Pressemeldung vom 03.11.2014

MONITOR-Pressemeldung: Bundeskartellamt ermittelt gegen Dämmstoffindustrie

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Nach Recherchen der WDR-Redaktionen "Könnes kämpft" (WDR Fernsehen) und MONITOR ermittelt das Bundeskartellamt gegen mehrere Unternehmen der Dämmstoffbranche wegen Preis- und Kundenschutzabsprachen. Die Behörde bestätigt auf WDR-Nachfrage eine bundesweite Durchsuchungsaktion vom 12. März 2014.

Bundeskartellamt

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Dabei haben 59 Mitarbeiter des Bundeskartellamtes sowie Kräfte der örtlichen Kriminalpolizei Büro- und Wohnräume durchsucht. Ermittelt wird gegen 20 Unternehmensgruppen und zwei Verbände im Bereich EPS-Dämmstoffe/Styropor. Der Verdacht der Behörde richtet sich auf vermutete Preis- und Kundenschutzabsprachen beim Vertrieb von Polystyrol-Dämmstoffen aus Hartschaum im Zeitraum von 1998 bis heute. Ziel der Durchsuchung sei die Sicherung von Beweismitteln gewesen.

Unter einer Kundenschutzabsprache versteht das Bundeskartellamt, dass Hersteller untereinander Kunden aufteilen und die Kunden des Wettbewerbers nicht abwerben. Diese Vereinbarungen können zum Beispiel Gebietsabsprachen sein. Bereits 1997 wurde vom Bundeskartellamt ein Ordnungswidrigkeitsverfahren gegen sieben Hersteller von Polystyrol-Hartschaum-Dämmstoffplatten eingeleitet. Das Verfahren wurde damals jedoch eingestellt.

Im Bereich der Fassadendämmung besitzen Dämmstoffe aus Polystyrol in Deutschland laut Fachverband "Wärmedämm-Verbundsysteme" (WDV) einen Marktanteil von rund 75%. Rund 850 Millionen Quadratmeter Hausfassaden wurden laut WDV bis heute in Deutschland gedämmt. Durch die Energieeinsparverordnung aus dem Jahre 2002 hat die Fassadendämmung in Deutschland einen rasanten Aufstieg erlebt. Die Dämmung mit Polystyrol ist zuletzt aber stark in die Kritik geraten, weil die tatsächliche Energieeinsparung zum Teil weit hinter den Versprechen der Dämmstoffbranche zurück bleibe und es zudem Probleme mit dem Brandschutz und der Entsorgung gebe.

Stand: 03.11.2014, 12:00 Uhr

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1 Kommentar

  • 1 Daniel S. 11.05.2021, 21:20 Uhr

    Es wäre super wenn Monitor/der WDR nochmals dazu recherchieren könnte, warum die Verfahren wirklich eingestellt worden sind, und v.a. warum man dazu garnichtsmehr hört.. Ist der investigative Journalismus tot? Warum wurde überhaupt "Könnes kämpft" abgesetzt, wurde man zu unbequem?