es soll ein ganz besonderes Fest werden. Jeder wurde dazu eingeladen - nur die Touristen mussten draußen bleiben.

Unter den Gästen: Ministerpräsidentin Hannelore Kraft und ihre Vertreterin, Schulministerin Sylvia Löhrmann. Vor zwei Tagen war Woelki in Düsseldorf, um dort einen Eid auf die Verfassung abzulegen.

Zum Erzbischof ernannt wurde Woelki schon im Frühsommer. Aber erst, wenn die Urkunde des Papstes vor allen Gläubigen verlesen wurde, ist er es auch. Der Nuntius, Botschafter des Papstes, hat sie mitgebracht, Domprobst Norbert Feldhoff (r.) liest sie vor. Rainer Maria Woelki ist nun nicht mehr Erzbischof von Berlin, sondern der 95. Bischof und Metropolit von Köln.

Geste mit Symbolkraft: Alt-Erzbischof Joachim Kardinal Meisner überreicht seinem Nachfolger den Petrusstab. Der soll einst Petrus selbst gehört haben und war die wichtigste Kölner Reliquie, ehe die Gebeine der Heiligen Drei Könige an den Rhein kamen. Weil der Stab so alt ist, wird er gleich wieder in die Schatzkammer gebracht.

Woelki dankte seinem Vorgänger mehrfach und mit Nachdruck - der Beifall war eher verhalten. 25 Jahre Meisner, das waren auch 25 Jahre voller Konflikte und Missverständnisse. Woelkis Mitbruder Kardinal Marx formulierte es so: "Mit dir war es immer aufregend." Da war die Zustimmung deutlich größer.

Zur Gabenbereitung präsentieren die Gemeinden ihre Spezialitäten. Schnaps aus dem Westerwald, Messer aus Solingen, ein Fässchen Kölsch mit Geißbock aus Köln und eine Riesenpackung Aspirin aus Leverkusen. Dazu eine Tote-Hosen-CD aus Düsseldorf mit dem passenden Titel "An Tagen wie diesen".

Das Abendmahl wird dann wieder in aller Frömmigkeit gefeiert. Woelki zur Seite stehen fast alle deutschen Bischöfe, von den Bänken aus feiern Dutzende von Geistlichen mit.

Public-Viewing auf katholisch: Der Dom ist übervoll. Wer nicht mehr rein durfte, musste den Gottesdienst auf der Großleinwand verfolgen.

Mitra und Bischofsstab: Das sind die offiziellen Insignien des Erzbischofs. Im Alltag ist Woelki meistens im Anzug unterwegs.

Das Pontifikalamt ist vorbei, jetzt wird draußen weitergefeiert. Woelki hat zu Bier, Brezel und Berliner eingeladen - auch die Nicht-Katholiken.

Der Andrang ist riesig, knapp vier Stunden im Dom machen hungrig. Aber eigentlich wollen sie nur ihren Erzbischof sehen. Immerhin strahlt die Sonne. "Erzbischofwetter" nennt das einer in der Menge.

Der Erzbischof lässt aber noch auf sich warten. Seine Mutter hat sich derweil mit der Verwandtschaft schon mal einen guten Platz vor der Bühne gesucht.

Dann ein Sprint raus aus dem Dom, vorbei an den Fotografen und rauf auf die Bühne. Da wartet WDR-Moderatorin Gisela Steinhauer.

Die Chancen des FC, die "andere Hauptstadt" Düsseldorf und das Rheinische im Kardinal: Für den sehr entspannten Woelki ist der Auftritt fast ein Heimspiel. Morgen beginnt der Alltag, mit einer Dienstreise in den Norden und weiter zur Bischofskonferenz. Aber heute ist ein Tag zum Feiern!

Stand: 20.09.2014, 14:28 Uhr