MONITOR vom 09.01.2020

Raus aus der Wohnung: Wenn sozialer Abstieg zum Existenzproblem wird

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Bericht: Lara Straatmann

Raus aus der Wohnung: Wenn sozialer Abstieg zum Existenzproblem wird

Monitor 09.01.2020 07:12 Min. UT Verfügbar bis 09.01.2099 Das Erste Von Lara Straatmann

Kommentare zum Thema, weiterführende Links und der Beitragstext als PDF

Angela Merkel: „Wir wollen, dass alle Menschen Zugang zu der Bildung haben, die sie für diesen Wandel brauchen. Wir wollen, dass sie auch in Zukunft einen guten und sicheren Arbeitsplatz haben, und im Alter eine verlässliche Rente.“

Georg Restle: „Gleiche Bildungschancen, gute Arbeitsplätze, sichere Renten. Klingt gut, was die Kanzlerin da in ihrer Neujahrsansprache verkündet – und ist doch so weit entfernt von den Realitäten zu Beginn dieses neuen Jahrzehnts. Guten Abend und willkommen bei MONITOR.

Genau das wollen wir Ihnen heute zeigen. Wie gerecht – oder besser ungerecht – es eigentlich zugeht in Deutschland, im immerhin 15. Jahr der Kanzlerinnenschaft von Angela Merkel. Was sagen die Zahlen und – vor allem – wie geht es den Menschen in diesem Land? Fangen wir an mit einem Blick auf die Vermögen in Deutschland.

Den reichsten 10 Prozent gehören 56,1 Prozent aller Vermögen in diesem Land. Dagegen verfügen die ärmeren 50 Prozent über gerade mal 1,3 Prozent aller Vermögenswerte. Vermögen heißt oft Immobilien: Grundstücke, Häuser und Wohnungen. Wer hat da eigentlich profitiert vom Immobilienboom der letzten Jahre? Die reichsten 20 Prozent der Haushalte hatten 2011 ein Immobilienvermögen von durchschnittlich 210.000,- Euro. Die ärmsten 20 Prozent von gerade mal 1.000,- Euro. Bis 2018 stieg der Wert bei den reichsten 20 Prozent auf 335.000,- Euro an, also um 60 Prozent, während es beim ärmsten Teil der Bevölkerung überhaupt keinen Zuwachs gab, Steigerung 0 Prozent. Warum das so dramatisch ist für diese Gesellschaft? Weil Menschen, die kein Vermögen haben, auch keine Sicherheiten haben für Krisenfälle. Wehe, da geht was schief, dann droht der Absturz ins Bodenlose. Lara Straatmann hat eine erfolgreiche  Akademikerin besucht, die sich eigentlich keine Sorgen machte, bis ihr das Leben plötzlich einen Strich durch die Rechnung machte.“

Hanna Krieg aus Hamburg, 44 Jahre, Diplom-Medienwirtin, lange erfolgreiche Unternehmensberaterin. Was kann da schon passieren?

Hanna Krieg: „Das habe ich auch mal gedacht. Wenn Sie in Lohn und Brot sind, gut verdienen und Sie haben ne super Ausbildung gemacht, dass einen das nicht betrifft oder dass einem das nicht passieren kann, das stimmt ja nicht. Das sehen Sie ja an mir. Natürlich muss ich sagen, es kann jeden treffen.“

Eine Krankheit warf sie vor fünf Jahren aus der Bahn, als Selbstständige musste sie kürzer treten. Aktuell bekommt sie Arbeitslosengeld II. Und erlebt die Vorurteile in den Köpfen.

Hanna Krieg: „Meine Eltern, die … zu denen habe ich gar keinen Kontakt gerade. Die ignorieren das, weil die das nicht sehen wollen. Die haben sich ein Haus gebaut, die haben eine sichere Rente. Die sind jetzt Anfang 70 usw. – und meine Probleme verstehen die gar nicht. Das ist direkt im familiären Umfeld leider auch der Fall. Deswegen ist das auch so ein Problem von Menschen, die dann so abdriften oder Arbeit verlieren oder ein Einkommen verlieren, und dann vielleicht noch die Wohnung verlieren.“

Elf Jahre lebt sie in ihrer Mietwohnung in Groß-Flottbek, hat Freunde in der Nachbarschaft. Das Durchschnittsgehalt liegt hier bei 88.000,- Euro. Früher konnte sie da noch finanziell mithalten. Jetzt nicht mehr – und das hat Folgen. Das Haus, in dem sie zur Miete lebt, wurde verkauft. Es folgte eine kräftige Mieterhöhung. Weit über dem Satz, den das Jobcenter üblicherweise zahlt. Und dabei blieb es nicht. Der Vermieter kündigte – wegen Eigenbedarfs. Sie muss raus.

Hanna Krieg: „Das sind echt schlaflose Nächte, das ist ja, Sie verlieren ein Obdach – das einzige, was der Mensch … oder eins der wichtigsten Dinge. Bevor Sie überhaupt irgendwie sind, brauchen sie ein Dach über dem Kopf, bevor Sie überhaupt irgendwas machen können im Leben.“

Rechtlich kann sie nichts machen. Die neuen Eigentümer wollen selbst in die Wohnung einziehen. Spätestens im August muss sie raus. Als Hartz-IV-Empfängerin muss sie nun eine neue Wohnung finden – für maximal 495,- Euro Kaltmiete. Parallel mit tausenden anderen Hamburgern.

Hanna Krieg: „Es ist nie schön, wenn man arbeitslos ist, egal was. Und was dann da an Rattenschwanz dahinterkommt mit den finanziellen Einschränkungen, ist bestimmt auch nicht schön. Und wenn dann noch ne Kündigung kommt und man muss mit diesen finanziellen Einschränkungen dann eine Wohnung suchen, ist der Supergau. Sie sehen plötzlich ganz viele Obdachlose um sich herum. Kann ich Ihnen zeigen, da vorne unter der Brücke wohnt einer. Das sind Horrorszenarien, da können Sie nachts dann nicht schlafen.“

Hanna Krieg gibt aber nicht auf, sucht im Internet und über Bekannte. Selbst eine nette Wohngemeinschaft kann sie sich vorstellen. Sie hofft auf einen Zufallstreffer. Mit ihren Existenzängsten ist sie nicht allein. Mietrechtsexpertin Sylvia Sonnemann erlebt solche Ängste nahezu täglich. Menschen mit geringem Einkommen würden nicht nur aus den angestammten Vierteln verdrängt, sie hätten Not, überhaupt etwas zu finden.

Sylvia Sonnemann Geschäftsführerin Hamburger Mieterverein: „Wenn Sie sich als ALG-2-Bezieherin oder als Grundsicherungsempfänger eine Wohnung suchen, da müssen Sie sich an Mietobergrenzen halten, und diese Mietobergrenzen sind angemessen, auf einem Wohnungsmarkt nicht anzumieten, diese Wohnungen. Die einzige Chance, die man wirklich hat, ist bei einer Genossenschaft oder bei einem staatlichen Wohnungsunternehmen unterzukommen. Sonst ist man da chancenlos.“

Ihre letzte Hoffnung ist die SAGA, das städtische Wohnungsunternehmen. Jedes Jahr baut das Unternehmen 1.000 neue Sozialwohnungen. Hamburg gilt damit bundesweit als Vorbild. Doch es reicht bei weitem nicht. Ihr Anruf bringt Ernüchterung.

Hanna Krieg: „Mein Gesuch ist jetzt einer von tausend in der Warteliste, und sollte was Passendes dabei sein, werde ich benachrichtigt. Innerhalb von ein bis zwei Stunden sind die meistens weg, wenn sie im Internet stehen. Also müsste ich dann 24 Stunden auf die Website gucken. Da bin ich dann sprachlos. SAGA ist ja einer der größten Anbieter überhaupt hier in Hamburg. Ja, keine Chance.“

Die meiste Angst hat sie davor, ihr ganzes soziales Umfeld zu verlieren. Raus aus der Wohnung, raus aus ihrem Leben.

Hanna Krieg: „Natürlich, gerade wenn Sie krank werden und wenn Sie dann noch finanziell absteigen, können Sie nicht mehr das alles machen, was Sie noch vorher gemacht haben als voll berufstätiger Mensch, der draußen rumgelaufen ist und Action gemacht hat. Oder auch Freunde oder Kollegen oder Bekannte – auch da wird das soziale Umfeld eingeschränkt. Deswegen bin ich ja so froh, dass ich hier wohne. Damit ich auch nach wie vor den Kontakt halten kann zu den Leuten, wie eben dem Chor oder den anderen Menschen, die ich zum Teil betreue oder denen ich weiterhelfe.“

Für die Holtmanns aus der Nachbarschaft ist Hanna Krieg eine gute Freundin. Die ehemalige Unternehmensberaterin unterstützt das blinde Paar beim Einkaufen und holt sie jede Woche für die Kirchenchorproben ab. Hier in Groß-Flottbek wird Hanna Krieg kaum mehr eine Wohnung finden. Als Hartz-IV-Empfängerin ist sie sowieso die große Ausnahme. In der Kirche spielt das keine Rolle. Seit der Gründung des Chors singt sie hier mit. Sie gehört dazu – noch.

Udo Holtmann: „Da würde jemand fehlen, jemand Wichtiges fehlen.“

Dagmar Holtmann: „Auf jeden Fall. Da würde jemand sehr Wichtiges...“

Udo Holtmann: „Auch wir haben mal irgendwann zur Miete gewohnt, das war uns nicht an der Wiege gesungen, dass wir irgendwann ne Eigentumswohnung hätten, und ich finde das bedrohlich. Ich finde das auch bedrohlich für einen Stadtteil, wenn sich da so viel verschieben tut.“

In ihrem Chor hat sie Freunde gefunden. Den meisten hier geht es hier finanziell gut. Auch Hanna Krieg fühlte sich einmal gut abgesichert – jetzt fürchtet sie um ihre Existenz.

Stand: 09.01.2020, 22:15 Uhr

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20 Kommentare

  • 20 Fischer 27.01.2020, 17:39 Uhr

    Wir brauchen bundesweit Wohnungen die vom Preis und der grösse bezahlbar sind für Singles und auch falls arbeitslosigkeit eintritt von den Ämtern getahlt werden. Ich finde seit über 5 Jahren keine Wohnung mehr, da die Wohnungen zu teuer sind, unbewohnbar da Schimmel, oder in einem Hochhausghetto liegen. Es sollte erlaubt werden in Dchrebergärten zu wohnen oder ein Ziny Haus oder Wohnwagen auf einem Grundstück zu bewohnen solange so viele Menschen ohne Wohning sind!!! Es ist ein Grundrecht einen Platz eine Wohnung zu haben. Doch mehr als 1 Millionen Menschen in Deutschland haben keine Wohnung!!!

  • 19 Hamburger Deern 26.01.2020, 20:42 Uhr

    Es bringt nichts, wenn die Saga sich damit brüstet, jährlich 1000 Sozialwohnungen zu bauen, wenn diese nur groß gebaut werden. Was Hamburg dringend braucht, sind kleine bezahlbare 1,5 Zimmer Wohnungen. Hamburg ist die Singlehochburg in Deutschland. Rentner, Studenten, Auszubildende, Arbeitslose buhlen um kleine Wohnungen

  • 18 Ruhrs 21.01.2020, 20:54 Uhr

    Endlich nicht wieder eine Friseurin, Putzfrau, ein Dachdecker oder Paketzusteller. Mich als Fachjournalistin mit Soz.-Päd-Diplom trifft nach demnächst 45 Jahren Projekt-Jobhopping in Dauerbefristungen bei öffentlichen Einrichtungen und Kirchenarbeitgebern mit zwischenzeitlichen Arbeitslosenzeiten ein ähnliches Armutsschicksal. Ich müsste für die reguläre Rente noch 2,5 Jahre arbeiten. Mich nimmt jetzt aber keine/mehr..zu teuer, zu alt. Ergebnis: 1300 Brutto minus Steuern und Sozialabgaben bis zum Ableben. Aber immer noch zuviel, um von der "Respektrente" zu profitieren. Bis dahin darf ich, wenn ich gesund bleibe 165 Euro neben ALG 1 dazuverdienen. Meine Hoffnung: 2020 wird das Jahr der Aufstände...das Maß ist auf allen Kanälen voll - die Wut auf die Politiker nach Gutsherrenart paart sich mit der Angst vorm eigenen leeren Kühlschrank und unbezahlbar werdenden Mietwohnungen.

    • DozenTree 24.01.2020, 00:08 Uhr

      In Deutschland nennt man sowas Fachkräftemangel. Trotz einer Ausbildung zum Maschinenbau- und REFA- Techniker und Technischen Betriebswirt hatte ich jahrelang nur noch 3 Minijobs.

  • 17 D. E. Satinoscri 13.01.2020, 10:54 Uhr

    "Das Land, in dem wir gut und gerne leben" ... - Waren die am 9.1.20 gesendeten Mißstände vor der letzten BT-Wahl noch nicht bekannt? Warum wurde nicht vor der Wahl darüber berichtet? Warum sprechen unsere Medien immer nur allgemein von den Versäumnissen der Regierung oder der Parteien, fast nie aber von der Person, die die Gesamtverantwortung, in die sie sich selbst mit dicken Ellenbogen reingedrängt hat, für diese katastrophalen Zustände trägt?

  • 16 Reiner 11.01.2020, 16:38 Uhr

    Die gesamte Monitor-Sendung hat diesmal die gesamte Palette der sozialen Verwerfung in unserem Land auf den Punkt gebracht. Diese Sendung kommt in mein Archiv. Ich bin selber Hartz IV-Bezieher und sehe in diesem Land keine Zukunft mehr! Diesmal kommt eine gut verdienende Frau zu Wort, die in Ihrem Leben erfolgreich war, bis sie in Hartz IV hineinrutschte. Das Problem ist, dass viele Menschen in diesem Land gar nicht wissen, was für Folgen das Hartz IV-Sanktions-Regime für Millionen Menschen in Deutschland bedeutet! Der Staat zahlt z.B. nur die Mieten, die er für angemessen hält! In der Realität müssen viele Menschen die Mietdifferenz von ihrem Regelsatz bezahlen! Kinder leben hauptsächlich vom Kindergeld! Schon jetzt geht es mit der Wirtschaft bergab. Der Staat wird den jetzigen Gutverdienern bei Arbeitslosigkeit nicht die teuren Mieten finanzieren - diese wandern mit Highspeed in die Obdachlosigkeit mit ihren Kindern! Viele begreifen das erst, wenn es bereits zu spät ist - leider!

    • DozenTree 12.01.2020, 20:18 Uhr

      Das ganze wird sich durch die CO2-Steuer erheblich verschärfen. Dann werden die oberen 10% Zweidrittel des Gesamtvermögens haben, und die unteren Zweidrittel die 1,3%. Die Reichen haben ihre Berater und kommen zu dem Geld dass einfache Bürger einzahlen. Alles unter dem Deckmantel des Klimawandels.

  • 15 Sybille 11.01.2020, 09:52 Uhr

    Liebee/r HEwerth und andere: Es ist doch klar, dass Gutverdienende das so sehen müssen. (Im Osten halten sich Menschen mit 2000 € brutto bereits zur Mitte gehörig und ihr Leben für gelungen) Wenn man genug hat, glaubt man, das sei gerecht u andere oder die Politik hätten nur was falsch gemacht, was man ändern könne. Sie können nicht Vermieter sein, wenn Sie nicht annehmen, ihnen stünde die hohe Miete zu. Wie wollen sie da ruhig schlafen? Wo doch Unternehmern auch hohe Preise zustehen. Es gibt kein soziales Gewissen. Hat es nie gegeben. Und wie gesagt, es geht noch ärger. Die Frau im Beitrag wird nicht obdachlos, die Eltern haben ein Haus. Der Frieden im Land wankt deshalb nicht, weil selbst ALGII reicht für Wohnung, essen, sogar malen ist drin. Wie gesagt, ich hab das selber durch- bis heute. Wäre gespannt, ob einer aus dem Kirchenchor bereit wäre, sie bei sich wohnen zu lassen. Mit Steuererhöhungen machen Sie nix. Geld ist nix wert, deshalb kauft man ja Beton und presst raus.

  • 14 H.Ewerth 10.01.2020, 18:01 Uhr

    Sehr geehrter Herr Restle, vielen Dank für diese Reportage. Aber es muss doch für Sie frustrierend sein, wenn bei so wichtigen Themen, die ja viele in Deutschland betreffen, die Kommentare an einer Hand abzuzählen sind, und dann auch noch davon die Hälfte, die den Betroffenen auch noch eine "Selber schuld" unterstellt, nach der Devise, hätte man besser vorsorgen sollen? Unfassbar. Das heißt nichts Gutes für die Betroffenen!! Eigentlich müssten zigtausende Kommentare hier auf Ihrer Kommentarseite geschrieben werden, stattdessen in Teilen noch Häme?? Wie ist das möglich? Schauen wir nach Frankreich, wie dort hunderttausende auf die Straße gehen, um für bessere Löhne, Renten und Co. zu protestieren? Und das obwohl viele brutalster Gewalt ausgesetzt sind? In Deutschland, findet man tausende Kommentare, wenn es um Flüchtlinge, oder andere Minderheiten geht, aber mit den Ungerechtigkeiten in dem deutschen System will niemand etwas zu tun haben, oder leugnet? Wie kann das sein?

  • 13 H.Ewerth 10.01.2020, 17:49 Uhr

    Früher gab es Steuern von über 90% für Vermögende in den USA auch in Deutschland lagen diese Steuern ähnlich. Heute genau das Gegenteil, irgendwo muss ja das Geld ja herkommen, für eine Minderheit der Milliardäre, alles für die Milliardäre, wenig bis nichts für die Mehrheit. Dies wurde doch spätestens seit Reagan praktiziert und von Deutschland unter Schröder dem Kanzler der Bosse übernommen. Und das sich das auch in Deutschland in Zukunft nicht ändern soll, deshalb wählt man ja auch die AfD.

  • 12 M.Illoinen 10.01.2020, 17:47 Uhr

    Was mir immer wieder auffällt bei solchen Reportagen, die einen Teil der Lebenswirklichkeit vieler in Deutschland zeigt, dass es kaum Kommentare dazu gibt, und wenn in der Mehrheit der Tenor:" Selber Schuld" siehe den Beitrag, selber vorsorgen? Wir haben heute ca. 40% AN die weniger als 2000 Euro brutto im Monat verdienen, und davon privat Vorsorgen? wo reihenweise Pensionsfonds 2008 in die Pleite gegangen sind, und mit Ihnen hunderttausende die ihre komplette Altersvorsorge haben verloren haben? Wie viele Versicherungsverträge hat mittlerweile die Versicherungswirtschaft gekündigt? Weil die versprochenen Zinsen nicht erwirtschaftet wurden und werden? Offensichtlich wussten viele nicht und wissen nicht wie Zinsen entstehen? Die müssen von realen Menschen mit realer Arbeit erwirtschaft werden. Und das geht irgend wann nicht mehr. Oder glaubt jemand heute noch, dass die Konzerne das Geld in den Tresor packen, über Nacht rammelt es?

  • 11 Kassandra 10.01.2020, 13:49 Uhr

    Der soziale Frieden hängt an bezahlbarem Wohnraum. Deutschland ist ein Auswanderungsland für Fachkräfte, weil europäische Nachbarländer bessere Bedingungen bieten - besonders für Fachkräfte im Gesundheitswesen.

  • 10 Sybille 10.01.2020, 11:09 Uhr

    So richtig versteh ich den Sinn solcher Reportagen nicht mehr. Mir erging es ähnlich wie der Dame. Fakt ist: 30 % dieser Gesellschaft, insbesondere in Ostdeutschland, verfügt über KEIN Vermögen (die Dame in der Reportage erbt ja das Haus ihrer Eltern). Die Bundesregierung guckt seit 1990 bei der Besitzverteilung zugunsten Westdeutscher Eliten zu. In Leipzig haben wir in bestimmten Vierteln Zustände wie im Feudalismus. Meine neue Vermieterin aus Bad Pyrmont sagte kürzlich zu mir: Ich musste!!!! meinen Job kündigen, weil die Vermietung soooo vile Arbeit macht.Ihr Mann ist Klinikdirektor einer Herzklink in Bad Pyrmont..der hat ein Einkommen, dass sich die Balken biegen...und ich zahl als Aufstockerin die Miete für bereits reiche Leute, die vor Lachen nicht in den Schlaf kommen. Einfluss auf eine Politik zugunsten Vermögender hat Ihre Darstellung nicht. Aber mir machts Angst! Andauernd Abstieg zeigen ohne Lösungsmöglichkeiten hilft nicht. Den Machern der Sendung gehts vermutlich gut...

  • 9 Wolli 10.01.2020, 05:04 Uhr

    Hallo, schlage BVE eG als Genossenschaft für günstigen Wohnraum vor. Hatte damals auch Glück! Wolli

  • 8 Wahrsprecher 10.01.2020, 00:35 Uhr

    Monitor und ein paar andere politische Magazine wachen langsam auf. Viel zu spät! Außerdem wird nach wie vor es so dargestellt, dass es schlimm wäre, weil nun auch zuvor besser gestellte Menschen betroffen sind. All diese Probleme - Rente, Mietwahnsinn, Vermögensverteilung, Geringverdiener, usw. - existieren bereits wesentlich länger. Nur konnte man lange wegschauen, weil es ja "nur" die Armen traf. Zu den diversen Themen versuchte ich bereits vor fast vierzehn bis vor neun Jahren hinzuweisen, erntete aber von Medien stets Missachtung (und einmal den Kommentar, es bestünde dafür kein öffentliches Interesse). Dabei führte ich stets aus, dass diese Probleme sich ausweiten würden. Es traf nur die Armen zuerst, und das war logisch. Jetzt kann man nicht mehr mit Dokumentationen der Situation kommen. Das würde nichts ändern. Vielmehr muss analysiert werden, wie diese Zustände möglich wurden, also wer mit welchem Interesse dorthin wirkte.

  • 7 Marlis Wein 09.01.2020, 22:35 Uhr

    Interessante Themen. Besonders interessierte mich der Beitrag zum Thema Schule. Ich habe in der ehemaligen DDR Sonderpädagogik studiert, 1976 wurde ich ausgebürgert. I Es war ein Prinzip, dass jeder Lehrer/Lehrerin nachweislich jeden Monat Elternbesuche zu erledigen hatte. Dieses Prinzip habe ich auch hier fortgeführt und, wie die Kollegin in der Essener Schule, nur positive Erfahrungen gemacht. Sicher ist es arbeitsintensiv, jedoch erfolgreich für SchülerInnen und deren Eltern. Da sollten die Kultusminister ansetzen und an allen Schulen diese Erfahrungen auswerten und die richtigen Lehren daraus ziehen. Mobbing, Gewalt, Ausgrenzung werden erfolgreich ausgeschaltet. - Ich bin seit 10 Jahren in Pension und habe heute noch Kontakt zu ehemaligen SchülerInnen und deren Eltern. Das Vertrauen ist immer noch zu mir vorhanden. Vielleicht hilft mein Beitrag ja, falls er aufgegriffen wird.

  • 6 Andreas Peter 09.01.2020, 22:27 Uhr

    schön, dass es auch mal so eine Unternehmersberaterin trifft. Das sind doch die, die alles besser wissen und ihre Hauptaufgabe ist, anderen Leuten den Job zu streichen, oder die noch die Arbeit behalten, dürfen dann für zwei arbeiten. Wenn die Dame etwas sparen muss, dann einfach aufs Land ziehen wo es billiger ist. Nicht jeder kann sich den Luxus leisten in Hamburg wohnen zu dürfen. Muß auch nicht sein. Im übrigen, nicht jammern, einfach mal ,bei unseren unfähigen Gewerkschaften bedanken (richtige Gewrkschaften soll es in Frankreich geben, siehe jetzt Demo für die Rente) und bei der SPD Agenta bedanken.

    • Oldnobody 10.01.2020, 11:45 Uhr

      Gerade französische Gewerkschaften oder die spanischen syndikalistischen Gewerkschaften würden sich diese Art von Zynismus nicht erlauben. Wenn ich es richtig verstanden habe hat die Frau Firmen in puncto Werbung beraten, wenn es nach ihrem erlernten Beruf geht. Dieses Gerede wer sich Hamburg nicht mehr leisten kann der kann doch nach Stade ziehen oder sonstwo. Ist nur eine Fortführung der neoliberalen Spaltung der gesellschaft, Städte wie Hamburg meinetwegen auch Oldenburg leben auch von sichtbaren wiedersprüchen. Wo endet da ihre Logik? Wenn alle prekär lebenden oder beschäftigte sich Stadt nicht mehr leisten können ab raus mit ihnen. Viele Menschen leben prekär haben zwei bis drei Jobs in Hamburg und sollen dann mit den wenigen was sie haben pendeln? Oder die Dame aus dem Beitrag irgendwas mit Medien findet die nicht auf dem Land.

  • 3 Ute 09.01.2020, 21:59 Uhr

    Ich denke, wenn man gut verdient kann man auch vorsorgen und nicht den Staat wenn etwas schiefgeht verantwortlich machen. Ein alter Spruch heißt "spare in der Zeit, dann hast du in der Not".

  • 2 Manuela Köhler 09.01.2020, 21:55 Uhr

    Warum hat diese Frau als erfolgreiche Unternehmensberaterin nicht privat vorgesorgt ? Das ist doch das eigentliche Problem !

  • 1 Niel Püsch 09.01.2020, 16:46 Uhr

    Mietpreisbremse - nach unten. Mietpreisbremse - einer der Lieblingsbegriffe der Desinformierer. Gültig seit Steuerjahr 2012 gibt es den § 21 Abs.2 Einkommensteuergesetz, der zunehmend von den Finanzämtern eingesetzt wird. Er besagt: Vermieter, die zu billig vermieten (ca.1/3 unter Finanzamts-genehmem Niveau) sollen ihre Kosten nicht mehr voll geltend machen können. Man stelle sich vor, das Finanzamt weist die gleiche Arroganz gegenüber Aldi auf, wenn dort die Eier nicht finanzamtskonform verkauft werden. Vermieter aber werden durch diese Gängelung geradezu getrietzt, ggfls. ihre Mieten drastisch zu erhöhen, auch wenn sie das gar nicht vorhaben. M.a.W. der § 21 QAbs.2 EStG wirkt als Mietpreisbremse - nach unten. Und zwar sehr drastisch und dauerhaft über die Jahre, also mit gewünschter Eigendynamik. Wo kein Mietspiegel gepflegt wird, dürfe Vermieter sich mit gedrillten FA-Beamten jahrelang herumschlagen. Herzlichen Dank, lieber Gesetzgeber auch für diese Beschäftigungstherapie.