Winter ohne Schnee, Spiele ohne Freiheit: Was soll Olympia in Peking?

Der Faktencheck zur Sendung vom 31.01.2022

Kaum Schnee, Wintersport eher unbekannt: Warum finden ausgerechnet in den Bergen bei Peking Winterspiele statt? Unterdrückte Minderheiten, eingesperrte Opposition – kann Gastgeber China das alles vergessen machen? Die Diskussion nach der Dokumentation zum Thema!

Eine Talkshow ist turbulent. Oft bleibt während der Sendung keine Zeit, Aussagen oder Einschätzungen der Gäste gründlich zu prüfen. Deshalb hakt hartaberfair nach und lässt einige Aussagen bewerten. Die Antworten gibt es hier im Faktencheck.

Felix Lee über VW und China

Felix Lee sagt, in den letzten Pandemie-Jahren habe VW in China mehr Autos abgesetzt als in Deutschland.

Das ist nicht so überraschend, wie es Felix Lee mit seiner Aussage suggeriert. Weltweit ist China – unabhängig von der Corona-Pandemie - seit vielen Jahren der größte Einzelmarkt für Volkswagen. Bereits im Jahr 2009 konnten die Wolfsburger Autobauer erstmals mehr PKW in China absetzen als in Deutschland. Seither ist der Absatz aufgrund der steigenden Nachfrage in China stetig gestiegen. Von 1,4 Millionen PKW pro Jahr in 2009 auf 4,2 Millionen im Jahr 2019. Zum Vergleich: Im gleichen Jahr konnte VW in Deutschland 1,3 Millionen PKW verkaufen. Seither sinkt der Absatz allerdings. Konnte VW im Jahr 2020 noch über 3,8 Millionen Autos in China verkaufen, waren es im vergangenen Jahr laut Volkswagen nur noch 3,3 Millionen – ein Rückgang um 14,1 Prozent. Auch in Deutschland sank der Absatz auf unter eine Million PKW. Besonders in China habe sich der durch die Corona-Pandemie verursachte Mangel an Halbleitern auf die Absatzzahlen niedergeschlagen, so die Erklärung von VW.

Marina Schweizer über die Olympia-Bewerbung von München

Marina Schweizer erinnerte daran, dass sich die Bürger im Jahr 2013 gegen die Austragung der Olympischen Winterspiele Spiele 2022 in München ausgesprochen haben. In keiner der vier vorgesehenen Städte habe es eine Mehrheit für die Ausrichtung gegeben.

Nachdem München im Jahr 2011 mit seiner Bewerbung um die Olympischen Spiele 2018 gescheitert war, startete die bayerische Landeshauptstadt gemeinsam mit Garmisch-Partenkirchen und den Landkreisen Traunstein und Berchtesgadener Land zwei Jahre später einen neuen Versuch. In allen vier Städten und Landkreisen waren dieses mal die Bürger aufgerufen, sich für oder gegen eine Bewerbung um die Olympischen Spiele 2022 auszusprechen. Im November 2013 schafften die Bürger dann Tatsachen. In allen vier Bürgerentscheiden stimmten die Anwohner gegen eine neuerliche Bewerbung. Mit fast 60 Prozent sprachen sich die Bürger im Landkreis Traunstein am deutlichsten dagegen aus. Im Berchtesgadener Land stimmten 54,1 Prozent gegen eine Bewerbung, in München waren es 52,1 Prozent. Mit 51,5 Prozent gegen eine Bewerbung war das Ergebnis in Garmisch-Partenkirchen noch am knappsten.

Unser Gast Christian Neureuther war einer der Befürworter der Bewerbung. Neureuther sah in dem sportlichen Großereignis die Chance, Impulse in die Sportvereine zu tragen. Überrascht war der ehemalige Skirennläufer über die Ablehnung aber nicht. Seiner Ansicht nach war das Ergebnis des Bürgerentscheids kein "Nein" gegen die Olympischen Spiele, sondern gegen den Gigantismus und das Profitstreben um jeden Preis, so Neureuther damals in einem Interview mit der Münchener Abendzeitung.

Anmerkung der Redaktion

Für die Sendung hatten wir die Buchhandelskette “Thalia“ um eine Stellungnahme zu ihrer Kooperation mit der staatlichen chinesischen Kultur- und Literaturorganisation “China National Publication“ gebeten. Einen Teil dieser Stellungnahme haben wir in unserem Einspielfilm zu diesem Thema veröffentlicht. Hier - der vollständigen Transparenz wegen - die Stellungnahme in voller Länge:

“Thalia testet in drei deutschen Städten zwei Jahre lang ein besonders breites Sortiment von Büchern über China. Wir haben dafür Berlin, Hamburg und Köln ausgewählt, weil dort viele Menschen aus China bzw. China-Interessente leben. Ein Teil der Bücher wird von einer staatlichen chinesischen Institution geliefert und ist klar gekennzeichnet. In demselben Umfeld bieten wir eine ebenfalls große Auswahl von China-kritischen Büchern an. Unsere Kundinnen und Kunden haben also die Wahl zwischen vielen Büchern und Medien, die China aus unterschiedlichsten Blickwinkeln erklären und abbilden. So können sich alle ihr eigenes kritisches Urteil bilden. Der Test läuft noch bis Ende des Jahres 2022.“ (Stellungnahme von “Thalia“ vom 28.01.22 auf Anfrage von „hartaberfair“)

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Stand: 02.02.2022, 17:15 Uhr